Der Auszug und die "Diät"...

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Die Fahrt in meinen neuen Wohnort war nicht weiter aufregend...
Als mein Bruder und ich dort ankamen, haben wir die Kartons ausgeladen und dann zusammen mit den beiden Bundesfreiwilligen vor mir, zu Abend gegessen.
Mein Bruder und ich haben allerdings noch beide in einem Jugendherbergszimmer übernachtet, da in der Wohnung ja noch die beiden Bundesfreiwilligen gewohnt haben.

Einen Tag später am 31.08.2016 sind mein Bruder und ich nach Tschechien rüber gefahren. Wir wollten noch einen kleinen Ausflug machen, da Tschechien nicht weit von dort entfernt ist. Der Tag dort mit meinem Bruder war wirklich schön! :)
Wir haben zwar sehr viel gegessen, aber an dem Tag war mir das egal!
Am Abend habe ich mich irgendwie komisch gefühlt. Mein Bruder war noch da, aber ich wusste, dass er am nächsten Morgen zu meinen Eltern zurück fahren würde und ich hier, 460km von zu Hause entfernt, bleiben würde... diese Vorstellung war in einer Weise befreiend und hat mich aber auch zugleich geängstigt. Er ist schon sehr früh gefahren und ich bin alleine zur Arbeit und zum Mitarbeiterfrühstück in die Jugendherberge neben meiner Wohnung gegangen. Da ich die meiste Zeit mit der Arbeit beschäftigt war, war keine Zeit, um an zu Hause und an meine Familie zu denken bzw. Heimweh zu haben. Außerdem hatte ich mir das selbst verboten, solche Gefühle zuzulassen, weil ich “stark“ sein wollte, weil ich allen, insbesondere meinen Eltern, beweisen wollte, dass ich das alleine kann, dass ich selbstständig leben kann, vielleicht auch, dass ich ihnen zeigen wollte, dass ich sie nicht brauche... ?! Ich weiß, dass ich so nicht denken sollte, aber zu dieser Zeit waren das meine echten Gedanken über den Auszug.

Naja... auf jeden Fall war der erste Tag ganz in Ordnung. Ich habe für meine Verhältnisse beim Mitarbeiterfrühstück recht viel gegessen. Andere würden das denke ich als normale Portion bezeichnen...
Zum Frühstück esse ich eigentlich nie recht viel oder gar nichts, so wollte ich es auch in der Jugendherberge beim Bundesfreiwilligendienst so weitermachen: So wenig essen wie es geht. Also habe ich mir vorgenommen, mit meinem Twin eine Art “Diät“ zu machen.
Warum ich das Wort Diät in Anführungszeichen schreibe? Bei einer Diät verringert man ja nur wenig bis mäßig seine Kalorienzufuhr. Allerdings war unsere Diät alles andere als das! Wir haben so gut wie nichts am Tag gegessen, haben uns zusammen runter gehungert. Nach ein paar Tagen musste mein Twin aber aufhören, weil sie von ihren Betreuern in der WG, in der sie lebt, kontrolliert wurde. Ich habe diese Diät für 14 Tage durchgezogen, nach Plan, so lange es eben vorgegeben war. Allerdings ging es mir in dieser Zeit echt schlecht, also besonders physisch. Ich hatte kein körperliche Kraft mehr, jeder Schritt war eine Tortur. Auch wenn ich nur zwei Kilo heben musste. Die nächsten Tage waren extrem anstrengend, weil ich eben so schlapp war. Viele der Mitarbeiter dort haben mich gefragt, ob ich keinen Hunger hätte, ich habe immer zugestimmt. In diesen 14 Tagen habe ich mehrere Kilo abgenommen. Allerdings nicht dauerhaft. Ich habe mich riesig gefreut, ich hatte wieder diese Glücksgefühle, wie immer, wenn ich abgenommen habe.
Allerdings waren diese Glücksgefühle nur von kurzer Dauer...

Essstörung - Der Moment, als ich gesagt bekam, ich sei psychisch krank...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt