Immortal Love - Donnervogelblitz

13. Kapitel

Relyn und Anur hetzten durch die Luft. Das Wetter, das jäh umgeschlagen hatte, machte es nicht einfacher an ihr Ziel zu kommen. Relyn sah Drake unter sich. Sie gab Anur ein Zeichen und sie setzten zum Sturzflug an. Beide landeten sie vor Drake, der abrupt stehen blieb. Relyn und Anur verwandelten sich zurück in ihre menschliche Form, Drake ebenso. Er musterte die zwei Frauen, bis er schließlich prüde sagte:

„Wo ist meine Schwester?"

Anur schaute niedergeschlagen zu Boden. Nur Relyn hielt seinem Blick stand.

„Sie wurde von Simon entdeckt. Sasha meinte, wir sollen fliehen, bevor es zu spät ist."

Drake drehte sich von ihnen weg. Er stapfte auf einen Baum zu. Diesen schrie er an und verprügelte ihn förmlich zu Kleinholz. Der Baum fiel mit einem dumpfen Knall auf die Erde. Selbst als der Baum am Boden lag, trat und schlug Drake noch auf ihn ein. Seine zur Faust geballten Hände waren an den Knöcheln schon blutig.

„Drake, ", versuchte Relyn ruhig auf ihn einzureden, „ich weiß, dass es schwer für dich ist, aber höre mir doch bitte erst einmal zu, ehe du den ganzen Wald zertrümmerst."

Tief ein- und ausatmend drehte er sich um. Langsam ging er auf die beiden zu.

Anur hob nun endlich wieder den Kopf, schaute Drake jedoch nicht in die Augen.

„Okay, fang an zu reden. Du hast meine ungeteilte Aufmerksamkeit."

Seine brummende Stimme gab ihr zu verstehen, dass er kurz davor war sich in einen Wolf zu verwandeln und alles in Stücke zu reißen, was im Wald sich auch nur wagte zu bewegen.

„Sasha hat uns genaue Anweisungen gegeben. Wir sollen ein kleines Befreiungsprogramm für sie planen. Sie möchte dort so schnell wie möglich wieder raus. Was ich sogar sehr gut nachvollziehen kann. Es wäre äußerst gütig von dir, wenn du ein paar Wölfe zur Verfügung stellen könntest. Sie sollten zur Ablenkung dienen, denn nur sie sind schnell genug einem Luchs und den anderen Leibwächtern aus dem Weg zu gehen. Deine Gefährtin soll die Seelenlosen zusammenrufen. Sie müssen zusammen und vollzählig im Horst erscheinen, damit sie entscheiden, welche Partei sie unterstützen möchten im Krieg. Es wird bekannt gegeben, sobald wir Sasha befreit haben."

Drake nickte einmal kurz. Er schien mit ihren bisherigen Plänen einverstanden zu sein. Bevor er im Wald verschwand, rief er Relyn noch zu.

„Du hörst dich echt an wie eine richtige Prinzessin, wenn du angepisst bist."

Er verschwand lachend zwischen den Bäumen, während Relyn regelrecht kochte. Anur blickte sie verwundernd an.

„Keine doofen Fragen, Harpyie. Du wirst alles noch früh genug erfahren."

Sie schwangen sich beide in die Lüfte zurück.

Am Horst angekommen warteten die Einwohner schon auf sie. Sie jubelten und freuten sich, bis sie erkannten, dass ihre Königin nicht unter den anfliegenden war. Der Rat trat die Steinstufen des Schlosses hinunter. Das Schloss war aus einem Berg errichtet worden, welcher aussah wie ein Vogel. Der Vogel war allerdings besonders, da er den Hals so gestreckt hatte, dass es den Anschein hatte, er würde zum Kampf aufschreien. Was der Situation der Wyr – Vögel, seit einigen Monaten, natürlich genau entsprach. Denn die Höllenhunde und die Ausgestoßenen Wyr warteten nur darauf endlich die Entscheidung der Königin mitgeteilt zu bekommen, damit sie verstärkt oder geschwächt, je nachdem auf welcher Seite das Vogelvolk letzten Endes stehen würde, in den Kampf ziehen konnte.

Onura, der Ratsvorsitzende, schritt erhobenen Hauptes voran. Die weiteren vier Ratsmitglieder folgten ihm. Sobald sie unten ankamen, schauten sie schockiert auf Relyn und Anur. Anur verneigte sich leicht, während Relyn einfach aufrecht stehen blieb. Aus den Augenwinkeln bekam sie mit, wie sich jemand durch die angesammelte Menge von Vögeln drängelte. Die Hohepriesterin, Talmi, trat heraus und beäugte Anur, aber besonders Relyn, mit einem angewiderten, zugleich allerdings auch herablassenden Blick. Relyn wusste nur zu gut, dass gleich wieder ein gehässiger Spruch kommen würde. Danach würde sie noch eins oben drauf setzten und behaupten, dass Relyn eine schlechte Leibwächterin war.