10 // jealousy

98 12 1
                                    

Mein Mund steht offen und ich starre Luke an. "Was...?"

Lukes Grinsen verschwindet nicht von seinem Gesicht. "Komm schon, Lu. Ich kenne dich zu gut. Ich weiß genau, was du willst."

Es stimmt tatsächlich, dass Luke mir früher jeden Wunsch von den Lippen ablesen konnte.

Aber ich schüttle mit dem Kopf. "Nein, verdammt. Ich kann nicht. Ich kann nicht mit dir zusammen sein, Luke."

Jetzt lacht er auch noch. "Ach Lu. Ein Sturkopf bist du auch geblieben. Das liebe ich an dir. Aber du musst das einsehen. Ich weiß, dass du das genauso sehr wie ich willst. Dieser Kuss... da war etwas. Das kannst du nicht leugnen. Sonst hättest du nicht erwidert."

Es ist zum Verzweifeln. Ich weiß gerade selbst nicht, was ich fühle und was ich will. "Luke...", beginne ich leise. "Du... du weißt, dass das nicht geht. Was meinst du, warum ich den Kontakt abgebrochen habe? Sicherlich nicht, weil ich dich gehasst habe oder mir einfach nur danach war. Ich kann nicht mit dir zusammen sein, immer mit dem Wissen im Hinterkopf, dass wenn du auf Tour bist jedes Mal tausende von Mädchen sich auf dich stürzen. Ich kann keine auch Fernbeziehung führen. Du bist ständig mit der Band beschäftigt und ich mittlerweile auch. Unsere Welten haben sich in den letzten Jahren immer mehr voneinander entfernt. Es geht nicht."

Wir sahen uns in die Augen und auf einmal war alles wieder wie damals. Diese Vertrautheit und Freundschaft war noch immer da.

Ich muss wegschauen, da die blauen Augen mich fertig machen.

"Lu... lass es uns bitte wenigstens versuchen", fleht er und nimmt meine Hand. Ich zucke zusammen und ziehe meine Hand weg.

"Hör auf. Hör auf, dir irgendetwas einzubilden, was nicht da ist. Du hattest damals eine Chance, mir zu sagen, was du gefühlt hast. Vielleicht wäre dann alles anders gekommen. Aber diese Chance hast du verpasst. Es ist zu spät." Es tut unendlich weh, ihm das zu sagen, aber es ist besser so.

"Nein", sagt Luke heftig, sodass ich erneut zusammenzucke. "Nein. Das kann nicht einfach so... enden."

Ich spüre, wie sehr er um mich kämpft und es zerreißt mir fast das Herz.

"Luke, es hat schon vor drei Jahren geendet." Diesmal ist es Luke, der zusammenzuckt. Ich schließe kurz die Augen, öffne sie wieder und blicke ein letztes Mal in die schönen himmelblauen Augen. Dann nehme ich die Beine in die Hand und sprinte los.

Ich habe keine Ahnung, ob er mir folgt, aber ich habe keine Zeit, mich damit zu beschäftigen. Hastig kämpfe ich mich durch die tanzenden Menschen und finde zum Glück bald die Person, nach der ich gesucht habe.

Dan sieht mich verwirrt an, als ich seinen Arm packe und Anstalten mache, ihn zum Ausgang zu ziehen. "Was wird das?", fragt er mich und muss dazu direkt an meinem Ohr sprechen, sonst hätte ich ihn nicht verstanden.

"Wir müssen abhauen. Olly und Harry können wir später schreiben, die sollen sich ruhig noch ein wenig amüsieren. Aber ich muss -" Ich sehe Luke und auch er hat mich entdeckt und steuert direkt auf uns zu. "Scheiße", fluche ich und überlege fieberhaft nach einem Ausweg. Bis zum Ausgang schaffen Dan und ich es nicht mehr rechtzeitig. Da wäre noch eine Idee... nein. Das kann ich nicht machen.

Ich muss es tun.

"Dan?", rufe ich und er sieht mich an. "Dan, ich... du weißt, dass ich nichts von dir will und dass du nichts von mir willst, aber Luke ist gleich da und-"

"Schon gut", lächelt er zu meiner Überraschung. "So oft, wie du mir schon geholfen hast, bin ich dir das wohl schuldig."

Und schon hat er mich zu sich herangezogen und drückt seine Lippen auf meine. Es ist... seltsam. Es ist verdammt seltsam. Ich meine, es ist, als würde ich meinen Bruder küssen. Dan ist ein guter Küsser, das steht außer Frage, nur ist er eben mein bester Freund und das ist ziemlich komisch. Lukes Kuss hat sich angefühlt, als - Stop. Luke gibt es nicht mehr. Wir haben keine Zukunft.

"Lu? Was zur Hölle tust du da?", ruft plötzlich Luke direkt neben mir. Er zieht Dan von mir weg. "Wie kannst du es wagen, sie zu küssen?", fragt Luke wütend und will schon mit der Faust ausholen.

Luke tut mir so unendlich leid, aber es geht nicht anders und so nehme ich Dans Hand und verschränke meine mit seiner. "Luke beruhige dich bitte. Dan... äh... ich..."

"Wir sind ein Paar", hilft Dan mir.

Ich nicke. "Er ist mein Freund, Luke. Ich habe dir doch gesagt, dass da nichts mehr ist. Ich... ich liebe Dan. Es tut mir leid."

Der Blick des blonden Jungen ist fassungslos und unendlich verletzt. Luke lässt seine zur Faust geballten Hand kraftlos sinken und sieht wie der kleine Hemmo von früher aus. Da ich das nicht mehr aushalte, ziehe ich Dan hinter mir her und gemeinsam schaffen wir es irgendwie zum Ausgang.

Wir rennen die leere, nur von Laternen beleuchtete Straße entlang, vermutlich hat schon der nächste Tag begonnen. Ich muss anhalten, um meine Schuhe auszuziehen und renne dann einfach barfuß weiter, da ich keine Lust habe, die Sneaker anzuziehen.

An der Haltestelle der Bahn bleiben wir keuchend stehen. "Danke", murmele ich an Dan gewandt. "Das hätte nicht jeder gemacht."

"Nicht der Rede wert", winkt Dan lächelnd ab.

Niedergeschlagen nicke ich. Immer wieder kommt mir der traurige Gesichtsausdruck von Luke in den Sinn und das macht mich fertig. Es wäre alles so einfach, wenn Luke nicht berühmt wäre, aber das ist ein Teil von ihm und ich will ihn ehrlich gesagt auch nicht missen.

"Übermorgen ist schon die zweite Runde des Castings", sagt Dan plötzlich, als die Bahn einfährt.

Mein Herz bleibt kurz stehen. "Oh, scheiße", entfährt es mir.

"Ich wollte dich nur vorwarnen. Willst du wieder bei mir pennen?"

"Das wäre super. Dann muss ich die Nacht, die vermutlich eh schlaflos wird, nicht in der Gegenwart von Bella verbringen", seufze ich.

Wir steigen ein und setzen uns. Die Fahrt verläuft erneut schweigend. Dan ist kein Typ der vielen Worte und ich muss auch nicht durchgängig sprechen.

Bei Dan zu Hause lasse ich mich auf das Sofa sinken und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Dan setzt sich neben mich und zieht mich in eine Umarmung. "Es tut mir so leid", flüstert er.

Ich spüre, wie mir die Tränen kommen. "Ich will das nicht mehr, Dan. Du weißt gar nicht, wie sehr ich ihn liebe. Aber ich kann das einfach nicht. Diese vielen Mädchen und dann die Touren. Ich gehe noch zur Schule. Was wäre das für eine scheiß Fernbeziehung?", murmele ich verzweifelt.

"Aber wäre es nicht wenigstens einen Versuch wert?", fragte Dan mich.

Jetzt laufen mir die Tränen über die Wangen. "Ich habe es schon verdorben", sage ich heiser.

Verwirrt sieht Dan mich an und wischt die Tränen weg, obwohl immer neue kommen.

"Ich... vorhin auf der Party... Ich habe mit Luke auf dem Klo rumgemacht." Ich starre den Teppich in Dans Wohnzimmer an, als wäre dieser viel interessanter, als Dan selbst.

Lange ist mein Schluchzen das einzige, was zu hören ist.

Nach einer Weile atmet Dan laut ein und aus. "Wie bitte?" Er klingt geschockter, als ich es erwartet hatte.

"Mach mir bitte nicht noch ein größeres schlechtes Gewissen. Ich weiß, es war der vermutlich größte Fehler meines Lebens. Oh mein Gott, was habe ich da bloß getan?"

Die Tränen wollen einfach nicht aufhören, obwohl ich dachte, ich hätte vorhin schon alle aufgebraucht.

"Du... du hast mit Luke fucking Hemmings rumgemacht?" Mein bester Freund klingt mehr als ungläubig.

Mein Kopf schnellt zu ihm und ich starre ihn entsetzt an. "Dein Ernst?"

"Ja, verdammt, Lucy. Du... warum... warum gibst du euch nicht wirklich eine zweite Chance? Sein Blick vorhin - er liebt dich genauso wie du ihn."

"Das bestärkt mich sehr in meiner Entscheidung, Dan", sage ich ironisch.

"Wenn du nicht hundertprozentig hinter deiner Entscheidung stehst, ist sie nicht richtig."

The memories I never can escape | l.r.h. | discontinuedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt