Zerbrochen

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Lyols POV:

Ich legte den Jungen so vorsichtig wie möglich auf das große Bett und versuchte ihn dabei nicht zu wecken. Ich strich ihm eine lange schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. Er wirkte so zerbrechlich, so fragil. Er hatte lange, schwarze Haare und ein schmales Gesicht mit großen Augen, die von langen Wimpern umrahmt wurden. Seine Haare waren lose zusammen gebunden und dieser matte Schimmer in ihnen, ließ sie mit seinem blassen Hautton konkurrieren. Er trug einen viel zu großen Pullover und schwarze Jogginghosen, aber man kam nicht umhin zu bemerken wie dünn er war.

Langsam fuhr ich mit der Hand durch seine Haare und ein leises Wimmern entfloh ihm, dass aber bald einem warmen Lächeln wich. Er rutschte ein Stück näher an mich und schlang seine Arme um mein Bein, als wollte er mich davon abhalten zu gehen. Ich lächelte, als ich sah wie er sich so an mich kuschelte. Als ich sicher war, dass er wieder schlief, streichelte ich ihm weiter über den Kopf, um ihm zu zeigen, dass ich bei ihm war.

Nach ein paar Stunden Schlaf, in denen er mein Bein kein einziges Mal losgelassen hatte, begann er langsam aufzuwachen. Seine Augenlider flackerten ein paar Mal, bevor er sie ganz offen halten konnte. Verschlafen blickte er sich im Raum um, nicht sicher wo er jetzt war. Als sein Blick auf mir landete, weiteten sich seine Augen merklich und er wich ein wenig zurück. Ich hätte gelogen, wenn ich behauptet hätte, es würde nicht wehtun zu sehen, dass er Angst vor mir hatte.

"Hey, ist alles in Ordnung?", ich rutschte etwas näher an ihn heran. Ein fataler Fehler, denn er machte das gleiche und entfernte sich noch weiter von mir. Was zur Folge hatte, dass er vom Bettrand fiel. Bevor er den Boden traf, fing ich ihn auf. Einer der Vorteile ein Dämon zu sein. Man war um Längen schneller, als ein normaler Mensch. Ich zog ihn wieder zu mir hoch auf das Bett und versuchte ihn so wenig wie möglich anzufassen, um ihn nicht noch mehr zu verschrecken.

Ich ließ seine Hand los, als ich mir sicher war, dass er sich halten konnte. Sein Pulloverärmel war dabei nach oben gerutscht und zeigte viele Narben und Wunden. Ich griff nach seinem Hand und zog auch den Rest des Ärmels nach oben. Mehrere Narben zeigten sich auf seinem zierlichen Arm und die vielen Wunden, die noch nicht verheilt waren, stachen durch ihre markanten Rottöne
stark hervor.

Mein Griff an seinem Arm verstärkte sich für einen Moment und er wimmerte leise bei dem Schmerz. Schnell ließ ich ihn wieder los, zog ihn aber im nächsten Moment näher an mich. "Wer hat dir das angetan?",seine Augen waren voller Tränen und es beeindruckte mich zutiefst, dass er noch nicht losgeweint hatte."I-Ich...Warum...Warum schlagen Sie mich nicht endlich?",seine Stimme war immer leiser geworden und am Ende nur noch ein Flüstern gewesen. Ich war zu perplex um überhaupt etwas zu sagen zu können. Das einzige was ich machte war, ihn an mich zudrücken. Er versteifte sich und mir war klar, dass das wohl seine erste richtige Umarmung war."Ich werde dir nicht wehtun. Dazu gehört auch, dass du weder vergewaltigt oder als Ding betrachtet wirst. Du kannst mir vertrauen! Und egal was passiert, mich wirst du nicht mehr los!"

Langsam entspannte er sich und dann konnte er sich nicht mehr beherrschen. Eine Träne nach der anderen lief über seine blassen Wangen und ich konnte nicht anders, als ihn noch enger an mich zu drücken. Ich flüsterte ihm immer wieder beruhigende Worte ins Ohr und streichelte ihm langsam über den Rücken. Nach ungefähr einer Stunde hatte er sich wieder beruhigt. Müde von dem ganzen Weinen legte er sich wieder auf das große Bett und bettete seinen Kopf in meinen Schoß."Bleibst...Bleibst du bitte bei mir?", die Worte überraschten mich und zauberten ein kleines Lächeln auf mein Gesicht."Ja, bis du wieder wach bist." Er schloss seine Augen und driftete langsam in den Schlaf ab, als mir noch etwas einfiel."Du hast mir noch garnicht deinen Namen verraten. Wie heißt du?""Kyo",murmelte er noch bevor ihn die Müdigkeit zum Verstummen brachte.

Ich erstarrte sofort. Kyo...an irgendjemanden erinnerte mich dieser Name, aber an wen? Schnell vertrieb ich diesen Gedanken wieder und widmete meine Aufmerksamkeit wieder dem Kyo vor mir. Aber was ich auch tat, dieses mulmige Gefühl im Bauch blieb und hielt mich weiterhin wach. Irgendwann entschloss ich mich einfach dazu, Kyo zu betrachten während er schlief und das reichte mir schon als Beschäftigung. Und irgendwann schlief ich dann doch ein.

[Gelaber des Autoren einfach hinzudenken, war zu faul dafür]

Freiheit? (boyxboy)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt