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Mit langsamen Schritten geht der Kleinere hinaus in den Flur. Sein Herz klopft wie wild und er hat schon wieder diesen furchtbaren Kopfschmerz.
Langsam geht er durch die Tür und erstarrt im nächsten Moment förmlich.

Sie steht dort. Sieht etwas älter aus als noch vor 12 Jahren, etwas verbrauchter. Ihre Augen sind ohne jeden Glanz. Als sie ihn ansieht weiten sich ihre Augen und Louis' Herz setzt für einen Moment aus. "Louis..." haucht sie und der Kleinere zuckt etwas zusammen beim Klang ihrer Stimme. Er kann sich gar nicht mehr daran erinnern dass sie so zerbrechlich klang.

Einen Moment hat er das Gefühl den Halt zu verlieren, doch dann spürt er die Hand von Harry auf seinem Rücken und entspannt sich etwas. Er ist ihm dankbar dass er hier ist. So dankbar.

"Was suchst du hier?" fragt er Jay und ist erstaunt dass diese Frage doch selbstbewusster herüber kommt kam als er gedacht hat. Die Brünette senkt den Blick. "Ich musste dich einfach sehen, Louis. Nach so langer Zeit..." sagt sie leise und Louis schluckt.
"Nach zwölf Jahren? Woher der Sinneswandel?"

Harry streicht beruhigend über den Rücken des Kleineren, welcher sich automatisch etwas gegen ihn lehnt. Jay sieht von Harry zu Louis und seufzt dann. "Könnten wir das ohne ihn klären? Das geht nur uns etwas an." bittet sie ihren Sohn doch dieser schüttelt sofort den Kopf. "Nein. Harry gehört zu mir, er kann alles hören." erwidert er fest. Niemals würde er ihr jetzt sagen dass er ohne Harry vermutlich das Bewusstsein verliert.

Jay sieht ihn resigniert an und nickt nur. Beide scheinen überfordert.
Harry tritt nun einen Schritt auf Jay zu und sieht sie mit ausdrucksloser Miene an. "Ich denke wir sollten in's Wohnzimmer gehen." sagt er, es ist als Aufforderung gemeint und Louis sowie auch Jay nicken und die Drei gehen in Louis' Wohnzimmer.

Jay setzt sich auf die Couch und Louis, der dies eigentlich auch vor hatte, schreckt zurück und setzt sich ihr gegenüber auf einen der Sessel. Bittend sieht er Harry an, welcher ihn beruhigend anlächelt, sich neben ihn setzt und seine Hand ergreift.

"Seid ihr..." setzt Jay an, beendet den Satz aber nicht. Harry nickt und auch Louis nickt leicht, sieht sie aber nicht an. "Das ist toll. Schön dass du jemanden hast." sagt Jay mit sanfter Stimme und Louis zieht die Augenbrauen zusammen und sieht zu ihr.
"Also, sag schon. Was suchst du hier?" fragt er direkt. Harry streichelt seinen Handrücken und wartet einfach ab.

Die Frau vor ihnen seufzt und spielt mit ihren Fingern ehe sie beginnt zu sprechen.
"Ich wollte mich entschuldigen. Für all das was ich dir angetan habe. Du hast es nicht verdient, dessen bin ich mir bewusst. Was ich damals getan habe ist nicht wieder gut zu machen. Aber Louis glaube mir wenn ich dir sage, dass ich mich hasse für das was passiert ist."

Ihre Stimme ist leise, zittrig und ihre Miene zeigt wie sie sich fühlt. Sie sieht furchtbar aus. Harry kann sehen dass sie es ernst meint, doch Louis scheint blind dafür. Sein Blick ist abwertend und kalt. "Und das soll ich dir glauben? Nach zwölf Jahren kommst du hier an und sagst sowas?"

"Lou. Ich hatte keine andere...",
"Nenn mich nicht Lou. Nie wieder!" fährt der Blauäugige barsch dazwischen und Harry erkennt wie die ersten Tränen Jay's Wange herunter laufen.
"Bitte, Louis. Er hat mich gezwungen. Ich hatte keinen anderen Ausweg mehr gesehen." sagt sie schluchzend und Harry glaubt ihr jedes Wort. Er sieht es ihr an, dass sie die Wahrheit spricht.

In Louis toben tausend Gefühle. Er ist völlig überfordert. Hat das jemals ein Ende? Wird er immer so überfordert sein? Das wohl größte Gefühl in ihm ist Hass. Er fühlt es ganz deutlich. Er kann ihr einfach nicht verzeihen. Er kann es nicht.

"Ich glaube dir kein Wort." spricht er leise, hat dabei das Gefühl beinahe unterzugehen, denn es macht ihn fertig. Er hat seine Mutter so sehr geliebt. Auch danach noch. Er hatte so viel Hoffnung.
"Warum hast du 12 Jahre gebraucht um zu mir zu kommen?"

Jay schnieft und Harry reicht ihr zuvorkommend ein Taschentuch. Louis sieht ihn kurz an und überlegt ob ihm das gefällt. Ja, das tut es. Er mag es wie Harry mitfühlt und sich Gedanken macht. Er mag es dass Harry sich kümmert.
"Er ist gestorben. Und ich bin endlich frei." sagt sie schlicht und beide Männer ziehen die Augenbrauen zusammen und sehen sie gleichermaßen irritiert an.
Jay räuspert sich und sieht Louis an. "Er hat mich erpresst. Ich habe damals eine Menge Schulden aufgehäuft. Erinnerst du dich dass wir ein paar Mal kaum etwas zu essen hatten?" Ein Nicken, mehr bringt Louis nicht zustande.
"Er sagte er kann mir aus den Schulden helfen. Dafür müsste ich mitkommen. Er hat mir gedroht er bringt dich um, wenn ich dich mitnehme. Daraufhin habe ich entschieden ohne dich zu gehen. Ich habe mir das niemals verziehen, aber noch weniger hätte ich es mir verziehen, wenn er dir etwas getan hätte!"

"Das hat er aber." wirft Louis leise ein. Jay nickt leicht. "Ich weiß, Louis. Und ich verabscheue mich dafür was dir wegen mir widerfahren ist. Ich hatte immer gehofft dir geht es jetzt besser und wie ich sehe hast du einen tollen Freund und ein sehr erfolgreiches Leben." sagt sie und lächelt schwach. In ihren Augen ein Funke von Stolz.
"Vor vier Jahren wäre ich beinahe gestorben. Weil ich mich selbst verletzt habe." wirft Louis ein und es ist als würde die Stimmung sofort kippen.
Er hat eine Bombe platzen lassen von welcher er nicht weiß welches Ausmaß an Zerstörung sie anrichtet wird.
Doch es ist Louis egal. Sie muss wissen dass sie ihn zerstört hat.
Harry sieht ihn einen Moment ungläubig an, dann wandert sein Blick wieder zu Jay. Geschockt sieht sie ihren Sohn an, dann laufen ihre Tränen unaufhaltsam.

"Das...oh Gott Louis das wollte ich niemals!" sagt sie schluchzend. Der Kleinere spürt sein Herz brechen. Ihm tut es natürlich weh sie so zu sehen, doch  es tut es mehr weh, dass sie ihn im Stich gelassen hat. Allerdings hatte sie ihre Gründe. Hin und her gerissen zwischen seinen Gefühlen sieht er Harry hilflos an, der seine Hand sanft drückt. Auch er weiß nicht was er sagen soll.
Louis sieht wieder zu seiner Mom und seine Kehle schnürt sich zu.
Sie sitzt da wie ein kleines Häufchen Elend und Louis tut der Anblick weh.

Langsam steht er auf, setzt sich neben sie und nimmt zaghaft ihre Hand. Ein überraschter Ausdruck legt sich auf Jay's Gesicht. Louis schluckt und wagt es nicht sie anzusehen.
"Ich kann dir jetzt nicht verzeihen. Nicht sofort." wispert er und die Ältere nickt. "Ich weiß. Ich kann mir ja selbst kaum verzeihen." Ihre Stimme ist kaum mehr ein Flüstern und Louis bekommt eine Gänsehaut. 

"Ich denke, also...ich denke es wär besser wenn du jetzt gehst. Ich..." mitten im Satz stoppt er und eine Träne bahnt sich den Weg seine Wange hinab. Wieder zittert er, denn die Situation überrollt ihn förmlich.
Harry steht sofort auf, zieht den Kleineren sanft von der Couch und in seine Arme.

Jay nickt und steht auf. "Werden wir uns wieder sehen?" fragt sie hoffnungsvoll. "Ich weiß es nicht." murmelt Louis leise und drückt sich an seinen Freund.
Enttäuscht nickt Jay und geht wortlos aus der Wohnung.

Lässt die beiden jungen Männer zurück. Lässt ihren Sohn zurück, welcher versucht zu begreifen was gerade vorgefallen ist.

Harry küsst den Kopf des Kleineren und drückt ihn an sich.
"Du hast das gut gemacht mein Liebling." sagt er leise und Louis sieht zu ihm hoch. "Weil du da warst." wispert er.

Ein Lächeln umspielt den Mund des Größeren und er nickt. "Wie versprochen. Ich sagte ja ich bin da." erklärt er schlicht und Louis nickt.
In diesem Moment begreift er, dass er Harry bedingungslos vertrauen kann. Dass er bei ihm sicher ist.
Und in diesem Moment beschließt Louis, dass er nie wieder von Harry fort gehen wird. 

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Ich bin so unzufrieden mit diesem Kapitel. :(

susiiTomlinson

Remember Me 2  •|• LSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt