Beginn der Reise.

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Garrick war erst eine Viertelstunde weg, da klopfte es wieder an der Tür. Ich war etwas verwundert, da ich nicht damit gerechnet hatte, dass er so schnell zurückkommt.

Aber das tat er nicht, da nicht er vor der Tür stand, sondern eine Frau. Ihren Kleidern nach zu urteilen, gehörte sie der gehobenen Schicht an. Aber das war mir in dem Moment völlig egal. Vielmehr interessierte es mich, woher sie wusste wo ich lebte.

„Wer sind sie?", fragte ich sofort, ohne Zeit mit irgendwelchen Höflichkeitsfloskeln zu verschwenden.

„Das ist nicht wichtig. Wichtig ist, dass du nicht schon längst tot bist." Ihre Aussage war mehr als nur merkwürdig, aber um mit einem gewissen Humor zu kontern, sagte ich nur: „Genau betrachtet bin ich schon tot."

Sie fand diesen Kommentar jedoch nicht sehr angebracht, beziehungsweise hatte wahrscheinlich besseres zutun, als mit mir zu diskutierien.

Daraufhin fingen ihre Augen dann plötzlich an zu glühen und eine eisige Kälte umgab sie. Sie brauchte keinen weiteren Schritt auf mich zu gehen, denn mir lief es auch so schon eiskalt den Rücken runter.

„Du hast zwei Möglichkeiten.", sprach sie, im unheimlich tiefen Tonfall. „Entweder du sorgst dafür, dass du in den nächsten dreizig Tagen, also innerhalb der Frist, irgendwie krepierst, oder wir werden erneut ein Attentat auf deinen netten Typen verüben und das zweiten mal, werden wir nicht daneben zielen und auch eindeutige Beweise am Tatort hinterlassen. Somit kannst du entscheiden ob du lieber alleine sterben willst, oder jemanden auf deine Kosten mit in den endgültigen Tod reißen willst. Deine Entscheidung."

Total verwirrt von dem was gerade geschieht, konnte ich nicht antworten, sondern schaute sie nur sprachlos an.

„Aber wage es ja nicht...", fügte sie hinzu. „Garrick etwas von alle dem hier zu erzählen, denn auch das werden wir rausfinden. Und falls du daran zweifelst, solltest du nur daran denken, dass wir auch rausgefunden haben, wo du lebst. Besonders lange hat das auch nicht gedauert."

Wer zum Teufel war mir 'wir' gemeint?!

Im nächsten Augenblick, ehe ich etwas erwidern konnte, war die Frau auch schon verschwunden. Und damit jegliches Gefühl von Schutz und Geborgenheit im eigenen Heim, ebenfalls.

Panisch ging ich wieder zurück ins Haus und verrammelte die Tür. Danach rannte ich in den Keller, den eigentlich kaum betrat. Aber jetzt gerade fühlte ich mich am dunkelsten und abgeschottetsten Platz am sichersten.

Dort kauerte ich mich in eine Ecke und versuchte mich zu beruhigen.

Irgendeine Gruppe, vielleicht eine Organisation, versuchte mich zu töten. Warum, wusste ich nicht.

Sie wollten die Drecksarbeit aber nicht selber machen. Sie wollen mich entweder für ein Verbrechen, welches sie begehen würden, büßen lassen oder mich in den illegalen Suizid drängen.

Denn laut den Vorschriften durfte ich mich zwar nur mir der Erlaubnis meines Meisters, also Garrick, umbringen, aber wie bei allen anderen Vorschriften auch, konnte man sie brechen. Es gab Magier, die zwar selten, aber ab und zu, hier und da, zu finden waren, welche sogenannte GBD's verkauften.

GBD stand in diesem Fall für: Goodbye Drug, also eine Droge mit dessen Hilfe du für immer in die ewigen Jagdgründe eingehen würdest. Wie sie funktionierte, wussten nur die Magier selbst, aber funktioniert hat sie bisher bei jedem, der sie genommen hatte.

Natürlich wusste ich nicht und konnte mir auch nicht sicher sein, ob sie die Wahrheit sagte. Vielleicht würden sie Garrick so oder so töten, oder er war wirklich nur ein Mittel zum Zweck. Oder sie war einfach irre und es war alles erstunken und erlogen.

Aber ich hatte es bereits einmal gesagt, ich würde Garrick niemals etwas antun. Und dies gilt auch für diese Sache. Ich würde nicht damit leben können, dass Garrick meinetwegen getötet wurde. Auch wenn es nur für die kurze Zeit bis zu meinem eigenen Tod wäre.

Also hatte ich mich nun wohl oder übel bereits für eine der beiden Varianten entschieden.

„Dann mal los.", dachte ich mir, als ich wieder aufstand.

Ich ging wieder in die Küche, griff mir ein Stück Papier und schrieb schnell, aus Angst er würde jede Sekunde wiederkommen, eine Nachricht darauf. Kurzgefasst sagte sie aus, dass ich alleine mein Glück versuchen würde und er sich wieder um seinen Kram kümmern sollte.

Dass er, so ein Sturkopf wie er nun mal war, mich suchen würde, wusste ich, also sollte ich so viel Abstand zwischen uns bringen wie möglich.

Ich nahm mir noch einen Rucksack aus meinem Zimmer, warf ein paar Blutbeutel rein und verließ das Haus. Dieses hinterließ ich so, dass es aussah, als wäre ich nur spazieren gegangen und den Zettel, mit der Nachricht, würde er auch erst später finden, da er zwischen ein paar Blutbeuteln geklemmt war.

Das würde mir genug Zeit verschaffen, um einen guten Vorsprung zu bekommen.

Aber jetzt war erstmal die Frage: Wo fand ich, in den nächsten dreizig Tagen, einen Magier, der GBD verkaufte?

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