"Eine Essstörung ist eine Krankheit!"

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Ich betrat das Beratungszimmer und die Beraterin Frau H. sagte mir, ich könne mich setzen. Als erstes hat die Beraterin sich und die Beratungsstelle vorgestellt und dann sollte ich mich vorstellen:
"Joa, ich heiße Lissi, bin 18 Jahre alt und spiele Geige und mache seit kurzem Steptanz. Früher habe ich Schach gespielt und Teakwondo gemacht." "Ahh, Sie sind anscheinend sehr vielseitig interessiert", meinte Frau H..
Erstmal habe ich ihr gesagt, dass sie mich ruhig duzen könnte, das war mir irgendwie angenehmer und so alt bin ich ja jetzt auch nicht! :D

In dem Gespräch habe ich dann alles nochmal erzählt, wann ungefähr die Essstörung so schleichend angefangen hat. Die Sache mit meiner Tutorin Frau S., der Vertrauenslehrerin Frau M. und dem Elterngespräch. Auch das mit dem Schulpsychologen und ihr als zweiter erwachsenen Person nach Frau M., auch das mit den Selbstmordgedanken. Also einfach alles... In dem Gespräch kam ich immer wieder ins Stocken, da ich manchmal "den Faden verloren" hatte.

Die Beraterin Frau H. hatte sehr viel Verständnis für mich und meine Situation und konnte sogar auch die Selbstmordgedanken nachvollziehen!
Allerdings hat sie mir sehr schnell klar gemacht, dass ich eine Essstörung habe, die eine Krankheit ist, also auch Behandlung braucht. So in etwa hat sie das zu mir gesagt:
"Was du hast, ist eine Krankheit, genau wie ein Schnupfen oder eine Grippe, braucht man eine Behandlung durch einen Arzt. Man braucht also Medikamente oder eine Therapie. In deinem Fall, musst du eine Psychotherapie machen, denn nur dann kannst du deine Essstörung endlich loswerden! Eine Essstörung ist eine psychische Krankheit..."

Diese Worte haben mich schon sehr getroffen... es war schon so ein bisschen *in the face*...
Aber schließlich war es ja die Wahrheit, die ich nicht leugnen konnte. Ich wollte es bloß nie richtig wahrhaben, mir nie ganz eingestehen, dass ich "krank" bin. Wer tut das schon gerne?!

Auf jeden Fall sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass ich nur dann eine Therapie anfangen kann, wenn ich mit meinen Eltern reden würde. Auch, obwohl ich volljährig bin, würden meine Eltern davon erfahren, weil ich bei meinem Vater privat mitversichert bin.

Wir sind so verblieben, dass wir einen zweiten Termin für den 4.5.2016 gemacht haben, bei dem die Beraterin mit mir besprechen will, wie ich meinen Eltern sagen könnte, dass ich krank bin, eine Essstörung habe und deswegen Hilfe brauche.

Essstörung - Der Moment, als ich gesagt bekam, ich sei psychisch krank...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt