13 // annoying sister

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Ein lautes Poltern reißt mich aus dem Schlaf. Ich setze mich auf und versuche, erst einmal meine Gedanken zu ordnen.

Das Geräusch kam definitiv von der Treppe und ich bete, dass es kein Einbrecher ist. Schlaftrunken greife ich im Dunkeln nach dem dicken Hardcoverbuch, das sich auf meinem Schreibtisch befindet und wappne mich somit, notfalls jemandem eins überzubraten.

"Bellaaa! Luuucyyy!", ruft eine männliche Stimme. Mein Bruder.

Stöhnend lasse ich das dicke Buch auf mein Bett fallen und stürme aus meinem Zimmer. Die helle Flurbeleuchtung lässt mich beinahe erblinden und ich schirme meine Augen mit einer Hand ab, bis ich einigermaßen sehen kann. "Ethan!", zische ich, als ich meinen Bruder vollkommen neben der Spur an das Treppengeländer gelehnt entdecke. "Mach nicht so einen Lärm, verdammt!"

"Wasn los? Isch bin doch gar nischt laut", lacht Ethan und torkelt auf mich zu.

"Gott steh mir bei", murmele ich, dann zerre ich Ethan am Handgelenk in mein Zimmer. Ich schiebe ihn zu meinem Bett und drücke ihn darauf, sodass er sich automatisch setzen muss. "Du legst dich jetzt hier hin und rührst dich nicht vom Fleck", weise ich ihn streng an.

"Jaja", nuschelt mein Bruder und zu meiner Überraschung legt er sich brav auf mein Bett und rollt sich zu einer Art Kugel zusammen. "Hab disch lieb, Lu", sagt Ethan leise, ehe er die Augen schließt und schon eingepennt ist.

Der vollkommen seelige Ausdruck auf seinem Gesicht ist seltsam beruhigend und mein Blick verharrt einige Sekunden darauf. Dann laufe ich zur Tür und schließe sie von außen leise. Auf Zehenspitzen schleiche ich ins hinunter ins Wohnzimmer und überrascht stelle ich fest, dass Sadie bereits auf dem Sofa flezt. Kopfschüttelnd schicke ich sie weg, schalte das Licht aus und lege mich selbst auf die unbequeme Couch.

Als mich mein Wecker am nächsten Morgen aus dem viel zu kurzen Schlaf reißt, bemerke ich die Nacken-und Rückenschmerzen, die mir meine Schlafgelegenheit erbracht hat, aber wenigstens Ethan hatte eine angenehme Nacht.

Ich quäle mich vom Sofa und tappe unmotiviert ins Bad. Meine Haare sehen schrecklich aus, sie stehen vom Kopf ab und ich sehe aus, wie ein explodiertes Kissen. Mit Mühe gelingt es mir, wenigstens die größten Ausmaße mit der Haarbürste einzugrenzen, dann binde ich mir einen krüppeligen Dutt.

Nachdem ich meine Morgenroutine beendet und etwas Ordentliches anhabe, drehe ich noch eine schnelle Runde mit Sadie, anschließend schwinge ich mich auf mein Fahrrad und begebe mich zur Schule.

Wir hatten ein verlängertes Wochenende, Donnerstag und Freitag waren ebenfalls frei und jetzt fällt es mir umso schwerer, mich für den Montag zu begeistern. Dieser Tag sollte abgeschafft werden.

Vollkommen unmotiviert schließe ich mein Fahrrad an einem der Fahrradständer an und laufe ins Schulgebäude. Ich bin gerade noch rechtzeitig im Klassenraum, genau als ich mich neben Olly auf meinen Platz fallen lasse, klingelt es zum Unterrichtsbeginn.

Zur Freude aller erlaubt unser Geschichtslehrer, einen Film zu schauen, zwei Wochen vor den Sommerferien ist eh keiner mehr produktiv, geschweige denn haben wir Lust auf Unterricht. Der Film ist zwar langweilig und so sind die meisten an ihren Handys, was unseren Lehrer aber nicht weiter kümmert. Ich spiele irgendein Spiel, bei dem man ein Männchen über Hindernisse jagen muss, vielleicht nicht sehr interessant, aber die Stunde geht somit schneller rum.

Den nächsten Block habe ich Mathe, leider ohne die Jungs und mit richtigem Unterricht. Das ist die pure Hölle, bis plötzlich mein Handy klingelt. Nun ja, das ist dann wohl noch schlimmer, als die heißeste Hölle. Der Blick meines Mathelehrers schießt zu mir. "Ms. White, gibt es ein Problem?", fragt er.

The memories I never can escape | l.r.h. | discontinuedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt