12. Kapitel

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So meine kleinen Monsterchens, jetzt fängt es endlich an spannend zu werden. Hoffe, dass es für euch auch spannend ist. Viel Spaß beim Lesen, wünscht euch

Eure Lenny

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Ray lief jetzt schon Stunden in seinem Zimmer auf und ab. Was sollte er nur machen? Er wusste, dass das gestern Sasha gewesen war. Konnte sich allerdings nicht dazu durchringen zu ihr zu gehen. Als er gerade einen Entschluss gefasst hatte, stürmte Gray ins Zimmer. Er stand vornübergebeugt da und schnaufte wie ein Pferd nach dem Pferderennen.

„Gray, was ist los? Hatte ich nicht ausdrücklich gesagt, dass ich nicht gestört werden möchte!", fragte Ray ihn aufgebracht.

„Ja, natürlich. Aber Sasha ist weg."

Geschockt guckte Ray Graydon an. Er lief aus dem Raum auf Sashas Zimmer zu. Wütend riss er die Tür auf und... gähnende Leere schlug ihm entgegen.

„Glaubst du mir jetzt? Das Zimmermädchen hatte sie nicht gefunden und ist zu mir gelaufen. Soll ich Simon Bescheid sagen?"

Ray hörte ihm gar nicht richtig zu. Er war viel zu sehr damit beschäftigt in den Nebenräumen und im Bad nachzugucken. Letztendlich blieb er stehen.

„Sag Simon, er soll sich fertig machen. Wir gehen auf Vogeljagd."

Gray nickte und entfernte sich.

Wir rannten so schnell wir konnten durch den Wald. Bisher war uns keiner gefolgt, aber das würde noch passieren. Anur riss mich plötzlich zur Seite. Ein Luchs tauchte hinter einem Felsen auf, ging seine Patrouille und verschwand wieder.

„Weiter!", flüsterte Anur.

Ich nickte ihr kaum merklich zu. Nach wenigen Metern standen wir an einer Klippe; die Grenze zwischen Vogel- und ausgestoßene Wyrreich. Ein Adlerschrei hallte durch die Luft. Relyn landete direkt vor uns. Nur leider hatte sie mit ihrem Schrei die Aufmerksamkeit des Luchses auf die Grenze gelenkt.

„Relyn, bist du wahnsinnig! Wir versuchen zu fliehen und du brüllst hier durch die Gegend.", fauchte ich sie an.

Sie verwandelte sich zurück in einen Menschen. Ihre traurige Miene mit dem gesenkten Kopf rief in mir wieder Schuldgefühle hervor, welche die kleinen Männchen in meinem Kopf aber sofort verscheuchten. Ich musste schließlich einen kühlen Kopf bewahren, um mich jeglicher Situation anpassen zu können. Anur guckte alarmiert in die Umgebung. Doch es war still. Zu still. Jetzt drehte auch ich mich um. Es zwitscherte kein Vogel; kein Blatt bewegte sich in der erfrischend kühlen Brise. Ich hob meine Nase, um in der Luft besser irgendeinen Geruch herausfiltern zu können, aber ich roch überhaupt nichts.

„Relyn, nimm Anur und verschwinde von hier. Sag dem Rat Bescheid, wo ich bin und wer mich hier hält. Komme mit einigen Abgeordneten zurück und hole mich hier raus. Und keine Proteste. Führe einmal meine Befehle so aus, wie ich gesagt habe."

Relyn nickte nur und verwandelte sich zurück in einen Greifen. Anur schaute mich angsterfüllt an.

„Meine Königin, wenn die herausbekommen, wer du wirklich bist und wer dir geholfen hat, dann lebst du nicht mehr lang. Ray hasst Hochverrat. Er wird es so auslegen, dass du mich verführt hast, dir zu helfen. Bitte, komm mit."

Flehend schaute sie mich an, doch ich konnte nicht mit ihnen kommen.

„Ich würde euch nur aufhalten. Noch kann ich mich nicht verwandeln, wenn es hell ist. Und mit einer zusätzlichen Last beim Fliegen würdet ihr auch nicht klarkommen. Also, geht jetzt. Bevor Simon hier ist."

Anur senkte den Kopf und als sie ihn wieder hob, fand ich tiefe Entschlossenheit in ihren Augen. Relyn packte sie am Arm. Ich dachte erst, sie wollte die Harpyie mit sich ziehen. Stattdessen schleuderte sie Anur in die Luft, die sich dort oben, mitten im freien Fall, verwandelte.

Harpyien sind echt der Oberknüller.

Ich hörte immer noch nichts, als ich ein kleines Stück in den Wald zurückging. Simon war sehr gut im Anschleichen. Mir wurde klar, warum Ray ihn behalten und auch bei seinen Wächter aufgenommen hatte. Nicht nur, weil Simon und Gray verwandt zu sein schienen. Er wollte jemanden haben, der für ihn alles Mögliche aufspüren konnte und gleichzeitig auch ziemlich flink war.

Etwas sprang mit einem langen Knurren aus dem Unterholz heraus. Es war Simon. Nur in seiner Luchsform.

Wo ich gerade über flink nachgedacht habe.

Simon funkelte mich mit diesen riesigen Augen an. Man könnte sie fast als Glupschaugen bezeichnen. Niedlich könnte er auch damit aussehen, wenn er endlich aufhören würde mir seine Lefzen zu zeigen.

Ich wich nicht zurück, neigte allerdings den Kopf, um ihn zu verstehen zu geben, dass ich nicht fliehen würde. Er entspannte sich leicht, machte aber keine Anstalten auf mich zu zugehen.

Hat er Angst vor mir?

Nein, er vertraut dir nur nicht mehr, weil du geflohen bist, du doofe Kuh, antwortete mir mein beklopptes Unterbewusstsein.

Ich setzte mich auf einen nahegelegenen Baumstumpf. Er trottete mir hinterher, bewahrte aber immer noch den Sicherheitsabstand.

Ich seufzte und stützte meinen Kopf auf meine rechte Hand. Simon guckte mich misstrauisch an. Dann setzte er sich auch.

Ich fragte mich, wie lange ich hier noch mit diesem kleinen Luchs warten müsste. Er hatte doch garantiert schon eine Nachricht an den wütenden schnaufenden Drachen geschickt.

Mir war so langweilig, dass ich mir sogar einen Stock nahm mit dem ich irgendwelche Muster in den Waldboden unter mir zeichnete. Wofür ich natürlich wieder einmal ein Knurren erntete.

Plötzlich hörte ich etwas rascheln und gleich darauf etwas schnaufen. Ich wusste, wer jetzt kam. Seufzend stand ich vom Baumstamm auf; wappnete mich auf ein wütendes Gesicht und einen Drachen, der mich zu Tode schimpfen würde.

Und da kam es. Doch er hatte keinen wütenden Gesichtsausdruck. Sein Gesicht war leer. Ohne jegliche Regungen schaute er von mir zu Simon. Er nickte ihm zu und verschwand wieder. Ich schaute irritiert zu Simon. Das war nicht das, was ich erwartet hatte, nicht das, auf was ich mich versucht hatte vorzubereiten.

Simon fauchte und machte einen Satz auf mich zu. Ich schreckte zusammen.

Stolpernd rannte ich gehetzt vom Luchs durch den Wald. Es begann zu Regnen. Mit Tränen in den Augen schaute ich hinauf zum Himmel.

Beeil dich, Relyn. Beeil dich.

Ich sprach das den ganzen Weg über in meinem Kopf vor mich hin. Wie ein Mantra, welches mich vor allem beschützen sollte, was noch kam.


Immortal Love - DonnervogelblitzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt