Kyos POV:
Benommen erwachte ich am nächsten Morgen und versuchte zu verstehen, wo ich mich befand, bevor mir die Geschehnisse von Gestern wieder einfielen. Mein Magen verkrampfte sich und ich hatte unmittelbare Verlangen, mich hier und jetzt zu übergeben. Es war einfach unfair. Unfair...dieses Wort gab es im Sprachgebrauch eines Sklaven nicht, es dürfte ihn ganz einfach nicht geben. Denn ein nicht einverstanden sein mit den Lebensbedingungen, galt als Auflehnung und dies wurde mit dem Tod bestraft.
Bevor ich noch mehr über mein Leben nachdenken konnte, riß mich Lyllian aus meinen Gedanken. Sie war anscheinend schon vor mir aufgestanden, denn sie saß nun vor mir und hatte ein Reh abgelegt, bei dem sie mit einem Blick symbolisierte, dass es meines sein sollte. Nervös lächelnd sah ich sie an, bevor ich ein Stück des Rehs nahm und aß. Es schmeckte...ungewohnt und...nun ja...roh, aber es war besser als gar nichts.(Wer denkt da auch gerade an Drachen zähmen leicht gemacht?)
Als ich mit meiner etwas gewöhnungsbedürftigen Mahlzeit fertig war, entschied ich mich, ein paar heilende Kräuter und haltbares Gras aus dem Wald zu sammeln, um einigermaßen vorbereitet zu sein, falls etwas passiert. Von der Zeit, als meine Mutter noch lebte, wusste ich, welche Pflanzen man für welche Salben, Medizin, oder auch zum bauen von Matten oder ähnlichem brauchte. Schnell hatte ich einen großen Vorrat zusammen und begann schon einmal, mit dem Flechten von Farn und Schilf zu beginnen. Dabei summte ich die Melodie eines Liedes, welches mir meine Mutter früher immer vorgesungen hatte. Ich versuchte mich an den Text zu erinnern, doch mir fiel nur noch eine Strophe ein.
Weine nicht und bleibe stark,
Was immer nun auch kommen mag,
Denn denk daran, bin ich nicht da,
Werden deine Ängste wahr,
So glaube mir mein liebes Kind,
Die Geister dort die um dich sind,
Sie helfen dir bei Qual und Angst,
Sobald du wieder einmal wankst,
Und weisen dir den richt'gen Pfad,
Bis auch dir das Ende naht.Leben, Lieben, Sterben,
Des Schicksalskreises drei,
Sie halten dich am Leben,
Durch sie fühlst du dich frei~Erst jetzt bemerkte ich die Tränen, die mir die Wangen herunter rannen und ich wischte sie schnell weg. Ich musste stark bleiben, dass hatte ich meiner Mutter schon damals versprochen, aber manchmal...ich vermisste sie und oft wünschte ich mir, ich könnte bei ihr sein. Einfach nicht mehr leben und die Qualen hinter mir lassen, doch dann kam mir die Idee dich sehr feige vor und ich schob sie wieder beiseite. Bis das Bild meiner Mutter wieder später auftauchte und mich wieder ins Wanken brachte. Energisch schüttelte ich wieder den Kopf, als mich ein plötzliches schmerzverzerrter Schrei heimsuchte. Ich blickte mich hastig um, doch niemand war zu sehen.
Plötzlich legten sich zwei Hände vor meinen Mund und ich wurde nach hinten gezerrt. Aus dem Augenwinkel heraus nahm ich fünf Gestalten war. Drei Frauen und zwei Männer. Die Person, die mich bis zu diesem Zeitpunkt festgehalten hatte, warf mich mit Kraft gegen einen Baum am Rande der Lichtung und mit Wucht traf ich erst Stamm und dann Boden. Keuchend setzte ich mich auf und versuchte den stechenden Schmerz in meinem Rücken zu ignorieren, bevor ich versuchte, zu erkennen, wer dort vor mir stand. Die zwei, meiner Meinung nach, älteren Frauen, hatten beide lange, gelockte Haare und schmale Gesichter, während die dritte Frau in meinem Alter zu sein schien und mittellange, glatte Haare hatte und ein etwas runderes Gesicht, was ihr jedoch einen etwas kindlicheren Eindruck verlieh.
Die drei Männer, mein 'Privatschläger' inklusive, sahen eher wie Drillinge aus, denn sie hatten nicht nur die gleiche Gesichtsform und Haar, sondern auch noch die selbe Kleidung an. Ich schluckte schwer und mein Blick wanderte zwischen den Leuten hin und her:"W-Was wollt ihr?" Die Frauen lachten amüsiert, woraufhin eine von den beiden nach vorne trat und mich an meinen Haaren nach oben zog:"Oh, keine Sorge Kleiner! Wir sind Vampire und wurden vom Vampirkönig dazu auserwählt, dich zu töten. Aber davor", sie kratzte mir mit ihren langen Fingernägeln über die blanke Haut und langsam begann Blut aus den langen Kratzern zu fließen,"werden wir unseren Spaß mit dir haben!"
Hilfesuchend sah ich das junge Mädchen an, doch sie schaute nur schuldbewusst zu Boden. Plötzlich hörte ich ein schwaches Mauzen von der Seite und als meinen Kopf in diese Richtung drehte, stockte mir fast der Atem. Lyllian lag blutverschmiert auf dem Boden und sah mich ängstlich an. Als das Mädchen meinem Blick folgte und sah, was sie meiner Werkatze angetane hatten, schlich sie sich heimlich hinter den Männern vorbei und kniete sich neben Lyllian nieder, bevor sie ein entwarnendes Zeichen gab, was mich aufatmen ließ.
Doch gleich darauf bereute ich es wieder, mich so sehr ablenken lassen zu haben, denn ein Tritt in meine Magengrube brachte mich wieder zurück in die Wirklichkeit. Noch bevor ich überhaupt realisieren konnte, was gerade geschah, würde ich schon mit Schlägen und Trotzen überhäuft, bis ich das Gefühl hatte, gleich zu sterben. Als die Vampire kurz von mir abließen, startete ich einen letzten Versuch und holte tief Luft, bevor ich das erste Rief, was mir in den Sinn kam:"Lyol!"
So, jetzt habe ich wieder einigermaßen aufgeholt...Hoffe ich. Was denkt ihr, wird Lyol Kyo retten? Und was ist mit diesem Vampirmädchen los? Wird sie Kyo helfen oder hat sie zu viel Angst vor den anderen? Verschwörungstheorien bitte in die Kommentare\^•^/

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Freiheit? (boyxboy)
RomanceFreiheit. Ein Wort, das für Kyo schon seit langer Zeit nicht mehr existiert. Immer wieder von einem Besitzer zum anderen, wurde er geschlagen, misshandelt, vergewaltigt und doch jedes Mal wieder mit einem weiteren Riß in der Seele zurückgegeben. Nun...