Somnium*aktualisiert

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22.

Staub. Er hing überall in ihren Haaren und in ihrer Luftröhre. Rasselnd holte sie Luft, hustete von den fliegenden Staubpartikeln in ihrem Mund. Hinter ihrer Stirn pochte es schmerzhaft, dröhnte durch ihren gesamten Kopf und verursachte in Alainn das Gefühl, als habe sie einen Hohlkörper, in dem jemand ein Gummiball hineingeworfen hatte, der nun von einer Wand zu anderen Wand dopste. Ihre Lider öffneten sich flatternd. Was war geschehen?

"Du hast dir den Kopf gestoßen!", flüsterte Kiran. Sie drehte den Kopf, sah ihn aus halbgeöffneten Augen an. Sein Gesicht war bestäubt mit Staub und Schmutz und lies ihn wie einen Bäcker erscheinen. Sie hob ihre Hand an ihrem Kopf, tastete auf das dumpfe Pochen hin. Getrocknetes Blut."Du warst ohnmächtig!", noch immer wisperte Kiran nur. Gemächlich tropfte die Erinnerung wie zäher Honig in ihr Bewusstsein zurück.

"Sind sie noch da?", flüsterte Alainn und ihre Stimme wehte wie ein leiser Hauch durch die Ruine. "Einige kämpfen mit der Frau! Die anderen kämmen die Gegend nach uns ab." Alainn versuchte das Pochen in ihrem Kopf zu ignorieren und ihre Konzentration wieder auf ihre Umgebung zu lenken. „Sie laufen Patrouillen!", informierte Kiran sie leise. Seine schwarzen Augen wanderten unruhig über die Ruine, gleichzeitig lauschte er angespannt.

Dann hörte das Mädchen sie. Waffenklirren. Stimmen. Schritte, unter denen Steine weg platzten. Sie kamen näher. Zornige Diskussionen durchdrangen die Stille nur wenige Meter von ihnen entfernt. Ihr Herz setzte aus. Nur um, umso rasanter gegen ihren Brustkorb zu hämmern."Wir müssen hier raus!", zischte Alainn und wollte sich aufstemmen. Sie lagen halb begraben unter Schutt und morschen Holzverstrebungen. Ein besonders schwerer Balken nagelte die Beiden auf den Boden. Das Atmen viel ihr schwer und sie unterdrückte ein Husten. Mörtel setzte sich zwischen den Haaren und ihren Kleidern fest, bedeckte und beschmutze alles um sie herum. Verzweifelt versuchte Alainn sich zu befreien, doch außer ein leichtes ächzten, seitens des Balkens, gab es keine Veränderung. Ein weiterer Holzsparren lag auf ihren Schulterblättern und drückte sie mit seiner Wucht nach unten. "Vergiss es, Alainn! Ich hab es schon versucht!", knurrte Kiran:" Hoffen wir, dass sie uns nicht finden!"

"Das werden sie. Wir haben keine andere Wahl, als hier raus!" Hektisch versuchte sich das Mädchen aufzustemmen. Sich zu drehen. Aber sie saßen fest. Und die Stimmen kamen unaufhaltsam näher. Schritte, die sich durch den Schutt vorkämpften. "Hilf mir!", fuhr Alainn Kiran an. Sie hätte Schreien und fluchen können, aber das hätte sie angelockt wie Geier von Aas in der Wüste. Also blieb Alainn still. Schluckte die heißen Beschimpfungen hinunter und mühte sich ab, den Kampf gegen den Balken zu gewinnen. Die Grundmauern ragten wie Skelette noch halb in die Höhe. Ansonsten hatte sich das Haus in einen übereinanderstapelnden Schutthaufen verwandelt. Über ihnen ragte ein hohes Loch auf. Der kalte Wind fuhr durch das eingefallene Haus und trug einige Schneeflocken mit hinein. Dachziegel lagen zersplittert und verteilt neben den Jugendlichen.

Unbeherrscht grapschte Alainn nach einen der Ziegel. Die abgesplitterte Ecke war nicht besonders scharf, aber vorerst hatte sie nichts Besseres vorzuweisen. Ihre, mit Schutt bestaubten Finger umfassten die Scherbe fest. Schritte näherten sich. Raschelnd bewegte sich der Schutt. Sie kamen. Angst und Hilflosigkeit vermischten sich zu aufkommenden Zorn. Entschlossen packte Alainn die Scherbe fester. Sie fühlte sich wie ein Gefäß, Rand voll mit dieser heißen unbändigen Flüssigkeit aus Wut. Raschelnd bahnten sich die Schritte weiter ihren Weg durch das Geröll. Sie sah zuerst die schwarz verhüllten Köpfe. Alainn zielte. 

„Was tust du da?", knurrte Kiran neben ihr. 

„ich gbe nicht so einfach auf.", erwiderte Alainn und sammelte rötliche Ziegelscherben um sich. Die Gestalten wurden größer. Eine Kapuze drehte sich zu ihnen. Bevor die Kreatur auch nur einen Laut von sich geben konnte, traf sie Alainns Stein direkt in die Mitte seiner Stirn. Ein dumpfes Stöhnen war zu hören, dann platschte der Körper auf den Boden. Rufe wurden laut. Man wand sich zu ihnen um. Alainn warf einen weiteren Stein. „Was hast du getan?"

Officium #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt