15. Kapitel

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Graydon hatte mir im Laufe des Tages eine Dienstmädchenuniform vorbeigebracht. Sie war nicht besonders schön, aber was konnte man schon von einem Drachen erwarten, der gefühlsmäßig am Gefrierpunkt festsaß. Ich schmiss sie gegen die Wand und ignorierte sie geflissentlich. Er konnte mich mal kreuzweise, von der Unterwelt bis in den Himmel. Mit mir würde er sein Ich-bin-das-Alphamännchen-Gehabe nicht abziehen. Ich tigerte im Zimmer auf und ab. Ausbrechen konnte ich schlecht, da die Fenster mit Gitterstäben versetzt worden waren und Wachen existierten auch. Nicht einmal die Bestechung mit meinen Essen hatte die Situation verbessert.

Das kleine, naive Mädchen, welches ich früher gewesen war, empörte sich darüber, dass es diesen hirnlosen Drachen jemals geliebt hatte und, ganz ehrlich, immer noch liebte. Doch er würde mir niemals zuhören, wenn ich ihm erzählen würde, wer ich damals gewesen war. So würde er nie erfahren, dass seine Gefährtin lebte.

Meine Gefühlswelt war ein Chaos, doch wenigstens hatte ich Gefühle! In meinem Frust warf ich die letzte nicht zerschmetterte Vase gegen die Wand. Schnaufend stand ich da und wusste nicht, was nun kommen würde. Bis es an der Tür klopfte. Ich tötete diese mit Blicken. Es wurde nicht auf meine Antwort gewartet, falls ich denn eine gegeben hätte. Die Tür ging auf und Ray trat ein. Mein abfälliger Blick hielt ihn nicht davon ab, die Tür hinter sich zu schließen. Mit vor der Brust verschränkten Armen drehte ich ihm den Rücken zu.

„Wie lange wollen wir dieses Spielchen denn noch spielen? Du isst nichts, du sprichst nicht und das Zimmer sieht aus wie nach einem Bombenangriff. Also, sage mir, was du mir erzählen wolltest und dann ist alles wieder gut.", sprach er mit vor Spott triefender Stimme.

Ich guckte aus dem Fenster, um den Drang zu unterdrücken, ihn angucken zu wollen.

„Erstens: Ich spiele dieses Spielchen so lange ich will. Zweitens: Jeder hasst es eingesperrt zu sein, deswegen unternimmt man gewisse Maßnahmen, um den Gefängniswärter darauf hinzuweisen. Finde dich also mit dem Zimmer ab und höre auf, mich zum Essen zu zwingen. Drittens: Ich erzähle dir ab jetzt gar nichts mehr. Dann weißt du, wie es ist, gehasst zu werden."

Ich vernahm ein Seufzen hinter mir. Meine schadenfrohe innere Stimme vollführte einen Freudentanz.

Er hat es aufgegeben, er hat es aufgegeben.

Ein leichtes Lächeln stahl sich auf meine Lippen.

Büse, dummer Drache, büse!

Doch Ray schien nicht allzu leicht aufzugeben. Er stand plötzlich direkt hinter mir und drehte mich zu sich um. Ray starrte mich mit seinen wütenden Drachenaugen an.

„Du wirst mit mir reden. Du musst es sogar. Ich lasse mich nicht von dir zum Narren halten, nur, weil du es vielleicht so willst. Du wirst mich nicht mit dir auf eine Ebene stellen. Ich lasse mich von nichts und niemanden herumkommandieren. Besonders nicht von jemanden wie dir. Du bist meine Gefangene. Ein armes kleines Vöglein, welches die Leibeigene einer Königin ist, die es versteht mit den Gefühlen anderer zu spiel..."

Ich knallte Ray eine. Das Geräusch hallte durch das Zimmer. Mein einer Arm schmerzte, weil ich ihn aus Rays Griff hatte befreien müssen. Ich würde nur noch diese letzte Sache zu ihm sagen, danach konnte er mich geflissentlich am Hintern lecken.

„Raymond McCofort, du hast sowas von Recht. Ich sollte dich nicht mit mir auf eine Ebene stellen, denn du übertriffst jeden Kleinkriminellen, jeden Menschen, der vielleicht schlimmere Dinge getan hat als du. Nur du verstehst es, einem alles wegzunehmen. Jedes Gefühl, jeden Respekt und jede seelische Stärke. Du bist ein Mann, der es versteht zu zerstören, genau wie dein Vater. Und jetzt, raus hier!"

Bei jedem Satz, welchen ich zu ihm gesagt hatte, hatte ich mit dem Zeigefinger in seine Brust gepiekt, um ihn besser zur Tür leiten zu können. Ich hatte diese sogar schon für ihn aufgemacht. Meine Stimme hatte vor Verachtung getrieft.

Rays Augen waren vor Schreck geweitet. Er hatte anscheinend nicht damit gerechnet, dass ich solche Dinge zu ihm sagen würde und auch die Dreistigkeit besaß, ihn mit seinem Vater zu vergleichen. Seine Schritte waren wie gelähmt, als er zur Tür hinaustrat. Die Wachen und Graydon guckten ihn bestürzt an. Dann wandte sich ihr Blick zu mir. Ich wusste genau, was sie sahen. Eine Frau, die verstört dreinschaute und so schnell atmete, als wäre sie einen Marathon gelaufen. Ich nickte allen höflich zu.

Mit Schwung ließ ich die Tür ins Schloss fallen. Mir war jetzt alles egal. Er konnte mit mir machen, was er wollte.

Meine Seele weinte in der Unterwelt. Ich konnte sie deutlich hören.

Ich hob meinem Blick zur Decke. Rote Tränen rollten meine Wange hinab.

Relyn, wann kommst du endlich?

Ich brach auf dem Boden zusammen.

Immortal Love - DonnervogelblitzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt