Portal.

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Jensen malte verschieden Symbole auf den Boden im Innenhof, entzündete Kerzen und Fackeln und sorgte dafür, dass niemand mehr anwesend war.

Ich stand währenddessen, neben Aaren, am Rand und beobachtete alles, während mein Herzschlag immer schneller wurde.

Um mich zu beruhigen nahm Aaron meine Hand und drückte sie leicht. Ich erwiderte dankbar den leichten Druck und versuchte mich zu beruhigen.

Dann kam Jensen wieder zu uns. „Alles wäre vorbereitet."

„Wieso tust du das?" Diese Frage überraschte selbst ihn, der eigentlich alles vorhersehen konnte. Als Antwort lächelte er jedoch nur leicht und sagte: „Manchmal muss man Leuten die Chance geben, einige Entscheidungen rückgängig zu machen."

Obwohl diese Antwort sehr vielsagend war, hatte ich immer noch das Gefühl, dass er nicht alles sagte. Aber seine persönlichen Belangen gingen mich nichts an.

„Verabschiede dich von Aaren und stelle dich dann in den Kreis.", fügte er noch hinzu, bevor er mich und Aaren kurz alleine ließ.

„Hat sich doch noch alles zum Guten gewendet.", meinte Aaren daraufhin.

„Ja." Unangenehmes Schweigen breitete sich aus. Ich musste es aber brechen. „Danke. Du bist die Art von Person, die ich gerne, all die Jahrhunderte, an meiner Seite gehabt hätte."

„Gleichfalls."

„Das mit dem zaubern solltest du aber erstmal lassen." Ich versuchte mit einer letzten neckischen Bemerkung die bedrückende Stimmung zu lösen und bekam ihn sogar zum Lächeln.

Dann schob er mich von sich weg und sagte: „Jetzt geh schon."

Mit langsamen Schritten enfernte ich mich von ihm und ging auf Jensen zu, welcher in einem Buch etwas nachzulesen schien.

„Stell dich einfach in die Mitte.", murmelte er, mit der Nase noch immer im Buch.

Ich tat wie es mir gesagt wurde und stellte mich in die Mitte.

Jensen schlug daraufhin das Buch zu und legte es zur Seite.

„Dann mal lo-" Er wurde von einer herbeistürmendes Wache unterbrochen, gerade als er seine Hände anheben wollte. „Was denn?", fragte er genervt."

„Dieser Vampir, den wir nicht reinlassen sollten..."

„Was ist mit dem?"

Die Wache brauchte Jensen nicht mehr zu antworten, da fast im selben Moment ein wütender, was jedoch noch einer Untertreibung war, Garrick angestapft kam.

„Irina!", brüllte er meinen Namen, so laut, dass man es bestimmt überall hören konnte. „Hör auf mit dem Scheiß! Ich hab dich überall gesucht und jetzt finde ich dir hier?! Bei diesem Heini?!" Ungläubig zeigte er auf Jensen. „Was wird das hier überhaupt?" Nun hatte er auch die Malereien und Fackeln bemerkt."

„Ein Ritual." Meine Stimme war bei weitem nicht so laut, wie seine.

„Für was?"

„Damit sie das Leben wiederbekommt, welches du ihr genommen hast.", schaltete sich Jensen wieder ein. „Wärst du also so freundlich Abstand zu halten?!"

„Das ist nicht dein Ernst, Irina?!"

„Doch.", antwortete ich mit vollem Ernst, ihm in seine Augen blickend, welche natürlich leuchteten.

Als ihm der Ernst der Lage endlich bewusst wurde, wechselte sein Blick von wütend zu besorgt.

Aaren kam ich schnellem Schitt näher und legte Garrick eine Hand auf die Schulter. „Du solltest zur Seite gehen.", sagte er ihm, im absolut ruhigen Ton. Garrick war davon aber nicht sehr begeister, schlug seine Hand weg und widmete sich wieder mir. „Irina, du kannst das nicht tun."

„Natürlich kann ich." Aaren warf mir einen entschuldigenden Blick zu und ich dankte ihm in Gedanken, hoffend er würde es sehen können, dass er wenigstens versucht hatte, Garrick zu beruhigen.

„Nein..." Er versuchte sich in Gesetze und Vorschriften zu flüchten, merkte jedoch, dass er an Überzeugung verlor. „Komm mit nach Hause, bitte."

Ohne Vorwarnung loderten die Flammen umso mehr und die Luft um mich herum begann zu glänzen. Ein Blick zu Jensen und ich wusste, dass dieser bereits Magie benutze.

Als auch Garrick dies erkannt kam er panisch auf mich zu, wurde aber von der glänzenden Materie gestoppt.

„Ein verdammtes Portal?!" Mit aufgerissenen Augen sah er erst zu mir, dann zu Jensen. „Irina!" Nun war nichts mehr von seinem überzeugten, arroganten Selbst übrig. „Du kannst nich einfach gehen! Du weißt, dass ich dich liebe!"

„Hör auf zu versuchen, dir etwas einzureden, Garrick.", meinte ich.

„Ich rede mir nichts ein. Ich hab dich schon immer geliebt! Ich musste dich verlassen, weil ich genau das vermeiden wollte, was passiert ist. Das alle dich hassen, weil wir zusammen sind. Als Meister der Blutlinie sollte man keine romantischen Beziehungen haben. Ich wollte dich aber bei mir haben. Hier."

„Dann komm mich doch einfach besuchen, wenn du mich so sehr vermisst." Meister einer Blutlinie zu sein, brachte viele positive Aspekte mit sich. Einer davon war, dass du gelegentlich die Welt der Menschen besuchen durftest. Um neue 'Babyvamps' zu suchen. So hatten wir uns damals kennengelernt. Da er aber schon viel länger, als erlaubt in der Welt der Menschen verweilte, hatte er mich einfach verwandelt und mitgenommen.

„Irina...bitte."

Ich sah ein weiteres mal zu Jensen, nickte ihm zu und warf Garrick einen letzten Blick zu. „Aufwiedersehen."

Danach verschwomm alles vor meinen Augen und vollkommende Schwärze hüllte mich. Hoffentlich zum letzten Mal.

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