Epilog.

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Komplett verschwitzt fuhr ich hoch. Mein gesamter Körper war mit einem feuchten Schweißfilm überzogen und ich spürte wie mir Tropfen die Stirn hinunterliefen.

Verwirrt sah ich mich um. Nach kurzem orientieren erkannte ich, dass ich auf einer riesigen Grasfläche lag, um mir herum blühten haufenweise Gänseblümchen.

Als nächstes wagte ich einen Blick gen Himmel, musste aber sofort meine Augen abschirmen, als sich die Sonnenstrahlen in meine Augen bohrten.

Leicht geschwächt rappelte ich mich auf die Füße.

„Schau mal, eine Obdachlose.", hörte ich ein Kinden neben mir rufen. Als ich hinüber sah, ermahnte die Mutter es gerade, nicht über mich zu urteilen.

Als die beiden vorbeigezogen waren, ging ich ein paar Schritte vorraus. Ich fühlte mich furchtbar ausglaugt.

Dann, als ich einen Fußweg erreicht hatte, wäre ich fast von einem Skateboarder angefahren worden, was mich überraschend glücklich machte. Denn genau das hieß, dass ich kein Vampir mehr war. Ich konnte weder besser hören noch sehen oder riechen, als andere.

Es war ein unglaublich schönes Gefühl wieder ein Mensch zu sein.

Mit einem riesigen Grinsen auf den Lippen schlenderte ich dann den Fußweg entlang, bereits darüber nachdenkend, wo ich unterkommen sollte.

Eine Uhr an einem Gebäude ließ mich wissen, dass es bereits kurz nach fünf am Abend war, was wohl bedeutete, dass es Sommer war, da es sonst nicht mehr so hell um diese Uhrzeit sein würde.

Ich war die ersten Stunden durch verschiedene Straßen gegangen, wurden hier und da schief angeschaut und bekam sogar von einer alten Dame ein Sandwich geschenkt.

Nun war aber bereits Abend und die Sonne ging unter. Die Verpackung des Sandwich lag geleert neben mir auf der Bank, auf der ich saß.

Ich fragte mich, was Garrick nun wohl tat. Ob er sehr enttäuscht war, dass ich diesen Ausweg gewählt hatte, oder ob er schon längst wieder darüber hinweg war.

Befürchten tat ich aber das letztere.

Liebte ich ihn noch?, fragte ich mich selbst, einen kleinen Vogel vor mir auf dem Boden beobachtend. Ja. Mit absoluter Sicherheit liebte ich ihn noch und würde dies auch noch lange tun, aber er tat es nicht, weshalb ich auch keinen Moment gezögert hatte, diese Chance zu ergreifen.

Nun musste ich mir jedoch um wichtigere Dinge Gedanken machen, beispielsweise wo ich leben sollte und von welchem Geld. Es würde für mich sehr schwer werden, einen Job zu bekommen, ohne Geburtsurkunde und anderen Papieren. Aber ich würde das alles schon noch hinbekommen. Wahrscheinlich musste ich zwar die ersten Wochen betteln und in Obdachlosenheime gehen, aber das gehörte wahrscheinlich für mich dazu. Und ich war bereit für mein neues Leben zu kämpfen.

Vor mir verschwand gerade die Sonne.

„Jetzt kann ich verstehen, wieso du Sonnenuntergänge so vermisst hast." Kurz musste ich lachen, als mir Garricks Stimme in meinem Kopf herumschwirrte.

„Dich würde ich nie loswerden, noch nicht mal, wenn wir uns in verschiedenen Welten befanden.", flüsterte ich in das Heulen des Windes hinein.

„Verschiedene Welten?" Um mich zu vergewissiner, dass ich nicht gerade durchdrehte, wandt ich meinen Kopf herum und erwartete niemanden zu sehen. Sah jedoch Garrick, der sich grinsend von hinten gegen die Bank lehnte.

„Was machst du hier?" Total überwältigt stand ich auf und versuchte zu begreifen, was gerade los war.

„Ich liebe dich, Irina." Er trat um die Bank herum und kam auf mich zu.

„Du beantwortest meine Frage nicht." Ich trat einen Schritt zurück, als er immer näher kam.

„Doch." Er umfasste mein Handgelenk und hinderte mich daran, ihm noch weiter auszuweichen.

„Was machst du hier?", fragte ich ein weiteres Mal.

„Da sein, wo ich sein will."

„Und die Blutlinie?" Er hatte alles zurückgelassen, wenn ich nicht gerade halluzinierte.

„Der nächste in der Linie wird der Meister werden." Er legte seine andere Hand auf meine Wange. „Ich wollte bei dir sein..."

„Aber wie-"

„Das Portal war noch für kurze Zeit offen, nachdem du durch warst, da bin ich einfach selbst reingegangen."

„Aber wieso?" Ich verstand es immer noch nicht."

„Weil ich dich liebe, Irina. Mir ist es egal, ob ich Vampir oder Mensch bin, solange ich bei dir sein kann. Du kannst mir auch aus dem Weg gehen. Aber ich musste dir folgen, weil ich den Gedanken nicht ausstehen konnte, in einer anderen Welt zu Leben, als du."

Von einem plötzlichen Rausch an Gefühlen überwältigt richtete ich mich auch und drückte ihm meine Lippen, zu einem Kuss, auf die seine. Fast im selben Moment erwiderte er diesen und fuhr mir mit beiden Händen um die Hüften.

„Ich liebe dich, Garrick.", flüsterte ich, nachdem ich wir uns voneinander gelöst hatten. „Das habe ich schon immer."

Im dämmernden Licht der untegehenden Sonne konnte ich sein Lächeln sehen.

Vampire.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt