Kyos POV:
Die letzten Tage hatte mich Lyol nicht mehr so oft angesehen, mit mir geredet, oder auch nur etwas gemacht. Mit anderen Worten: Er ignorierte mich komplett und auch wenn ich es nie freiwillig zugeben würde, aber es verletzte mich zutiefst. Vor allem, weil ich den Grund für sein skurriles Verhalten nicht kannte.
Immer wieder stellte ich mir die gleiche Frage und immer wieder bekam ich als Antwort: Du bist halt einfach nichts wert! Du bist ein Gegenstand und es war doch von Anfang an klar, dass er nur mit dir gespielt hatte. Ich hasste diese Stimme, aber ich hatte immer wieder das Gefühl, dass ich ihr mehr und mehr Glauben schenkte. Ich wollte wissen, warum sich Lyol so seltsam mir gegenüber benahm, aber wer war ich schon, so etwas laut zu sagen?
Plötzlich hörte ich zwei Stimmen von unten. Ein Klirren war zu hören und der darauf folgender Schrei. Vorsichtig Schlich ich durch die Flure der Villa und ging leise nach unten. Was ich dort sah verschlug mir den Atem. Lyol stand mitten im großen Wohnzimmer. Und nicht allein wie ich feststellte. Direkt ihm gegenüber stand eine junge braunhaarige Frau mit einem schwarzen Kleid, welche sich angeregt mit ihm zu streiten schien.
Und dann küsste sie ihn plötzlich. Direkt auf seine weichen Lippen und ich merkte, wie sich mein Bauch schmerzhaft bei diesem Anblick verkrampfte. Das schlimmste kam aber erst, als ich bemerkte, wie Lyol sie langsam zurück küsste. Tränen stiegen mir in die Augen und bald darauf fiel die erste herab und unzählige folgten diesem Weg. Zitternd drückte ich mir eine Hand vor den Mund um nicht sofort zu schluchzen und machte mich zurück auf den Weg zu meinem Raum. Oder besser gesagt, zu dem Raum den mein Meister mir zur Verfügung gestellt hatte.
Sofort ließ ich mich auf das weiche Laken sinken und begann leise zu wimmern. Der Schmerz war einfach zu stark und ich versuchte immer wieder diesem Drang zu widerstehen, die nächst beste Klinge zu ergreifen. Doch wie bei so vielen Dingen in meinem Leben gab ich irgendwann nach. Meine Finger griffen nach dem kalten Eisen und führten es wie von selbst zu meinem rechten Arm.
Ganz oben setzte ich an und begann, ein Wort hineinzuritzen: Hass. Ich wollte nicht noch einmal vergessen, wo ich stand. Ich wollte nicht noch einmal vergessen, nur um wieder einmal enttäuscht zu werden. Ich wollte nicht noch einmal das ganze durchleben müssen. Ich...Ich wollte nicht mehr leben. Warum sollte ich auch? Was gab es, was mich das Leben lieben ließ? Bevor ich mich auch nur stoppen konnte, hatte die Klinge auch schon ihre Reise vorgesetzt und hatte ein weiteres Wort in meine Hüfte eingraviert: Enttäuschung.
Bitter und gleichzeitig etwas erlöst betrachtete ich mein Werk. Immer wieder strich ich über die angeschwollenen Schnitte. Ein unangenehmer Schauer durchfuhr meinen Körper und ließ mich realisieren, was gerade wieder geschehen war. Ich hatte der Versuchung nicht wieder stehen können, ich hatte mein Versprechen Lyol gegenüber gebrochen.
Aber er auch das meine. Aber was zählten Versprechen schon für Dämonen. Schnell säuberte ich den Boden des Zimmers, meine Wunden jedoch ließ ich weiter bluten. Ich wollte mich noch einmal den gleichen Fehler begehen. Schnell sprühte ich mich mit einem der Düfte ein, mit denen sich mein Meister immer eingesprüht hatte, um den Geruch des Blutes zu überdecken.
Nach getaner Arbeit räumte ich noch einmal den Raum auf und legte mich dann in eine Ecke des Raumes. Ich war ein Sklave und so sollte ich auch behandelt werden, selbst wenn mein Meister es am Anfang vielleicht anders gesehen hatte. Plötzlich hörte ich eine Art Kratzen am Fenster des Raumes und neugierig öffnete ich dieses. Vor mir stand eine kleine, schwarze Katze mit bernsteinfarbenen Augen, die förmlich zu leuchten schienen. Bevor ich etwas sagen konnte, war sie auch schon an mir vorbei in die Wohnung geschlüpft und saß nun mitten im Raum.
Entsetzt sah ich sie an, doch genau als ich wieder das Wort erheben wollte, unterbrach sie mich mit einem energischen Mauzen. Ihre Stimme war etwas höher, was es eher wie Quietschen klingen ließ und brachte mich damit überraschender Weise zum Lachen. Ich trat etwas näher an die Katze heran:"Hey Süße, was willst du denn hier?" Wie auf Kommando begann die Katze zu schnurren und rieb sich an meiner Hand.
Ich lachte und schmuste eine Weile mit der Katze, bevor mir wieder einfiel, was davor geschehen war. Abrupt richtete ich mich auf und begann aufgeregt im Zimmer auf und ab zu laufen. Ich wusste nicht, wie ich meinem Meister je wieder unter die Augen treten konnte. Es war einfach unmöglich. Er war einfach unmöglich! Als hätte die Katze meine plötzlich Unruhe gespürt, kam sie herüber gerannt, sprang mir mit einem einzigen Satz auf die Schulter und begann mit dann mit ihrer rauen Zunge das Gesicht abzulecken.
Ich kicherte leicht und begann mich spielerisch dagegen zu wehren. Plötzlich wurde meine Tür mit einem Zug aufgerissen und mir gegenüber stand die Frau, welche sich gerade eben noch mit Ly- meinem Meister vergnügt hatte. Finster starrte sie mich an, bevor ihre Lippen sich langsam in ein Grinsen verwandelten:"So, so, du bist also dieses Miststück, welches Lyol sich gekauft hat. Aber weißt du was? Ich will mir dieses Exemplar von Mann mit niemandem teilen, denn er gehört mir! Und deshalb", sie musterte mich amüsiert,"werde ich dich jetzt töten!"
Plötzlich stürzte sie sich auf mich und zog dabei zwei spitze Dolche hervor. Haarscharf glitt das eine Messer an mir vorbei, während das andere sich tief in meine Schulter bohrte. Ich musste einen Schrei unterdrücken und versuchte stattdessen einfach nur, den Attacken dieser Killerin auszuweichen. Immer schneller wurden ihre Schwünge und plötzlich befand ich mich in einer Ecke des Raumes, ohne Fluchtweg oder irgendwelche Rettung in Sicht. Doch bevor sich diese Verrückte wieder auf mich stürzen konnte, trat diese Katze vor mich. Ihr schwarzes Fell war gesträubt und in ihren Augen lag die blanke Wut.
Dann geschah etwas unerwartetes. Noch während die Frau auf mich losstürmte, begann sich die Gestalt der schwarzen Katze zu verändern. Sie wurde immer größer, bis sie wahrscheinlich sogar größer war als mein Meister, ihre Zähne wurden schärfer und ihre Krallen länger. Dann stürmte sie auf die Verrückte zu. Noch bevor jemand eingreifen konnte, hatte sie die Frau im Genick gepackt und begonnen sie zu schütteln. Dann war ein unangenehmes Knacken zu hören, bevor die Katze den leblosen Körper der Frau zu Biden fallen ließ.
Langsam drehte sich die Katze zu mir um und es kam mir fast so vor, als hätte sie Angst um mich. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und begann die Katze langsam hinter ihrem Ohr zu kraulen. Sie gab ein tiefes Brummen von sich und ließ sich weiter von mir verwöhnen. Dieses Tier vor mir war kein Biest. Sie hatte mich beschützt und ich war ihr so dankbar dafür.
Doch plötzlich...
Cliffhanger!!! Wie ich diese Cuts doch hasse, aber...tja, ich bin halt ein Sithlord, ich darf so etwas! Außerdem gibt es jetzt eine schwarze Katze in dem Buch und deshalb kann ich jetzt mit vollem Stolz behaupten: Eine Katze ist ein eigenständiger Charakter in meinem Buch!
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Freiheit? (boyxboy)
RomanceFreiheit. Ein Wort, das für Kyo schon seit langer Zeit nicht mehr existiert. Immer wieder von einem Besitzer zum anderen, wurde er geschlagen, misshandelt, vergewaltigt und doch jedes Mal wieder mit einem weiteren Riß in der Seele zurückgegeben. Nun...