Musik: Lacuna Coil mit Enjoy the Silence
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Ray stand mir fassungslos gegenüber. Er konnte nicht ahnen, was genau ich jetzt vorhatte und mein Satz ließ nur auf etwas Schlimmes schließen.
Ich trat näher an ihn heran; Gray, Dewey und Simon wichen zurück. Ray blieb stehen, doch ich sah, wie sich sein Kehlkopf beim Schlucken hob und senkte.
Mein Körper baute sich bedrohlich vor ihm auf. Meine Augen funkelten ihn an. Mein Bruder fing lauthals an zu lachen. Ich stöhnte innerlich auf. Alles musste er zunichtemachen.
„Sasha, hör auf ihn zu quälen", lachte Drake.
Dabei machte es doch so einen Spaß, ihn mal ganz klein zu sehen.
Ray schaute mich weiterhin verwirrt an. Da mein Bruder mich schon verraten hatte, brauchte ich Ray nicht weiter auf die Folter zu spannen, also sagte ich: „Hast du dir bereits Gedanken gemacht, was du zur Hochzeit tragen wirst?"
Alles, was ich als Antwort bekam, war ein Starren.
„Du bist die Königin", flutschte es aus ihm hervor.
„Nein, wirklich? Ist mir noch gar nicht aufgefallen", gab ich sarkastisch zurück.
Wenn er sich jetzt bei mir entschuldigte, nur weil ich die Königin war, bedeutete das anscheinend tatsächlich, dass er nichts für mich empfand. Ich wartete, doch es kam kein einziges Wort aus seinem Mund. Langsam fühlte ich mich unwohl. Hätte ich ihm doch vorher alles erzählen sollen?
„Miranda, kommst du, bitte?", rief ich so plötzlich aus, dass alle zusammenschreckten.
Die kleine Tür, aus welcher ich vorhin getreten war, wurde geöffnet und eine kleine unscheinbare Frau in Dienstmädchenkleidung trat hinaus.
„Ja, meine Königin?"
„Zeige doch bitte unseren Gästen ihre Zimmer."
Ich machte eine Geste Richtung Tür. Wenn er mir nichts zu sagen hatte, warum sollte ich ihm dann etwas zu sagen haben?
Ray, Dewey, Graydon und Simon gingen nach kurzem Zögern zu Miranda, welche sie sofort aus dem Raum führte. Jetzt war ich allein mit meinem Bruder, dessen Frau und meinen Leibwächtern.
„Das hast du doch ganz gut gemeistert...", meinte Drake, allerdings glaubte ich ihm nicht.
Nicht nur, weil er es mit wenig Überzeugung gesagt hatte, sondern auch, weil ich mich nicht gerade besser fühlte als vorher, was sonst immer sofort der Fall war, wenn er mich tröstete.
„Drake, hör auf mich aufmuntern zu wollen. Mein Gefährte stand gerade vor mir wie eine lebende Leiche."
„Dafür sah er aber noch recht gut aus."
„Drake!", brüllte ich ihn an.
Ich war nur einen Finger breit davon entfernt meinen Bruder zu erwürgen. Alles musste er ins Lächerliche ziehen, sogar mein Leben.
„Drake, hör bitte auf sie zu ärgern. Sie hat es auch so schon schwer genug, ohne deine dämlichen Sprüche. Sasha, melde dich einfach, wenn du etwas brauchen solltest."
Drakes Gefährtin umarmte mich kurz und zog dann meinen Bruder wie einen ungehorsamen Hund hinter sich her.
„'Tschuldige, Schwesterherz", rief er mir zu, kurz bevor sie die Tür erreichten.
„Schieb dir das in den Hintern, Bruderherz." So schnell würde ich ihn nicht davonkommen lassen.
Schließlich ging ich auch hoch in mein Zimmer, gefolgt von meinen Leibwächtern. Ich fühlte mich wie gerädert. Eigentlich hatte ich gehofft alles würde besser werden, nachdem er wusste, wer ich war. Doch er hatte sich noch weiter zurückgezogen.
Ich stieß meine Tür auf und warf sie sofort hinter mir ins Schloss.
„Sasha?", hörte ich Relyn sagen.
Ich konnte die Tür nicht öffnen. Wollte meine Ruhe haben; einmal darüber nachdenken, warum und für wen ich hier war und das alles tat.
„Komm, Relyn. Gönnen wir ihr ein wenig Freiraum."
Ich könnte Anur dafür knuddeln, aber ich müsste die Tür aufmachen, um das zu tun. Dann blieb ich doch lieber auf meinem Bett liegen.
Nach einer Weile öffneten sich meine Augen. Das Zimmer war in Dunkelheit gehüllt. War ich tatsächlich eingeschlafen? Ich setzte mich auf. Meine Muskeln waren steif. Mein Nacken war verkrampft. Mit schweren Schritten schlürfte ich zu meinem Schrank hinüber, holte ein Nachthemd heraus und zog es mir über, nachdem ich mein Kleid in eine Ecke geworfen hatte.
Plötzlich hörte ich den Ruf eines mir äußerst bekannten Vogels. Schnell warf ich mir einen Mantel über und stürmte die Treppen hinunter, hinaus auf den Friedhof. Der Friedhof lag im Wald, nahe dem Berg. Hier war es merklich dunkler als in meinem Zimmer. Nebelschwaden zogen sich durch die Luft. Ich ging auf den Grabstein meiner Mutter zu. Durch die vielen Jahre war er mit Moos überzogen und verwittert. Neben ihm stand eine schemenhafte Frau. Meine Mutter. Ihren Ruf hatte ich gehört. Den Ruf eines Visionsvogels. Und diesmal war es kein Traum.
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Immortal Love - Donnervogelblitz
Viễn tưởngVor 11 Jahren war Sasha das letzte Mal auf der Erde. Vor 11 Jahren wurden sie und ihre Familie umgebracht. Nun ist sie zurückgekehrt, um sich an denen zu rächen, die sie damals verraten haben und es wagen einen neuen Krieg zu beginnen. Kann Sasha s...