9 // toilette talk

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"Das gibt es nicht!"

Da gebe ich dir Recht, Luke.

Ganz ruhig bleiben. Nicht hyperventillieren. Einfach ein-und ausatmen.

Warum ist er hier? Und was zur Hölle hat er jetzt für ein Problem?

"Lucy?"

Ich erstarre und habe das Gefühl, dass der Alkohol sich für ganz kurze Zeit vom Acker macht, was aber schnell wieder nachlässt.Oh Gott. Er erinnert sich doch. Und ich bin sturzbesoffen. Super Leistung. Wirklich super Leistung, Lucy.

"Mmh?", bekomme ich gerade so heraus.

"Lucy. Du... du bist es wirklich." Es scheint, als wäre Luke wieder nüchtern. Das ist ja wohl noch peinlicher.

Ich starre auf den Boden und überlege, wie ich auf die unauffälligste Weise im Erdboden versinken könnte. Gar nicht. Es geht nämlich nicht. Das habe ich mir jetzt eingebrockt und muss es auch irgendwie ausbaden. Große Klasse.

"Mein Gott, Lucy, ich...", er sucht nach Worten, während ich immer noch auf das Parkett sehe und hoffe, dass der Alkohol so schnell wie möglich verschwindet. Aber 3 Shots lösen sich nicht von der einen Sekunde auf die andere ins Nichts auf.

"Bissu übrascht?" Die Worte sind aus meinem Mund, ehe ich irgendetwas dagegen tun kann. Sofort danach will ich mir eine Ohrfeige geben. Mein Blick bleibt auf den Boden gerichtet und ich traue mich nicht, mich zu bewegen.

Luke lacht leise. "Also, dass du dich so besäufst, hätte ich nicht gedacht."

Haha. Sehr witzig. Ich rühre mich immer noch nicht.

"Lu... ich... ich weiß überhaupt nicht, was ich sagen soll... du... mein Gott." Er ringt wieder mit den Worten. "Du... du hast einfach den Kontakt abgebrochen. Du hast mich überall geblockt und nicht mehr auf meine Anrufe reagiert. Weißt du, wie oft ich einfach vor deinem Haus stand, mich aber nicht getraut habe zu klingeln? Und dann, eine Woche später, habe ich geklingelt, aber niemand hat aufgemacht. Es stellte sich heraus, dass das Haus leer stand. Zwei Wochen später musste ich mit zusehen, wie eine Familie dort einzog. Du warst wie vom Erdboden verschluckt." Er sieht irgendwie wütend aus, was aber auch Einbildung sein kann. "Und jetzt tauchst du hier einfach zu Ashtons Party auf. Das... das fasse ich einfach nicht."

Ich auch nicht, Luke, ich auch nicht.

Ich traue mich nicht, etwas zu sagen, denn meine Zunge fühlt sich ziemlich taub und schwer an und ich glaube nicht, dass viel Gescheites aus meinem Mund kommen würde. Schweigend sitzen wir beide einfach nur da und versinken in unseren Gedanken. Es macht mich verrückt, Luke so nah neben mir zu haben und auch noch allein in einem Raum mit ihm zu sein.

Ich meine, es ist Luke, der Junge, in den ich mich verliebt habe. Den ich noch immer liebe. Den ich jetzt gerne -

Stop. Nein. Du denkst nicht im Traum daran. Du bist betrunken und Luke will garantiert nichts von dir. Außerdem hat er gerade erst Cara-Schlampe die Zunge in den Hals gesteckt. Pfui.

Und dann sage ich etwas, was ich wahrscheinlich für alle Zeit bereuen werde: "Weissu, warum ich gegan' bin? Ich hab dich geliebt, Luke. Jahrelang. Aber ich hab mich nich getraut, dir was zu sagen. Dann wurdest du so unnahbar und meine Familie is umgezogn. Die Chance für mich, den Kontakt absubrechn."

Luke starrt mich mit offenem Mund an. Und dann er das, was ich am allerwenigsten erwartet hätte. Er fing an zu lachen. Luke lachte einfach über das, was ich ihm jahrelang verheimlicht habe. Was ich jahrelang nicht ausgesprochen habe, weil ich Angst hatte, dass er sich von mir abwendet. Aber ich glaube, diese Reaktion ist noch weitaus verletzender.

The memories I never can escape | l.r.h. | discontinuedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt