Deathly Desire

34

Scott schlug die Augen auf und sah sich um. Er lag merkwürdig zusammengekrümmt in dem Wagen der Lancasters. Überall waren Scherben und das Auto lag anscheinend auf dem Dach. Sofort stieg ihm der Geruch von Blut in die Nase.

Oh shit, nein. Bitte nicht! Umständlich kletterte Scott durch das Loch, wo vorher wohl die Tür gewesen sein musste und kroch nach draußen.

Sie lagen in einem Straßengraben direkt am Highway, doch wenn man vorbeifuhr, war der schwarze SUV nicht zu sehen. Es war zu dunkel.

Schnell lief Scott um das Auto herum und riss die Fahrertür los. Er entdeckte Claires Hand und griff danach, dann zog er sie vorsichtig aus dem Auto.

Sie stöhnte und hielt sich den Kopf. Blut lief ihre Stirn hinunter, aber es schien nicht allzu schlimm zu sein, denn sie stand bereits wieder auf.

Logan befreite sich selbst aus dem Wagen und sobald er draußen war, wollte er schon wieder auf Scott losgehen, doch Claire stellte sich dazwischen: "Stopp! Es reicht jetzt!"

"Er ist ein verdammter Vampir!", zischte er und Claire verschränkte die Arme: "Hab ich auch mitbekommen, danke!"

Sie warf Scott einen vorsichtigen Blick zu, dann meinte sie: "Es geht hier aber jetzt erst einmal darum, Miles zu retten und das klappt nicht so gut, wenn wir uns gegenseitig umbringen!"

"Nein", Logan schüttelte entschieden den Kopf. "Er kommt nicht mit."

"Ohne mich schafft ihr das nicht", meinte Scott und Logan sah ihn wütend an: "Achja? Das werden wir ja sehen!"

"Hey!", unterbrach Claire sie wieder. "Krieg dich ein! Miles Leben ist gerade jawohl wichtiger! Ohne Scotts Hilfe ist es schwieriger ihn zu retten, also müsst ihr zwei euch jetzt wohl zusammenreißen!"

Logan schnaubte und verschränkte die Arme vor der Brust, murmelte aber leise: "Von mir aus. Aber nur bis Miles in Sicherheit ist!"

Scott musterte ihn einen Moment lang. Na toll, so hatte er sich das ja nicht wirklich vorgestellt.

Schließlich meinte Claire: "Wir brauchen jetzt allerdings einen neuen Plan, weil Logan Dads Auto zerstört hat!"

Plötzlich lief Scott mitten auf die Straße und zwei Autos kamen mit quietschenden Reifen zum Stehen. Beide Fahrer brüllten ihm unzählige Beleidigungen entgegen, doch Scott riss einfach die Tür des Sportwagens auf und zog den Fahrer heraus. Er stellte ihn neben den anderen und meinte: "Wir leihen uns kurz das Auto, danke!"

Er stieg auf den Fahrersitz und winkte Logan und Claire: "Jetzt steigt schon ein!"

Sie starrten ihn sprachlos an und er wurde ungeduldig: "Wollt ihr Miles nun retten oder nicht?!"

Schließlich rannten sie doch zum Wagen und stiegen ein. Die beiden Autofahrer riefen ihnen wütend hinterher, doch er fuhr schon davon.

Der Sportwagen konnte deutlich schneller fahren als der SUV, also erreichten sie zehn Minuten später die Adresse, die Lawrence ihnen geschickt hatte.

Sie stiegen aus und sahen sich um. Sie standen vor vielen Lagerhallen und Containern und Claire fuhr sich frustriert durch die Haare: "Wie sollen wir ihn hier bloß finden?"

Logan zog dieses kleine Gerät aus der Tasche und meinte: "Hiermit können wir messen, ob hier irgendwo ein Vampir ist."

"Hm", machte Claire. "Könnte aber sein, dass er hier das Signalstört."

Sie deutete auf Scott und Logan murrte: "Ich sag ja, er soll nicht mitkommen."

Scott starrte ihn kurz an, dann meinte er: "Okay, wir teilen uns auf, ich suche selbst."

"Okay", nickte Claire, also lief Scott los.

Er kletterte auf einen der Container und schloss die Augen. Er konzentrierte sich auf jedes Geräusch um sich herum.

Er hörte Claire und Logan streiten, Wind, Bäume, tropfendes Wasser und noch etwas Anderes. Ein Klacken ... High Heels?

Das musste Victoria sein.

Scott dachte gar nicht an Miles Geschwister, sondern lief sofort in die Richtung, aus der die Geräusche kamen.

Er betrat eines der Lagerhäuser und entdeckte links von sich eine Tür, die nur angelehnt war. Er schlich hindurch und kam in einen Gang, der in einen großen Raum führte. Es roch muffig und war düster.

Und dort war Victoria. Sie hörte Scotts Schritte und drehte sich plötzlich um: "Wer bist du denn?!"

"Lass ihn frei", sagte Scott bloß, doch sie lachte: "Auf keinen Fall. Wieso interessiert er dich? Er ist ein Jäger!"

"Bitte!", flehte Scot, doch sie schüttelte den Kopf: "Er wird für das, was er getan hat, bezahlen!"

Plötzlich schnellte Scott nach vorne, packte ihren Kopf und brach ihr mit einem Ruck das Genick. Er hatte jetzt wirklich keine Zeit mit ihr zu verhandeln. So würde es eine Weile dauern bis sie wieder aufwachte, Genickbrüche brauchten länger um zu heilen.

Dann bemerkte er Miles. Er lag bewusstlos auf dem Boden, mit Seilen an einen Pfosten hinter sich gefesselt. Scott warf sich vor ihm auf die Knie und begutachtete ihn. Er hatte zahlreiche Bisswunden an den Armen und Blut an seinem Hinterkopf. Er war viel zu blass und kalt, Victoria musste ständig sein Blut getrunken haben.

Vorsichtig tätschelte er Miles Wange und flüsterte seinen Namen.

"Miles? Hey, wach auf!"

Doch Miles rührte sich nicht. Scott biss sich auf die Lippe, dann gab er Miles eine schallende Ohrfeige.

Seine Wange färbte sich schon leicht rot, als Miles die Augen langsam öffnete und murmelte: "Shit, warum schlägst du mich?"

Scott atmete erleichtert aus und Miles richtete sich auf: "Scott, was tust du hier?"

"Ich hol dich hier raus, Idiot!", lachte Scott.

"Ich bin kein Idiot", stöhnte Miles. Er hatte Schmerzen, Scott wollte ihn hier so schnell wie möglich rausbringen.

"Bist du wohl", meinte Scott. "Sogar ein verdammt großer. Wie kommst du auf die großartige Idee mitten in der Nacht alleine Vampire zu treffen? Was hast du dir dabei gedacht?!"

"Ich wollte doch nur ... wegen dir ...", stammelte Miles und Scott sah ihn verwirrt an: "Du weißt schon, dass ich nicht in dieser dreckigen Gasse wohne?"

"Ja, ich weiß ... aber du hast gesagt, deine Freunde seien auch so wie du ..."

"Nicht alle!", seufzte Scott und begann Miles Fesseln zu lösen. "Verdammt, Miles. Du hast Freunde von mir umgebracht. Die anderen sind jetzt irgendwie nicht ganz so gut auf dich zu sprechen!"

"Sorry...", murmelte Miles und Scott hielt ihm seine Hand entgegen, um ihm hochzuhelfen.

"Finger weg!", rief plötzlich Logan, der mit Claire auf die beiden zugerannt kam.