19. Kapitel

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„Wir müssen die Höllenhunde bezwingen! Sie bringen nichts als Unruhe und Gewalt in unser Land. Lasst uns deshalb den Verstoßenen zusichern, dass wir ihnen helfen.", sprach Onura.

Alle nickten daraufhin, bis Talmi es für nötig hielt, auch an dieser Besprechung teilzunehmen.

„Da ich für die Götter spreche, möchte ich euch von ihnen darauf hinweisen, dass wir gegen die Höllenhunde nicht gewinnen werden. Die Verstoßenen haben ihren Segen nicht, besonders ist ihnen das verwehrt, seitdem sie unsere Königin gefangen hatten. Sie sind nicht umsonst verstoßen, das sollten wir berücksichtigen."

Ihre Stimme war so hochnäsig, wie die einer verzogenen Prinzessin. Sie vergaß gern, dass nicht sie die Entscheidungen traf, sondern ich. Ich konnte lediglich ihren Rat in Betracht ziehen, was ich sicher nicht tun würde, denn ich wusste, dass zumindest die Mondgöttin meiner Entscheidung mehr als zugetan sein würde.

„Danke, für deinen Rat, Talmi, allerdings bin ich weniger nachtragend als du. Zumal meine Gefangenschaft dir anscheinend nur zugunsten kommt, denn so kannst du deinen Gefährten fein positiv dastehen lassen. Aber ich werde dir jetzt einmal etwas sagen: Er hat mich auf das Schlimmste gefoltert und zugerichtet, hat gelacht dabei. Ray hatte keine andere Möglichkeit mich mitzunehmen und ohne ihn wäre ich garantiert nicht mehr hier. Was dir ja anscheinend auch nicht viel ausmacht, wie ich an deinem gehässigem Lächeln erkennen kann. Aber eins sage ich dir: Solange du hier unter meinem Volk lebst, werde ich dich so behandeln wie du es verdienst. Und jetzt, verschwinde aus diesem Saal!"

Den letzten Satz brüllte ich ihr so laut, mit ausgestrecktem Zeigefinger, der auf die Tür wies, zu, dass sie zusammenzuckte und mit gesenktem Haupt das Weite suchte. Auch alle Ratsmitglieder und meine Krieger schauten mich geschockt an. Ich war nicht dafür bekannt leicht auszurasten, lieber regelte ich alles ruhig und gewissenhaft.

„Jetzt schaut mich nicht so an. Einfach weiter im Text."

Sie wechselten Blicke untereinander, wahrscheinlich nur um sicher zu gehen, dass sie wirklich wieder reden durften.

„Wie auch immer Ihr Euch entscheiden möget, wir werden hinter Euch stehen, meine Königin."

Alle Ratsmitglieder verneigten sich und verließen, nach einem Nicken von mir, den Saal.

Auch ich ging, denn nun musste ich so tun, als müsste ich noch reiflich überlegen, was eigentlich nicht der Fall ist. Die Krieger begleiteten mich hoch auf mein Zimmer. Sie verneigten sich alle, bis auf Relyn, und gingen.

Relyn folgte mir durch die schwere Holztür in mein Zimmer hinein.

Mein Zimmer war schlicht eingerichtet. Einige Bücher standen in ihren Regalen. Drei gefüllte Bücherregale zierten somit die linke Wand. An der rechten Wand stand ein Kingsize-Bett mit schwarzen Kopfkissen und Decken. Auf beiden Seiten stand ein Nachtschränkchen. Eines mussten die Diener hinzugestellt haben, denn mein Bündnispartner musste auch in diesem Zimmer wohnen. Zum Erhalt des Gemeinwohles würde ich diesen nämlich heiraten müssen.

Die weißen Wände strahlten mir entgegen, wie um zu sagen: „Gebe die Hoffnung nicht auf."

„Sasha, gebe es zu, du hast dich doch schon längst entschieden", sagte Relyn hinter mir.

Ich drehte mich zu ihr um und fragte mich einmal mehr, ob sie nicht eigentlich mit Drake bei der Geburt die Plätze getauscht hatte.

Sie sah gut aus in ihrer Schutzkleidung, erfrischend gut.

„Ja, du hast Recht. Ich habe mich schon vor einiger Zeit entschieden."

Sie lächelte mich warm an.

„Dann heizen wir also den Höllenhund die Hölle mal so richtig an, was?"

Ich musste trotz meines wehmütigen Zustandes Lachen. Relyn war einfach toll, die beste Freundin, die man sich wünschen konnte.

Sie umarmte mich kurz und flüsterte mir ins Ohr: „Zeig ihnen, woraus ein Donnervogel gemacht ist."

Mit einem letzten aufmunternden Lächeln, welches ich erwiderte, schloss sie Tür hinter sich.

Ich setzte mich mit einem Seufzen an den kleinen Schreibtisch vor dem Fenster, welches lustiger Weise auch das Auge von T-Bird-Mountain ist, und begann einen kleinen Brief an die Höllenhunde und auch an die Verstoßenen Wyr zu schreiben.

Lieber Lauren,

ich erbitte deine Anwesenheit mit drei Vertretern deines Stammes gegen Mittag des folgenden Tages vor T-Bird-Mountain. Ich gebe dort bekannt, wer uns im Krieg als Bündnispartner begrüßen darf.

Gez. Königin der Wyr-Vögel

An Ray schrieb ich einen ähnlichen Brief.

Lieber Ray,

ich habe wohl vernommen, was Sasha in deiner Gegenwart alles Wiederfahren ist. Doch sollst du wissen, dass ich keineswegs nachtragend bin. Ich entscheide zum Wohl des ganzen Volkes und nicht zum Wohl eines Einzelnen. Daher erbitte ich deine Anwesenheit mit drei deiner engsten Vertrauten vor T-Bird-Mountain des darauffolgenden Tages, denn jetzt wird sich zeigen, wer verliert.

Gez. Königin der Wyr-Vögel

Ich rief nach Eliza, meiner Nichte, welche kurz darauf aus dem Schatten trat. Sie war das Kind von Feynepp, würde nach ihremVater die Unterwelt regieren und dies tun wie nur sie dazu fähig war. Zudem warsie ein Schattenvogel, eine meiner wichtigsten Spione, Überbringerinbedeutender Nachrichten. Ich gab ihr die beiden Briefe mit meinem Siegel, welche unterschiedliche Farben hatten, um sie voneinander zu unterscheiden.

„Ich möchte, dass du diese Briefe heute noch überbringst, damit sie morgen alle hier sind. Der mit dem grünen Siegel ist für Ray, der mit dem roten für Lauren. Du redest mit keinem der beiden Anführer. Liefere nur die Briefe aus, gehe sicher, dass diese gelesen werden und verschwinde wieder. Ich möchte nicht, dass du dich unnötig in Gefahr begibst, verstanden?"

Sie gab nur ein Nicken von sich. Schnell umarmte sie mich noch undverschwand wieder im Schatten. Hoffentlich sind sie morgen alle hier.

Immortal Love - DonnervogelblitzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt