Ein Angebot.

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„Was meinst du damit?", fragte ich sofort, als mir die Bedeutung seiner Worte bewusst wurde. „Was meinst du mit 'verschwinden'?" Vor Aufregung wurde meine Stimme lauter und er sah sich gezwungen mich mit einem Handzeichen daran zu erinnern, dass ich mich beruhigen sollte.

„Dies ist der falsche Zeitpunkt, um darüber zu reden, Liebes." Er stellte seinen Tee wieder ab und machte sich daran aufzustehen.

„Wann ist der richtige Zeitpunkt, denn viel Zeit hab ich nicht mehr." Garrick könnte jede Sekunde hier auftauchen und ein riesiges Drama starten.

„Weißt du, Irina...", setzte er an, seine Hände leicht verschrenkt. „Ich respektiere meine Gäste sehr und wenn diese gewissen Personen oder Kreaturen nicht begegnen wollen, solange sie hier sind, dann sollten sie es einfach aussprechen. Ich würde mich darum kümmern." Sofort fiel mir etwas, ebenfalls sehr wichtiges, ein.

„Ein Freund von mir wird bald hier sei-"

„Aaren ist bei uns immer willkommen. Nur weil ein Teil der Ghoule ihn nicht akzeptiert, weil er anders ist, heißt das nicht, dass er nicht hierher zurückkehren darf." Dies ließ mir einen riesigen Stein vom Herzen fallen. „Aber ich hatte das Gefühl, dass es noch jemanden gab, von dem ich wissen sollte.", fügte er hinzu.

„Garrick darf nicht reingelassen werden."

„Du willst nicht, dass dein Meister zu dir kann?" Ich konnte seinem Gesichtsausdruck ansehen, dass er mehr wusste, als er mich glauben ließ, beantworten tat ich seine Frage dennoch.

„Nein."

„Aber das kann viel Stress für mich und meinen Bruder bedeuten, da Garrick selbst ein ziemlich hohes Tier ist."

„Das verstehe ich vollkommen. Es würde auch schon reichen, wenn du ihn hinhalten könntenst, bis ich 'verschwunden' bin."

„Ich denke, dass lässt sich arrangieren. Und jetzt folge mir."

Wir verließen den Raum durch einen kleinen Durchgang und betraten einen festlich dekorierten Flur. An beiden Seiten hingen Gemälde und prächtige Waffen.

Am meisten stich jedoch ein Porträt, am anderen Ende des Flures, herraus. Es bildete einen, äußerst attraktiven, Ghoul ab, der feierlich eine silberne Kugel in einer Hand hielt.

„Das ist Jeffrey, mein Bruder.", beantwortete er meine nicht ausgesprochene Frage. Für ein paar weitere Sekunden bewunderte ich noch die Gestalt des wohl ältesten Ghoul dieser Welt, bis wir um eine Ecke bogen und vor einer Tür halt machten.

„Dies ist dein Zimmer für den kommenden Tag. Und mach dir keine Sorgen, wegen deinem Meister. Das gesamte Gebirge ist magisch geschützt, sodass er keine Ahnung hat, wo du dich hier befindest." Dies ließ mich ehrleichter aufatmen. „Er wird dich natürlich bis zum Tor verfolgen können, aber auch ein Meister braucht seinen Vampirschlaf."

Und das hieß, dass Garrick wahrscheinlich gerade irgendwo Rast machen musste, während er sich tierisch über mich ärgerte.

„Gute Nacht, Irina." Damit verschwand er wieder und ließ mich allein. Da ich bereits die bevorstehende Bewusstlosigkeit spürte, taumelte ich noch schnell zum Bett und ließ mich darauf fallen.

„Irina.", hauchte mir eine sanfte Stimme ins Ohr. „Aufwachen."

Verschlafen rieb ich mir die Augen, drehte mich zur Seite und erschrack, als ich Jensen neben dem Bett sitzen sah.

„Wie lange sind Sie schon hier?" Aus Reflex vergewisserte ich mich, ob ich Kleidung trug, und nicht aus Gewohnheit, halbnackt schlafen gegangen war.

„Noch nicht lange. Wir müssen aber reden. Sofort." Seine Stimme war unglaublich sanft und beruhigend, hatte jedoch, im Gegensatz zu gestern, einen bedrohlichen Unterton.

„Warum?" Ich befürchtete schon, er würde mich ausliefern wollen, weil er keine Lust auf Drama hatte.

„Erstens, ist dein Kumpel angekommen. Ihm geht's bestens, er wartet im Wohnzimmer auf dich. Und zweitens wollte ich dir ein Angebot unterbreiten, in Bezug auf die Verschwinden-Sache."

Sofort richtete ich mich auf und war wieder hellwach. „Und was für eines wäre es?"

Jensen lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, legte die Beine übereinander und sprach: „Ich hatte dir ja bereits gesagt, dass ich vieles über dich weiß."

Ich nickte.

„Deswegen weiß ich auch, dass du hauptsächlich sterben willst, weil du kein Vampir mehr sein willst, richtig?"

Ein weiteres mal nickte ich.

„Was würdest du jedoch davon halten, wenn ich dir sagen würde, dass du wieder zurück kannst?"

„Zurück wohin?"

„In die andere Welt. Die Welt der Menschen."

„Aber Vampire dürfen dort nicht leben." Es wäre ein viel zu großes Risiko für Vampire und Menschen gleichermaßen.

„Ich meine als Mensch."

Alles was ich jemals hören wollte, in einem kleinen Satz verpackt. Zu hören, dass ich wieder zurückkonnte, dass ich nicht zu einem unendlichen Leben als Vampir verdammt war, war erschreckend und befreiend zugleich.

„Und wie?"

„Ich muss dafür ein Ritual durchführen, ein altes, aber es ist möglich."

„Wann können wir es durchführen?" Am liebste würde ich es sofort tun.

„In einer Stunde können wir im Innenhof beginnen."

Stürmisch nickte ich ihm zu. „Darf ich Aaren vorher noch sehen?"

„Natürlich. Geh ruhig."

Daraufhin stürmte ich los, den Flur wieder entlang und fiel Aaren, der keine Zeit hatte aufzustehen, in die Arme.

„Da freut sich aber jemand mich zu sehen."

„Ich kann wieder Mensch werden!", verkündete ich ihm sofort die, immer noch unglaubliche, Neuigkeit. Nun riss ich mich auch nicht mehr zusammen, sondern ließ meinen Tränen freien Lauf.

Aaren verstand wie viel dies mir bedeutete und nahm mich einfach nur in den Arm.

Ich war in diesem Moment der glücklichste, Bald-Mensch, überhaupt.

Vampire.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt