11.KAPITEL

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Es kam mir vor als wären es gerademal Minuten gewesen in denen ich nichts als Schwärze gespürt hatte. Aber als ich die Augen aufmachte und auf die Uhr schaute, waren schon mehrere Stunden vergangen. Wo war ich überhaupt?! Ich probierte mich aufzusetzen, doch schnell ließ ich mich wieder stöhnend in ein Kissen fallen. Zischend sog ich die Luft ein als mein Rücken hart auf dem Bett aufkam, auf dem ich gebetet war.

"Nicht so schnell!" Wies mich eine vertraute, tiefe Stimme an. Ich drehte den Kopf in die Richtung und vor mir erschien Jason's Gesicht. Ich atmete erleichtert auf. Wenn er hier war, konnte es gar nicht soo schlimm sein. "Lass es uns gemeinsam probieren!" Schlug eine andere, ebenfalls bekannte Stimme ein. Ich musste ihn gar nicht erst anschauen um zu wissen, dass es Kenzie war der gesprochen hatte.

War ich froh darüber? Keine Ahnung! Ich wollte einfach mit Jason, meinem Freund, alleine sein. Ich verzog das Gesicht, widersprach aber nicht, als die beiden mich unter den Armen packten und hoch zogen. Schnaufend lehnte ich mich gegen das Kissen. "Danke." Krächzte ich. Meine Stimme war heiser vom Schreien. Die Jungs schauten mich mitleidig an.

Und dann sagte Kenzie, dass, was ich unbedingt hatte umgehen wollen. "Warum hast du uns nichts davon erzählt?!" Ich blickte beschämt zu Boden. "Ich... Ich wollte nicht, dass ihr zuschaut." Fing ich an. Kenzie starrte mich verständnislos an. "Was zum..." Ich unterbrach ihn. "Ich wollte nicht, dass ihr mir Zuhilfe eilt und dann ebenfalls ausgepeitscht werdet!"

Ich sah Jason an und wartete, dass er ausrasten würde, doch er schwieg. Das war sogar noch gruseliger, als wenn er geschrien hätte. "Seid ihr sauer?" Fragte ich schuldbewusst. "Nein. Ich bin einfach nur froh, dass du überlebt hast! Nur sag mir: Wie hast du es geschafft, dir sechzehn Rutenschläge einzufangen?" Fragte Jason mich. "Es waren ja eigentlich nur 15. Ich kann es selbst nicht verstehen... Anscheinend nur weil ich zu spät gekommen bin. Ich weiß auch nicht, warum er noch einen drauf setzen musste?! Vielleicht hat es ihm Spaß gemacht, mich leiden zu sehen?" Meinte ich ironisch.

Jason lächelte matt. "Ja, zu spät kommen ist ein schlimmes Vergehen." Überlegte er laut und seine Stimme triefte vor Sarkasmus. Kenzie verfolgte unsere Unterhaltung still. "Willst du deinen Rücken sehen?" Fragte Jason vorsichtig. Ich biss die Zähne zusammen. Eigentlich wollte ich damit warten, doch irgendwas trieb mich an und ich nickte. Kenzie holte sein Handy raus und ich lehnte mich ächzend nach vorne. Ich hörte ein Klicken und schon hielt mir Kenzie das Bild meines Rückens vor die Nase. Ich schlug mir die Hand vor den Mund und sog scharf die Luft ein.

Es war als hätte jemand eine Käsereibe auf meinem Rücken geschärft. Ich probierte mich zu beruhigen. Wenn ich es genauer betrachtete, waren dort mehrere tiefe Wunden, doch der Rest schien nicht allzu schlimm. "In ein paar Tagen kannst du wieder laufen." Erklärte Kenzie und strich mir sanft über den Arm. Ich bekam eine Gänsehaut. Jason ergänzte: "Und dann werden wir schnellstmöglich aufbrechen. Ich kann spüren wie sich die Macht in dir ausbreitet!"

Ich hob den Kopf an um ihm in die Augen zu schauen. An die Macht hatte ich gar nicht mehr gedacht. Ein weiteres Problem, dem ich mich stellen musste. Kenzie runzelte nur die Stirn. "Ich hab schon mit Jason gesprochen und er hat zugestimmt, dass ich mitkomme." Es verschlug mir den Atem und ich schaute die beiden Jungs die ich so sehr mochte, jeden auf eine andere Art und Weise, ärgerlich an.

Es waren schon ein paar Tage vergangen, seit der Unfall, wie wir ihn inzwischen nannten, geschehen ist. Kenzie brachte zwei Rücksäcke mit hinein. Der eine war ziemlich groß, hatte mehrere Fächer und war grünlich. Der andere war klein und blau. Er deutete auf den kleineren. "Den trägst du. Dadrin werden wir die Decken und Kissen unterbringen. Ich nehme das Essen und Trinken."

Jason kam nun auch ins Haus und holte ebenfalls einen Rucksack aus einem kleinem Wandschrank. "Tut mir leid, Lis! Das wird eine harte und vielleicht auch längere Wandertour. Du bist jetzt als Verbrecher eingestuft und deshalb können wir den Bus und Zug nicht mehr nehmen. Sie würden dich sofort erkennen." Ich zuckte zusammen. Mit sie meinte er die Polizisten und mit Polizisten verband ich nichts gutes. Überhaupt nichts gutes.

Ich nickte und stand auf. Das ging inzwischen relativ gut. Das Laufen war ziemlich unangenehm, aber ich hielt das Ziepen schon aus. Ich schulterte den Rucksack. "Kann es losgehen?" Fragte ich mit gespielt übertriebenem Eifer. Jason warf mir einen scharfen Blick zu. Ich neigte dazu sarkastisch zu werden wenn ich nervös war. "Noch nicht, Lis! Wir müssen nochmal überprüfen ob wir alles haben." Erklärte Kenzie und ich ließ seufzend meinen Rucksack fallen. Jetzt verdrehte Kenzie die Augen und warf Jason einen Hab-Ich's-Dir-Nicht-Gesagt-Blick zu.

Ich zog einen Schmollmund und setzte mich an den Tisch. "Was ich euch eigentlich noch fragen wollte. Wem gehört dieses Haus eigentlich?" Jason schaute mich durchdringend an, doch Kenzie sagt: "Das wüsste ich auch mal gerne!" Jason schüttelte nur den Kopf. "Ihr wisst eben nur wenig über mich. Zu wenig... Und das ist auch gut so!" Mich schauderte es kurz. "Und was wissen wir nicht?" "Zu viel um das Thema jetzt weiter auszuführen!"

Er blickte mich warnend an und drehte sich weg von uns. Kenzie zuckte nur die Schultern und ging seinen Rucksack durch. Danach nahm er sich Jason's vor, welcher einem Sack aus den 80er glich. Ich beobachtete ihn dabei wie er ungeschickt Sachen hinauszog, darunter Taschenlampen, Kompasse und sogar Taucheranzüge. Ich starrte den Sack an. "Wir werden die Zivilisation gänzlich verlassen, oder?" Fragte ich und Kenzie lachte nervös. "Ja..." Meinte Er kichernd.

Dann kramte Kenzie weiter, doch urplötzlich erstarrte er. Sein Gesicht verzerrte sich komisch und er schien wütend zu sein. "Ist das dein Ernst?!" Er deutete mit seinem Finger auf Jason. "Warum hast du ... Da drin?!" Jason schwieg. Nachdem er kurz gezögert hatte, sagte er schlicht: "Klären wir das unter Jungs, aber nicht jetzt." "Was ist denn drinnen?" Wollte ich neugierig wissen und probierte über Kenzie's Schultern zu schauen, doch ich war zu klein. Enttäuscht und schnaubend ließ ich mich auf den Stuhl zurückfallen.

Teufelstochter (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt