Entgegen meiner ersten Vermutung, war er mir nicht total auf die Nerven gegangen, sondern nach einer gewissen Zeit in den zweiten Stock verschwunden. Und da ich nicht die gesamte Zeit, bis die Sonne aufging, in der Küche rumhängen wollte, ging ich ebenfalls in mein Zimmer.
Leider musste ich aber, sobald ich mein Zimmer betrat, feststellen, dass mein Bett immer noch von einem riesigen roten Blutfleck verziert wurde.
Schließlich wurde ich verhaftet, sobald ich wach war.
Seufzend machte ich mich daran mein Bett neu zu beziehen und war gerade dabei die Bettdecke zusammenzurollen, um sie in den Wäschekorb werfen zu können, da klopfte es an meiner Zimmertür.
„Sperrgebiet heißt Sperrgebiet.", sagte ich, wohl wissend wer gerade vor der Tür stand.
Ich bekam keine Antwort.
Überrascht darüber, dass ich ihn ziemlich schnell verteiben konnte, widmete ich mich wieder meiner Aufgabe. Dabei wurde ich aber nach ein paar Sekunden wieder unterbrochen, als es wieder klopfte.
„Was?!", rief ich, genervt über sein Verhalten.
„Alles in Ordnung bei dir?", schallte es leise durch die Tür. „Aus deinem Zimmer riecht es ziemlich stark nach Blut..."
„Alles gut.", sagte ich und stopfte die blutroten Laken und Decken in den bereitgestellten Korb.
„Bist du dir sicher?", fragte er wieder.
Kurz vorm durchdrehen öffnete ich die Tür, starrte ihn wütend in seine kalten Augen und sagte: „Wie du siehst geht es mir hervorragend."
Sofort wollte ich wieder die Tür zuschlagen, wurde aber von ihm daran gehindert.
„Und was ist das?" Sein Blick hatte sich versteinert und ich wusste, was er meinte.
„Blutige Laken."
„Wieso sind die blutig?"
„Geht dich nichts an."
Er trat einen Schritt auf mich zu und war nun nur noch Zentimeter von mir entfernt.
„In meiner Position als dein Meister, geht es mich sehr wohl etwas an, wenn du dir selbst Schaden zufügst."
„Es ist nicht so wie du denkst." Abwehrend hob ich die Hände und setzte dazu an, dass Missverständnis zu erklären. „Ich hab das nicht gemacht, um mir weh zu tun, sondern um...naja..." Schnell versuchte ich auf ein passendes Wort zu kommen. „...vorzuspulen?"
Fragend hob er eine Augenbraue. „Vorzuspulen?"
„Nachts kann es ätzend langweilig sein, wenn man schon über zweihundert Jahre alt ist...", fügte ich weiter hinzu.
„Ah...", antwortete er, immer noch etwas verwirrt.
Aber das war kein Wunder, denn er gehörte zu den Vampiren die die endlose Nacht und die immer wiederkehrende Dunkelheit, als ein Geschenk und nicht einen Fluch sahen. Er wäre nicht in der Lage dazu, meine Meinung und Position zum Vampirismus zu verstehen.
„Dann noch einen guten Morgen.", sagte er noch, drehte sich dann um und ging wieder die Treppe hinauf.
Guten Morgen... , dachte ich mir selbst. Ich würde mich nie an diese 'falschrum' wirkenden Bezeichnungen gewöhnen können. Immer noch sagte ich bei Sonnenaufgang 'Gute Nacht' und die erste Mahlzeit nannte ich ebenfalls seit Beginn meines Vampirlebens, aufgrund alter menschlicher Gewohnheiten, überwiegend 'Frühstück'.
Ich schloss die Tür wieder und kickte den Korb, mit den blutigen Stoffen, zur Seite und legte mich flach auf die nackte Matratze.
Stumm lag ich dann da, starrte zur Decke, betrachtete die ungleichmäßige Deckenfarbe und die kleinen Fliegen, die um das flakernde Licht der Glühbirne flogen.
Über mir waren Schritte zu hören. Gleichmäßige. So als würde jemand im Zimmer auf und ab gehen.
Langsam drehte ich mich auf die Seite und schaute aus dem Fenster. Draußen war es, wie immer, dunkel.
Meine verschärfte Sicht ermöglichte es mir zwar etwas sehen zu können, aber nicht genug, um mich zufrieden zu stellen.
„Wer würde Garrick umbringen wollen und dann versuchen, es mir anzuhängen?", fragte ich mich. Natürlich kam ich sofort auf seinen Fanclub, der sicherlich dazu in der Lage wäre. Und mich mochten nicht nur seine Groupies nicht, sondern auch so gut wie alle anderen.
Ich warf einen Blick auf die Uhr. Noch zwei Stunden bis zum Sonnenaufgang.
Im oberen Stockwerk knallte eine Tür zu und, da ich gerade nicht beschäftigt war, hörte ich diesmal sogar das Knarzen der Treppenstufen.
Kurz darauf klopfte es schon wieder. Ich antwortete nicht.
„Irina?"
„Was?"
„Kann ich reinkommen?" War er so schwer von Begriff?
„Ich hab dir doch gesagt, dass du hier nichts verloren hast."
„Wir sollten uns aber mal über die weitere Schritte unterhalten, die wir unternehmen werden." Damit hatte er recht.
„Dann komm rein.", sagte ich, setzte mich aufrecht hin und blickte weiter aus dem Fenster.
Er schloss hinter sich die Tür und kam nebens Bett.
„Darf ich mich setzten?" Ich nickte, ohne ihn anzusehen.
Die Matratze gab ein knarzendes Geräusch von sich, als er sich setzte.
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Vampire.
VampireEs ist allgemein bekannt, dass zwischen einem Vampir und seinem Schöpfer eine für immer währende Verbindung besteht. Ein Schöpfer muss dazu auch noch vollste Verantwortung für seinen Schützling übernehmen, bis dieser sein 250ste Vampirlebensjahr bee...