Das zweite Treffen bei der Vertrauenslehrerin Frau M. :)

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Ein Tag nach dem Silbermond-Konzert bin ich am 25.05.2016 wieder zu meiner Lehrerin gefahren.
Zum Glück habe ich die Adresse alleine gefunden, sodass mich Frau M. nicht am Bahnhof abholen musste. Als kleines Dankeschön, dass ich nochmal zu ihr kommen durfte, habe ich drei Kaffestückchen mitgebracht, über die sich Familie M. sehr gefreut hat.

Als ich ankam, hat mich die komplette Familie M. sehr herzlich begrüßt. Ihr kleiner Sohn ist echt so süß! *-*
Frau M. ist mit mir dann hoch, in ihr extra für Beratungen eingerichtes Beratungszimmer, gegangen und ich durfte mich auf eine Art Bett setzen, das sehr gemütlich war! So hatten wir diesen Raum für uns alleine und wir konnten ungestört reden.

Frau M. wollte mit mir eine neue "Methode" ausprobieren, die sie anscheinend auf einer ihrer Fortbildungen kennen gelernt hat.
Sie hat nochmal den Stammbaum meiner Familie auf ein großes Blatt Papier aufgezeichnet.
Ich sollte dann Art "Motto" sagen, nachdem meine Familie lebt. Um mir das ganze besser verständlich zu machen, hat sie mir ein Beispiel für ihre eigene Familie gegeben: "Wir sind stark, weil wir immer zusammenhalten." Das war ihr "Familienmotto"
Dann war ich dran... ich habe als erstes Motto gemeint: "Wir sind nach außen hin die perfekte Familie" und nach längerem Überlegen ist mir dann noch ein Motto eingefallen: "Wir sollen die Normen und Werte in unserer Gesellschaft erfüllen."

Klingt eigentlich auf den ersten Blick nicht unbedingt negativ, wobei ich auch ehrlich gesagt nicht mehr die wörtliche Formulierung weiß, ich habe es damals irgendwie anders formuliert...
Auch wenn die beiden Sätze recht "normal" klingen, haben Frau M. und ich doch etwas interessantes festgestellt, als wir die konkreten Grundsätze aufgeschrieben haben, nach denen meine Familie und auch ich handeln. Denn dieses Handeln, diese Grundsätze, diese Normen, haben "Auswirkungen" auf mich und meine Verhaltensweisen. Es übt indirekt Druck auf mich aus und beeinflusst mich in meinem Handeln und auch in meiner Denkweise, sodass ich z.B. mit niemandem über die Psychotherapie von meinem Bruder reden durfte oder solche Sachen. Klar, das klingt erstmal nicht schlimm, aber das hat mich schon belastet, dass ich darüber nie reden durfte oder dass ich mir Ausreden ausdenken musste, wenn mich jemand gefragt hat, warum mein Bruder immer an dem einen Tag um dieselbe Uhrzeit nicht zu Hause ist. Mich hat das genervt, dass ich immer "lügen" musste...

Auf jeden Fall ist es auch so, dass meine Familie, besonders mein Vater und mein Bruder, keine Lesben und Schwule mögen... oder Andere, die eben nicht Heterosexuell sind...und mein "Problem" ist, dass ich mir schon seit ca. vier Jahren darüber Gedanken mache, ob ich vielleicht von dieser "Norm" in der Gesellschaft, dass man Heterosexuell sein muss, abweiche...
Dieses Thema habe ich auch bei Frau M. das erste Mal angesprochen, obwohl sie eigentlich schon alles über mich weiß... das Thema war mir total unangenehm, weil ich ja einfach auch noch nicht bis heute weiß, "was" ich bin... ob ich Heterosexuell, Homosexuell oder vielleicht Bisexuell bin? Keine Ahnung!
Ich weiß nur, dass ich noch nie einen Freund hatte, noch nie richtig verliebt in einen Jungen war und mir Jungs, die mir mit nacktem Oberkörper zu nah kommen, "Angst" machen...

Auf jeden Fall wäre es für mich echt schwierig meinen Eltern zu "gestehen", dass ich homo oder bi bin, denn das würden sie wahrscheinlich gar nicht oder nur sehr schwer akzeptieren...

Frau M. meinte, dass es zwei Möglichkeiten gäbe. Die erste Möglichkeit wäre, dass ich wirklich Homosexuell oder Bisexuell bin, aber die andere Möglichkeit wäre auch, dass ich mit diesem Gedanke indirekt versuche, mich von meinen Eltern abzugrenzen...

Essstörung - Der Moment, als ich gesagt bekam, ich sei psychisch krank...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt