Immer mehr denke ich darüber nach, ob das alles die richtige Entscheidung war, also insbesondere der Auszug von meinen Eltern, obwohl ich erst seit zwei Wochen hier arbeite und wohne. Mit geht es einfach nicht gut, körperlich als auch psychisch.
Ich habe körperlich gar keine Kraft mehr, habe Kreislaufprobleme durch die "Diät"... aber auch psychisch, weil ich immer darüber nachdenke, ob ich zurück nach Hause ziehen oder hier bleiben soll und meine "Freiheit", die natürlich durch die Essstörung eingeschränkt ist, genießen? Außerdem habe ich meinen Körper trotzdem total gehasst... obwohl ich abgenommen habe...
Nach der Diät fing alles von vorne an, ich habe nur noch gefressen... den ganzen Tag lang, wenn ich in der Stadt alleine war, bestand mein Tag nur aus Essen, Essen, Essen...
Ein Beispieltag: Sushi, Nudelbox, Kuchen, Eis, Brötchen, Reiswaffeln, Cookie. Und von allem teilweise riesen Mengen.
Habe mir Süßes/Knabberzeug gekauft für meine Wohnung. Abends gab es dann noch warmes Essen. Dort wurde alles, wirklich alles fritiert. Fisch, Schnitzel, Gemüsetaler... alles extrem fettig und kalorienreich. Dann noch eine oder mehrere FAs am Tag und ihr könnt euch vorstellen, wie ich alles an Gewicht verlorene, wieder innerhalb kürzester Zeit zugenommen habe...
Das war eine extreme psychische Belastung für mich!
Gegen Ende des Monats kam dann Lia mich hier in der Jugendherberge besuchen :) Ihr habt sie ja schon ein paar Kapitel vorher kennengelernt.
Sie war zu dem Zeitpunkt meine einzige richtige Freundin und wir wohnten jetzt, durch meine Auszug, soweit voneinander entfernt... :/
Ich habe mich so darauf gefreut, dass sie kommen wird! :D
Wir hatten ein paar echt schöne Tage miteinander verbracht und sind dann zusammen in unseren Heimatort gefahren, weil sie nach Hause musste und ich meine Familie besuchen wollte, da meine Mutter am nächsten Tag Geburtstag hatte.
Aber an dem Abend vor der Abreise ist etwas spezielles passiert...
Meine Freundin Lia wusste ja von nichts. Also klar, ich habe ihr schon viel erzählt, also über meine Familie und auch über mich, aber sie wusste nichts davon, dass ich jeden Tag mit der Essstörung zu kämpfen habe. Dass sich jeden Tag all meine Gedanken ums (Nicht-)Essen, Kalorien, Gewicht, Abnehmen dreht.
Ich habe mich nie getraut mit ihr darüber zu reden, weil ich Angst hatte, sie könnte meiner Mutter was davon erzählen. Da ihre Mutter meine Mutter von früher anscheinend kennt.
Doch an diesem Abend hab ich es für den richtigen Zeitpunkt gehalten, mit Lia darüber zu reden. Wir wollten eigentlich schon schlafen gehen, aber ich hab langsam und vorsichtig mit dem Thema angefangen. Ich habe ihr erzählt, dass ich einmal sehr viel Kilo abgenommen habe, aber jetzt fast alles wieder zugenommen habe. Ich habe ihr erklärt, warum ich an den Tagen, an denen sie hier war, so viel gegessen habe. Dass ich Fressanfälle habe. Dass ich früher gehungert habe um abzunehmen. Ich habe ihr von dem Schulpsychologen und auch von der Beratungstelle erzählt...
So viele Wörter sind auf einmal aus mir herausgesprudelt. So viele Sätze, die eine kleine Geschichte ergeben haben...
Lia hat aufmerksam zugehört, allerdings kaum was dazu gesagt, das konnte ich nicht so wirklich deuten...
Am Schluss meinte sie, dass sie wirklich geschockt sei, über das alles was ich ihr erzählt habe... wir haben ja mehrere Stunden bis in die Nacht geredet, besser gesagt, ich habe erzählt und sie zugehört. Sie meinte, dass es vielleicht doch besser sei, wenn ich mir Hilfe holen würde. Ich weiß das sie recht hat, habe ihr auch von der Psychologin in dem neuen Wohnort erzählt... aber da ich ja vor hatte vielleicht zu kündigen, wusste ich nicht, wie ich mir Hilfe suchen sollte., da ich ja schon bei der Beratungsstelle etc. war...
Ich bin froh, dass mich Lia dort besucht hat! Ich bin so froh, dass es sie gibt! :)
Auf jeden Fall habe ich Lia auch davon erzählt, dass ich vorhabe zu kündigen und das auch meinem Eltern sagen will.
Als ich zu Hause war, habe ich auch meinen Eltern erzählt, dass ich wieder zurück zu ihnen kommen möchte.
Sie haben sich gefreut, und wir haben den Umzug zurück geplant :)
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Essstörung - Der Moment, als ich gesagt bekam, ich sei psychisch krank...
Aktuelle Literatur"Was du hast ist eine Krankheit, genau wie ein Schnupfen oder eine Grippe, braucht man eine Behandlung durch einen Arzt. Man braucht also Medikamente oder eine Therapie machen, denn nur dann kannst du deine Essstörung endlich loswerden! Eine Essstör...
