Miles schlich durch das Wohnzimmer, die Stimmen von Mom und Sammy drangen aus der Küche und er wollte nicht bemerkt werden.
Seine Familie war im Moment viel zu besorgt um ihn, was es umso schwieriger machte allein zu sein.
Miles wusste, dass er nicht ewig so weiter machen konnte. Es war kaum möglich ihnen so lange aus dem Weg zu gehen und Gespräche zu vermeiden. Er konnte ihnen aber auch nicht von Scott erzählen.
Als Miles die Treppen hochgegangen war, drehte er sich noch einmal um und sah hinab ins Wohnzimmer, doch niemand war dort.
Aber als er sich wieder seiner Zimmertür zuwenden wollte, stand Logan plötzlich direkt vor ihm.
"Wir müssen reden", meinte er und Miles stöhnte auf: "Nein."
"Miles-", rief Logan noch, aber er war schon in seinem Zimmer und schlug die Tür zu.
"Hi, Brüderchen", Claire saß auf seinem Bett. "Ich wusste, du würdest Logan abwimmeln. Also erzähl mir, was los ist."
"Was soll ich denn bitte erzählen!?", Miles wurde wütend. "Es ist alles super, ihr könnt mich endlich in Ruhe lassen! Ihr kontrolliert doch sowieso schon fast mein ganzes Leben, was wollt ihr denn noch?"
Claire sah ihn überrascht an, sie war ausnahmsweise einmal sprachlos.
"Raus jetzt!", Miles hielt die Tür auf und Claire verließ langsam das Zimmer. Als sie draußen war, schloss Miles die Tür ab und rieb sich seufzend durch das Gesicht. Er hielt das nicht mehr lange aus.
Miles setzte sich vor das Fenster und starrte hinaus auf New York Citys Straßen. Er dachte zurück an das, was Larissa gesagt hatte und er spürte, dass das zwischen ihm und Scott nicht so bleiben konnte.
Zu viel war ungeklärt, Miles hatte keine Ahnung, wie Scott wirklich war. Er wusste nicht, ob es einen Unterschied machte, dass er ein Vampir war. Er wirkte noch genau wie vorher, nur sah Miles ständig seine rot leuchtenden Augen vor sich.
Aber er musste es herausfinden. Er durfte nicht einfach alles wegwerfen, solange er sich nicht absolut sicher war, dass Scott ein Monster war. Wenn Scott wirklich keine Gefühle hatte und ihm nur etwas vorspielte, dann konnte Miles mit der Sache abschließen. Dann musste er sich nicht ständig Gedanken darüber machen, ob er vielleicht einen Fehler gemacht hatte und mit Scott doch hätte glücklich werden können.
Miles hatte still in seinem Zimmer gesessen und gelauscht, wie all seine Geschwister und seine Eltern ins Bett gegangen waren. Vor zwanzig Minuten war schließlich auch Logan auf sein Zimmer verschwunden, also sollte es jetzt sicher sein.
Leise öffnete Miles seine Zimmertür und schlich auf den Flur. Er hielt kurz inne und wartete, ob aus einem der Zimmer Geräusche kamen, doch es blieb vollkommen still.
Also lief er nach unten, schnappte sich seine Jacke und zog die Haustür leise hinter sich zu.
Er wusste genau, wo er jetzt hin wollte.
Die Subwaystation war heute etwas leerer als sonst und außer Miles saß niemand in seinem Abteil in der Bahn.
Es dauerte nicht lange, dann erreichte er sein Ziel. Er stand auf der regennassen Straße und blickte in die dunkle Gasse. Hier hatte er Scott zum ersten Mal als Vampir gesehen.
Damals waren hier überall Vampire gewesen, doch jetzt wirkte die Gasse verlassen und ruhig.
Plötzlich schüttelte Miles den Kopf. Was war das eigentlich für eine extrem dumme Idee gewesen, hierher zu kommen? Was hatte er denn erwartet?
Er drehte sich wieder um und wollte gehen, da kamen ihm plötzlich zwei Personen entgegen. Miles erkannte sofort, dass es Vampire waren. Der Mann sah die Frau an und seine Augen schimmerten rot, dann entdeckten sie ihn.
"Was will der denn hier?", flüsterte die Vampirin nicht besonders leise und der Mann sah ihn neugierig an: "Uh, riecht gut."
Sie kamen näher und Miles sah sich unauffällig nach einem Fluchtweg um. Verdammt, es sah schlecht für ihn aus.
"Wer bist du?", fragte die Frau jetzt direkt und er schluckte: "I-ich bin ein Freund von Scott."
Sie lachte auf: "Achja? Okay, der ist aber nicht hier."
"Glück für uns", grinste der Mann jetzt, aber die Vamiprin schüttelte den Kopf: "Hey, wenn er Scott kennt, dürfen wir ihn nicht anrühren!"
"Ist doch egal", er zuckte mit den Schultern. "Er wird es nie erfahren."
Miles wich langsam einen Schritt zurück. Wieso hatte er keine Waffen mitgenommen? Wieso war er hierher gekommen? Wieso hatte er niemandem Bescheid gesagt? Wieso hatte er sein Handy nicht mit? Wieso war er so dämlich?
Plötzlich trat der Vampir etwas näher an Miles heran und betrachtete ihn genauer: "Irgendwoher kenne ich dich ..."
Miles wollte schnell das Gesicht wegdrehen, doch er packte sein Kinn und zwang ihn ihm in die Augen zu sehen. Plötzlich hob der Vampir die Augenbrauen und starrte ihn an: "Du warst schon mal hier! Mit deiner Familie, ihr habt meinen Bruder umgebracht!"
Miles wurde schlecht. Oh Shit, nein.
"Ich will keinen Ärger!", sagte er schnell, doch der Vampir schnaubte wütend: "Zu spät, du wirst das alles bereuen und dir wünschen du seist tot, glaub mir!"
Seine Augen leuchteten rot auf und er legte seine Hand um Miles Hals, sodass dieser keine Luft mehr bekam.
"Hör auf!", unterbrach seine Freundin ihn und griff nach seinem Arm: "Lass ihn in Ruhe, wir müssen erst mit Scott reden!"
Für einen Moment war der Vampir abgelenkt, also nutzte Miles seine Chance und sprintete los.
Natürlich könnten die Vampire ihn sofort einholen, aber er hoffte, dass die Frau ihren Freund lange genug aufhalten konnte.
Doch kaum war Miles um die Ecke zurück auf die Straße gelaufen, traf ihn etwas Hartes am Kopf und alles wurde schwarz.
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Deathly Desire
Teen FictionKann man jemanden lieben, wenn er alles ist, was man sein ganzes Leben lang zu hassen gelernt hat? Zwei Jungen, zwei Geheimnisse und eine gefährliche Liebe, die versucht dagegen zu kämpfen ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Miles Lancaster wirkt wie ein ganz g...