20. KAPITEL

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Wir liefen jetzt schon seit Stunden durch einen dunklen Tunnel. Ab und zu waren Abzweigungen gekommen, aber Darren hatte immer gewusst wohin es geht. Der Schwindel der bei dem Durchqueren dieses Portals gekommen war, war inzwischen verschwunden. Insgesamt fühlte ich mich seitdem wacher und gesünder denn je. Auch hatte der Hunger und Durst nachgelassen, den ich davor verspürt hatte, der Muskelkater in meinen Beinen war verschwunden und und wie gesagt, es ging mir einfach besser.
Schon komisch...
Eigentlich ja nicht, aber egal. Du wirst noch herausfinden, wieso es dir so gut geht!
Aha. Willst du's mir nicht einfach sagen?
Darf ich leider nicht.
Leider? Ist klar.
Ich schnaubte frustriert. Ich gab mich damit ab, dass diese Innere Stimme mehr wusste als ich, obwohl sie ja anscheinend ich war. Verwirrend. Mir fiel auf, dass ich mich zurzeit mit ziemlich viel zufrieden gab... oder eher ignorierte. Zum Beispiel die Tatsache, dass in meiner Welt plötzlich komische Wesen herumlümmelten.

Endlich erreichten wir das Ende des Tunnels. Rötliches Licht leuchtete uns entgegen. Darren streckte sich genüßlich. "Endlich wieder zuhause!" Meinte er und musste Lächeln, während ich nur mit offenem Mund da stand. Das war definitiv nicht normal. Nein, das hier war nicht einmal unnormal. Worte um das hier zu beschreiben? Gab es nicht. Der Himmel war blutrot und eine schwarze Sonne probierte das rote Licht wie ein schwarzes Loch in sich aufzusaugen, anstatt welches zu spenden. Wir befanden uns an einem Waldrand, wenn man das hier noch Wald nennen konnte. Wohl kaum. Die Bäume trugen keine Blätter, aber das war noch nicht alles. Sie schimmerten kränklich, als wären sie von einem Pilz befallen und sie verrenkten sich komisch. Manche Bäume lagen halb zusammengefallen auf dem Boden, während andere sich um die Äste anderer Bäume krallten, als wollten sie die anderen Bäume erwürgen. Ich würde es jedenfalls nicht wagen Ihnen zu Nahe zu kommen.

Vor Darren und mir tat sich ein Gebirge auf. Die Berge waren unglaublich groß, sodass ihre Gipfel in den schwarzen Wolken verschwanden, die den Himmel bedeckten. Aber auch die Berge selbst sahen nicht normal aus. Sie ragten wie schwarze Riesen vor einem auf. Ihre Wände waren rau und unregelmäßig. Und was mir dann auffiel, ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen. Wenn wir weiterwollten, mussten wir entweder durch den 'Wald' oder über das Gebirge. "Darren, wo sind wir hier?" Meine Stimme zitterte. Ich schluckte und unterdrückte damit die aufkommenden Tränen. Ich hatte zu oft geweint in letzter Zeit. Immer nachts. Immer wenn es niemand mitbekam. Wenn ich mal kurz für mich alleine gewesen bin, weil Kenzie und Jason vorgegangen waren. Niemals vor anderen und das wollte ich gar nicht erst anfangen. Darren kratzte sich am Arm und lächelte mich plötzlich mit einem gruseligen, krankhaftem Lächeln an. "Wo wir hier sind? Das ist die Hölle, Lis!"

Darren fuhr sich verwirrt durch die Haare. "Das wollte ich nicht sagen, tut mir leid... Es- Es juckt so sehr!" Und dann begann er sich plötzlich wie wild zu kratzen. Er wurde immer immer schneller, fuhr sich mit seinen Nägeln über die Haut und hinterließ dabei blutige Striemen. Mein Blut gefror mir in den Adern, als ich sah, wie Darren lange, schwarze Ohren wuchsen. Er riss seinen Mund auf und spitze Zähne blitzen mir entgegen, seine Augen wurden groß, schräg und schwarz und er wuchs ein Stück. Ich schrie auf und stolperte rückwärts. Aus seinem aufgerissenem Mund, der inzwischen mehr einem Maul ähnelte, ertönte ein schmerzvolles Gurgeln. Er sank auf alle Viere und Fell wuchs an allen erdenklichen Körperstellen. Seine Kleidung lag inzwischen zerrissen neben ihm. Ich schlug mir die Hände vor dem Mund um nicht nochmal zu schreien und machte schnell ein paar Schritte nach hinten. Weiter weg von Darren, der nicht mehr Darren war. Das Tier vor mir erhob sich. Ein schiefes irres Grinsen zierte sein Gesicht und betonte die strahlend weißen Zähne. Ich begann unkontrolliert zu zittern. "D-Darren?" Flüsterte ich. Die Tränen konnte ich nun doch nicht mehr aufhalten. "IST SCHON GUT! DAS IST MEINE WAHRE GESTALT, LIS. KEINE ANGST, ICH BIN IMMERNOCH DARREN." Dröhnte das Vieh, das gerade eben noch Darren gewesen war, mit tiefer Stimme.

Ich widerstand dem Instinkt mir die Hände auf die Ohren zu pressen um die Stimme nicht hören zu müssen. Sie hallte unnormal laut in meinen Ohren.
Keine Angst?! Ist klar!
Allerdings war ich klug genug, dass nicht laut auszusprechen. Ok, ok, so klug war ich dann doch nicht, denn ich stotterte etwas anderes. "D-Das kann aber nicht sein... Ich ke-kenne dich doch! Du warst mal mein bester Freund. Ich wüsste es doch wohl wenn du dich in eine haarige Bestie verwandlen würdest!" Am Ende wich mein Geflüster einem hysterischem Kreischen. "GLAUB MIR, WENN ICH DIR SAGE, DASS DU MICH NICHT KENNST. JEDENFALLS NICHT GUT GENUG!" Lachte das Ding bitter auf. Ich sah ängstlich zu Darren auf. Er war gut 2 1/2 Meter groß und ragte somit rießig über mir auf. "Aber das kann doch nicht sein..." Wiederholte ich mich.

"Sag mir, dass ich träume..." Flüsterte ich. Er schüttelte den pelzigen Kopf. Es war komisch mir vorzustellen, dass das Wesen auf vier Beinen und insgesamt ziemlich wolfsähnlich Darren sein sollte. "TUT MIR LEID, ABER DAS KANN ICH NICHT. ES IST NÄMLICH NICHT WAHR." Erklärte er. "WIR MÜSSEN ÜBRIGENS BALD WIEDER LOS. WIR WERDEN ERWARTET." Ich seufzte. Eine weitere Sache, die ich anscheinend einfach annehmen musste. Einfach annehmen, dass mein ehemaliger bester Freund sich in einen Wolf verwandeln konnte. Moment?! Dann war er ein Werwolf, oder? Ich hatte davon viel gelesen.

"B-Bist du ein W-Werwolf?" Fragte ich leise. Ok, jetzt kam ich mir vor als wäre ich in Twiglight... Er begann nur erneut zu lachen. "NEIN." "Was dann?" "WERWÖLFE SIND NUR EINE UNTERSPEZIES ZU DER ICH GEHÖRE. ES NENNT SICH THERIANTHROPIE. JEDENFALLS NENNEN ES DIE MENSCHEN SO. DAS BEDEUTET SO VIEL WIE, SICH VOM MENSCH IN EIN TIER VERWANDELN ZU KÖNNEN. ICH KANN MICH IN KEIN SPEZIELLES TIER VERWANDELN. ICH BIN IRGENDWAS DAZWISCHEN. WOLF UND MENSCH." Ich nickte bedächtig. Von dieser Therianthropie hatte ich schon gehört. "Könntest du dich dann vielleicht zurückverwandeln?" Er nickte und kurze Zeit später stand ein normaler Darren neben mir. Ein schiefes Lächeln war auf seinen Lippen erschienen. Er hatte nur eine kurze schwarze Hose an, deshalb blickte ich schnell weg. "Du wirst dich an den Anblick gewöhnen müssen!" Ob er damit seine komische Tiergestalt oder seinen nackten Oberkörper meinte, wusste ich nicht und ich fragte auch nicht nach.

Teufelstochter (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt