15 // worries and song texts

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"Was?" Mir ist, als würde mein gesamter Körper schockgefroren werden. Die Kälte frisst sich durch alles, bis sie mein Herz erreicht. Es fühlt sich sogar beinahe so an, als schlage mein es langsamer, was aber wahrscheinlich eher Einbildung ist.

"Ich habe es eben erst erfahren, weil sein Kumpel mich angerufen hat. Vor etwa einer halben Stunde sind sie auf ihren Motorrädern illegale Straßenrennen gefahren und... naja es war halt dunkel. Er ist gegen die Leitplanke geprallt, vom Motorrad geflogen und -"

"Hör auf!", rufe ich, verstört genug. "Bitte keine ausführliche Beschreibung. Ich kann mir vorstellen, was passiert ist." Ich frage mich, woher ein Kumpel von Ethan Bellas Nummer hat, aber damit sollte ich wohl zu einem passenderen Zeitpunkt nochmal beschäftigen. "Wie geht es ihm? Ist er im Krankenhaus? Bist du schon bei ihm?"

"Ja, der Rettungswagen hat ihn schon in das Krankenhaus bei uns in der Nähe gefahren, ich bin gerade auf dem Weg zu ihm. Wie es ihm geht wissen momentan nur die Ärzte."

"Ich komme gleich nach." Schon habe ich aufgelegt.

"Was ist los?", fragt Luke und im ersten Moment starre ich ihn erschrocken an, da ich seine und Calums Anwesenheit kurz vergessen habe.

"Mein Bruder...er hatte einen Unfall... er ist im Krankenhaus", flüstere ich heiser und plötzlich fühle ich mich ausgelaugt, kalt und leer, als wäre ein Dementor in der Nähe. "Ich glaube, ich fahre besser zu ihm."

"Ich komme mit", sagt Luke sofort. Die Entschlossenheit in seiner Stimme lässt das Eis, welches mein Herz umklammert, wenigstens ein bisschen auftauen.

Dennoch schüttele ich den Kopf. "Luke, das geht nicht."

Als er widersprechen will, schaltet Calum und kommt mir zur Hilfe.

"Sie hat recht. Ich weiß, du pfeifst auf die Presse, wir alle tun das, aber überleg mal trotzdem, was das für Schlagzeilen ergibt, wenn du erstens nachts in einem Krankenhaus auftauchst und zweitens mit einem Mädchen", argumentiert er, aber Luke schüttelt hartnäckig mit dem Kopf.

"Dann setze ich eben eine Sonnenbrille und eine Mütze auf", hält er dagegen und ich seufze. Es ist unglaublich süß von ihm, dass er mich begleiten will und alles dafür tun würde, aber es geht einfach nicht. Das ist genau das, was ich um jeden Preis verhindern will.

"Bitte, tu' es für mich", sage ich leise. "Ich rufe dich sofort an, wenn ich dort bin und sobald ich etwas Genaueres über Ethans Gesundheitszustand weiß, sage ich dir auch Bescheid, okay?"

Ich sehe, wie Luke mit sich ringt, aber zu meiner Erleichterung nickt er schließlich. "Wünsch' ihm gute Besserung von mir."

"Ich werd's ihm ausrichten." Schnell gebe ich Luke einen Kuss auf die Wange, lächle Calum kurz an und eile dann zu meinem Fahrrad. Meine Hände zittern schrecklich und ich brauche mehrere Anläufe, um das Schloss zu öffnen. Schließlich schaffe ich es und brause in Richtung Krankenhaus.

Mit rasendem Herzen renne ich in die Notaufnahme. Als ich von einer Schwester angesprochen werde, fasele ich irgendeine unverständliche Scheiße und ich bin froh, dass ich nicht gleich in die psychiatrische Abteilung eingewiesen werde. Die Schwester ist zu meinem Glück recht freundlich und geduldig erfragt sie alle nötigen Details, um herauszufinden, was ich hier will.

Schließlich werde ich zur Intensivstation geschickt. Als ich richtig eingekleidet bin und die Zimmernummer gefunden habe, bleibe ich vor der Tür stehen. In meinem Kopf fegt ein Tornado und erlaubt mir keinen klaren Gedanken. Nur ein einziger hält sich hartnäckig: Wird er es schaffen?

Ich schüttele den Kopf, um ihn fortzujagen. Natürlich wird er es schaffen.

Ehe ich es mir anders überlegen kann, drücke ich die Klinke hinunter und betrete den Raum.

The memories I never can escape | l.r.h. | discontinuedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt