23. KAPITEL

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Die 'Sonne' war bald untergegangen und plötzlich bemerkte ich, das Darren und ich fast alleine auf den Straßen war. Fragend sag ich ihn an. "Viele Kreaturen die hier leben müssen sich nachts einschließen, weil sie sonst anderen verletzt werden könnten. Zum Beispiel Werwölfe können sich manchmal nicht kontrollieren, dann sollte man sich lieber in einem Haus befinden.." Erklärte er mit einer Selbstverständlichkeit.
Gut, dass wir dann noch draußen sind.
Ich gebe dir außnahmsweise mal recht.
"Sag mal... wieso kennst du dich hier so gut aus?" Fragte ich nach einer kurzen Stille. "Ich bin hier aufgewachsen..." Sein Blick wurde etwas traurig. "Das Schicksal aber meinte es nicht sonderlich gut mit mir. "Die Himmelsarmee griff die Stadt an und zerstörte fast alles. Viele sind gestorben, auch meine Familie." "Oh." Ich wollte noch mehr fragen, zum Beispiel was es mit der Himmelsarmee auf sich hatte, doch ich hatte das Gefühl, dass gerade nicht der beste Augenblick dafür war, denn mein Begleiter starrte zu Boden und verkrampfte sich zusehend, während er mir das erzählte.. Aus dem Augenwinkel sah ich sogar ein paar Tränen, doch er blinzelte sie schnell weg und führte mich weiter.

"Wir sind da." Darren und ich bleiben vor einer Gaststätte stehen. Über uns schwang ein kleines Schild mit der Aufschrift 'Zur roten Bäuerin'. Als wir die Tür aufmachten kam mir erstmal ein abartiger Geruch entgegen. Angeekelt verzog ich das Gesicht. "Ist ja ekelhaft!" Krächzte plötzlich etwas neben mir und vor Schreck sprang ich zur Seite, stolperte und krachte gegen einen Stuhl. "Pass a-auf wo du hin-läufst!" Fluchte eine betrunkene Erinnye und fuchtelte wild mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum. "Ähm, ähm, tut mir leid." Stotterte ich. Darren hatte mir erklärt, dass Erinnyen meist hässliche weibliche Rachedämonen waren, die ihre Opfer gerne verfolgten und irgendwann in den Wahnsinn damit trieben. Und das sie niemals jemanden vergaßen, der Ihnen böses angetan hatte, also war entschuldigen sicher keine schlechte Idee, denn ich hatte definitiv keine Lust auf ihrer Liste zu stehen. Schnell entfernte ich mich wieder von der Erinnye und schaute zur der Kreatur die mich so erschreckt hatte, aber da war nichts.
Verwirrt blickte ich hin und her, als plötzlich direkt neben mir etwas anfing zu kichern. "Das ist nicht witzig, Darren!" Schnauzte ich und drehte mich um, aber ich sah nichts. "Nur weil du etwas nicht sehen kannst, heißt das nicht das es nicht da ist, Menschenmädchen." Und einfach so aus dem Nichts erschienen zwei wunderschöne braune Augen vor mir. Ich starrte sie einfach nur an. "Hey, Lis, wir müssen weiter, wir werden schon erwartet und..." Endlich sah er die Augen auch, aber im Gegensatz zu mir erstarrte er nicht und zuckte auch nicht zurück oder hatte auf irgendeine Art und weise Angst. Er sagte einfach: "Schön dich zu sehen, Monte." Und dann lachten beide los.

Hä? Was haben die denn jetzt?!
Das war ein Witz...
Ein Witz? Oh... och ne, oder? Sehen? Ernsthaft?! Schön dich zu sehen, weil er unsichtbar ist, oder was? Das soll ein Witz sein?
Blitzmerker! Und jetzt hör auf die beiden anzustarren wie zwei Behinderte Kühe!
Ich schnaubte, tat aber wie geheißen. Die beiden vor mir hatten aufgehört zu lachen und umarmten sich nun freundschaftlich. Naja, das sah irgendwie lustig aus, da der unsichtbare anscheinend nicht ganz schwach war und Darren so aussah als würde er von Nichts zerquetscht werden. "Lu-ft!" Röchelte er und drückte den unsichtbaren Typ weg von sich. "Also ich stell euch beide mal vor: Lis, Monte. Monte, Lis."
Wow, jetzt wissen wir ja Bescheid. Wer ist er? Was will er? Woher kennt Darren ihn?
Ich ignorierte meine innere Stimme und schüttelte stattdessen die Hand des unsichtbaren.

"Sag mal, hast du Hades hier irgendwo gesehen?" Fragte Darren Monte und dieser beantwortete unsere Frage mit: "Ja, hab ich. Folgt mir, ich bring euch zu ihm." Ich hörte wie sich Schritte entfernten und wusste, dass es Monte war. "Das wird halt ein bisschen schwer wenn du unsichtbar bist..." murmelte ich, folgte aber einfach Darren. Schon bald kamen wir an einen Tisch mit vielen, vielen betrunkenen Leuten. "Noch eine Runde!" Rief gerade jemand und sofort eilte ein Skelett herbei und stellte mindestens zwanzig Bier, so sah das Getränk jedenfalls aus, auf den Tisch. Jeder der Runde griff sich zwei und leerte sie in einem Zug. Darren trat an den Tisch, flüsterte einem dünnen Mann etwas zu und dieser drehte sich langsam zu mir um. Gebannt starrte er mich an, dann blinzelte er ein paar mal als könnte er nicht glauben, dass ich wirklich vor ihm stand, schließlich drehte er sich zu einer Frau mit langen blauen Haaren um und flüsterte ihr ebenfalls etwas ins Ohr.

Genau wie der Typ vorher drehte sich auch die Frau um und sah mich an, ehe sie wieder einem anderen etwas sagte. So ging das weiter bis es bei einem Mann ankam, dessen Gesicht ich nicht erkennen konnte, da es durch eine Kapuze verdeckt wurde. Ich runzelte die Stirn. Plötzlich fühlte ich mich etwas komisch. Ich wollte schon vom Tisch zurückweichen, doch Darren griff meine Hand und zog mich an sich. "Hades, mein Gebieter." Begrüßte er die Kapuzengestalt. Mir wurde noch unwohler. Das war Hades?
Hab ihn mir irgendwie spektakulärer vorgestellt...
"Sei gegrüßt, mein Junge." Ein Schauer lief meinen Rücken hinunter bei seiner Stimme, aber nicht weil sie kratzig war oder sich unangenehm anhörte, nein, sie war tief und rein und das verwirrte mich. In allen Filmen, Büchern oder sonst was, hatte Hades irgendwas furchteinflößendes an sich, aber das hier war alles andere als das. Es war ein Typ mit Kapuze. "Wieso bist du hier, Darren?" Fragte Hades. "Ich bringe dir deine Tochter." Erklärte dieser und verbeugte sich kurz. Ruckartig stand Hades auf, schmiss dabei den Tisch um und sofort wurde seine Ausstrahlung etwas gefährlicher. "Was tust du?"

Seine Stimme war nun anders. Bedrohlich leise und es war als würde nicht nur eine Person sprechen, sondern gleich zehn gleichzeitig. "I-ich habe d-dir d-deine Tochter ge..." Darren wollte seinen Satz beenden, aber Hades ließ das nicht zu. "Ich habe dich schon verstanden! Halt jetzt deinen Mund!" Schrie er plötzlich und alle in der Gaststätte zuckten zusammen. Niemand wagte es sich zu bewegen, auch nicht die zehn Leute die mit dem Herrscher der Unterwelt an einem Tisch gesessen hatten. "Mein Gebieter, ich kann das erklären!" Begann Darren entschuldigend. "Ich will deine Entschuldigungen nicht hören." Grummelte Hades wütend, schnipste mit dem Finger und der Tisch den er umgeschmissen hatte flog an seinen alten Platz zurück, aber das schien niemanden zu wundern, also probierte ich mir mein Schaudern nicht anmerken zu lassen. "Du kommst mit auf's Schloss und dort wirst du deine gerechte Strafe bekommen..." Darren ließ augenblicklich die Schultern hängen und sah tatsächlich jämmerlicher den je aus, aber er nickte. Das war der Moment in dem ich mich einmischte. Egal wie sehr ich Darren eigentlich nicht mochte, er war trotzdem der einzige dem ich hier vertrauen konnte und der mich durch diese scheiß Unterwelt führen könnte, also brauchte ich ihn.

"Hey! Lass ihn gehen, Hades! Er hat dir nichts getan und wenn ich das richtig verstanden habe, dann hat er dir sogar einen Gefallen getan. Ich meine, er hat dir deine Tochter gebracht! Ist das etwa nicht schön, die eigene Tochter zu sehen?!" Und dann machte es Klick in meinem Hirn. Darren hatte Hades Tochter hierher gebracht. Und es war niemand anderes bei ihm gewesen als ich. Ich wurde bleich. Ich war... nein, nein, keines Falls, da musste ein Fehler vorliegen. Ich hatte etwas falsch verstanden und Darren würde die Tochter noch hierher bringen oder er hatte sie schon vor mir hierhergebracht. Diese beiden Möglichkeiten hörten sich viel wahrscheinlicher an, als das ich die Tochter... ne,ne, ne! Und diese Gedanken lösten etwas in mir aus.

Teufelstochter (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt