Zwei Wochen vor meinem Umzug in mein selbstbestimmtes Leben, weint meine Mutter täglich... manchmal mehrmals täglich nur kurz oder auch ein paar Stunden am Stück...
Eigentlich tat mir das extrem leid! Ich wusste, dass alleine ICH daran Schuld bin, dass sie wegen mir weint. Dass sie nicht so traurig wäre, wenn ich nicht so weit weg ausziehen würde...
Dass meine Mutter so sehr geweint hat, hat mich am Anfang sehr traurig gemacht... :( Allerdings ist diese Trauer in mir dann irgendwann in Wut umgeschlagen... ich war wütend auf sie, dass sie weint, dass es ihr so schlecht geht, dass sie mich damit so runter zieht, dass ich so down bin, dass ich wegen der negativen Gefühle so viel esse, dass ich deswegen wieder so extrem zunehme, dass ich so fett geworden bin bzw. werde.Ich weiß, dass diese Gedanken, diese Wut auf meine Mutter nicht gerade toll sind... allerdings will ich euch hier nicht anlügen und erzähle auch deswegen von meinen wahren Gefühlen, auch wenn sie manchmal egoistisch oder rücksichtslos sind.
In diesen letzten zwei Wochen vor dem Auszug konnte die Zeit nicht schnell genug rum gehen. Ich wollte nur noch weg. Wollte endlich für mich alleine dort wohnen! Endlich wollte ich diesen inneren Hass loswerden, diese Leere in mir.
In einer Weise wollte ich dort die Therapie machen, um endlich die Essstörung loszuwerden.
Auch wenn ich ungefähr acht Wochen vor meinem Umzug eine wunderbare Freundin (ich nenne sie hier Lia) im Zumbakurs im Fitnessstudio kennengelernt habe, wollte ich dieses Jahr alleine durchziehen. Es ist das erste Mal, dass ich mir sicher bin, eine echte Freundin zu haben, die mich nicht hintergehen oder ausnutzen wird, wie all meine “Freunde“ zuvor. Vielleicht liegt das auch an unserem Altersunterschied und an ihrer Reife. Sie ist 25 Jahre und ich bin 18 Jahre alt, dass heißt, sie ist ganze sieben Jahre älter als ich. In ihrem Urlaub wollte sie mich Ende September 2016 in meinem neuen Wohnort besuchen. Darauf habe ich mich schon vor dem Umzug sehr gefreut! :DAllerdings gibt es noch ein anderes Thema, was ich hier ansprechen möchte...
Ich wollte ich es dort, in meinem neuen Wohnort, endlich schaffen! Ihr fragt euch was ich meine? Ich wollte endlich dünn sein, mich (wieder) ins Untergewicht hungern. Mithilfe von mehreren Gruppen und meinem Twin, ein Mädchen, mit dem ich zusammen abnehmen wollte. Sodass wir uns gegenseitig zum Hungern motivieren. Ich weiß, dass das voll dumm klingt, und auch nicht normal ist, aber ich hatte und habe diese Gruppen bzw. diese Leute in den Gruppen immer als “Ersatz“ gebraucht. Also das soll auf keinen Fall abwertend klingen! Aber es waren meine sozialen Kontakte, meine Freunde, die ich nie wirklich hatte bzw. immernoch kaum habe außer natürlich Lia...Aber nochmal zurück zu meinem Twin. Ich hab immer Angst, dass sie da irgendwann nicht mehr rauskommt... ich habe Angst, dass sie zu viel abnimmt, dass sie ernsthaft in die Magersucht rutscht... ich habe Angst um sie, auch wenn wir uns nur über whatsapp kennen, aber dennoch habe ich Kontakt zu ihr, und versuche MIT ihr abzunehmen... das fühlt sich so schlecht an :( aber ohne sie kann ich auch nicht, das weiß ich...
Auch sie hilft mir immer und ist für mich da, wenn ich mal wieder down bin, wenn ich mal wieder solche scheiß Gedanken habe. Aber ich wusste, bald wird nicht mehr so viel gestritten zu Hause, bald wohne ich alleine, ohne meine Familie, und auch Lia ist weit weg...Am 30.08.2016 war es dann soweit. Der Tag meines Umzugs ist gekommen. Ich habe mich auch von meinen Eltern verabschiedet, mein Vater war zwar sehr traurig, aber meine Mutter hat die ganze Zeit geweint. Dieser Abschied war echt hart... ich habe nicht geweint, auch wenn ich traurig war und sonst weine ich oft bei jeder Kleinigkeit...komisch oder?!
Die Sätze meiner Mutter haben mir eigentlich nur noch den Rest gegeben... sie hat die ganze Zeit geweint und dabei immer wieder gesagt: “Dass du mir das antust...“ Also wegen dem Umzug, dass ich noch so jung mit meinen 18 Jahren so weit alleine weg ziehe...
Das hat mich extrem runtergezogen... auch mein Bruder hat meine Mutter sehr leid getan... allerdings war der Unterschied zwischen uns beiden, dass ich wieder innerlich wütend geworden bin...Jetzt, wenn ich gerade diese Sätze schreibe, tut es mir unendlich leid, dass ich das, insbesondere meiner Mutter, angetan habe.
Ich könnte gerade echt heulen... dass ich diese Entscheidung nur wegen ein paar Streitereien zu Hause getroffen habe, tut mir gerade in diesem Moment extrem leid! :(
DU LIEST GERADE
Essstörung - Der Moment, als ich gesagt bekam, ich sei psychisch krank...
Aktuelle Literatur"Was du hast ist eine Krankheit, genau wie ein Schnupfen oder eine Grippe, braucht man eine Behandlung durch einen Arzt. Man braucht also Medikamente oder eine Therapie machen, denn nur dann kannst du deine Essstörung endlich loswerden! Eine Essstör...