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Ich sehe dem Mann tief in die Augen und verziehe dabei keine Miene. Pockerface - zeig den Menschen niemals dass du Gefühle hast. Verschwitzt blickt er erst zu seinen Leuten und dann zu meinen Leuten. Er räuspert sich und greift mit zittrigen Händen nach dem Stift. Noch ein letzter Blick in meine Augen und er unterschreibt den Vertrag. Ich stehe auf und reiche ihm die Hand.

Blerim: " Ich bin froh mit Ihnen Geschäfte machen zu können, Herr Zepeniah "

Herr Z. : " Die Freude beruht ganz meinerseits, Herr Murana "

Ich nicke und sehe ihn und seine Leute verschwinden. Erst hinter geschlossenen Türen lächele ich meine Jungs siegesreich an und lasse mir von Ihnen auf die Schulter klopfen. Bescheiden lade ich meine beiden besten Freunde zum Essen ein.

*

Blerim: " Wir müssen vorsichtig sein Jungs, er darf uns nicht abspringen, er ist ein wertvoller Kunde "

Dragan: " Bruder der hat gezittert vor Angst, der hat nicht aus freien Stücken unterschrieben, der hat unterschrieben weil er keinen anderen Ausweg mehr sah "

Ich grinste vor mich hin und strich mit der flachen Hand über das Lederbezogene Amaturenbrett. Mein Grinsen erlosch und ich sah aus dem Fenster und beobachtete die Lichter die schnell an uns vorbei sausten.

Bekir: " Bruder an was denkst du wieder?"

Dragan:" Du musst dich entspannen bei uns läuft Junge "

Ich blickte zu meinem Fahrer, Dragan, der vor sich hingrinste. Dann nickte ich bloß und hörte den Beiden zu wie sie von ihren One-Night-Stand's berichteten.

*

Die Kellnerin führte uns zu unserem Tisch und wir konnten nicht anders als ihr auf den Arsch zu sehen. Dabei klopfte mir Dragan auf die Schulter und gab seltsame Laute von sich. Ich grinste vor mich hin und blickte irgendwann hoch, mein Grinsen verging mir jedoch als ich in ein angeeckeltes Gesicht blickte.

Die Kellnerin verschwand. Wir setzten uns. Doch ich konnte den Blick nicht von dieser Weltschönheit senken. Ich konnte die Augen nicht von ihr lassen. Ihr wunderschönes blond, braunes Haar fiel ihr in leichten Locken über die Brüste. Sie trug ein langes weißes Kleid mit dünnen Trägern. Weiß, wie die Unschuld. Sie hatte wunderschöne, volle, rosa Lippen. Mein Blick überflog ihre kleine Stupsnase mit den detailvollen Sommersprossen. Die wunderschönen Linien ihrer Wangenknochen führten zu ihren Augen. Ihre atemberaubenden grünen Augen. Grün, wie die Hoffnung. Ihre Schönheit war unbeschreiblich. Sie traf mich wie ein Schlag mitten ins Gesicht, wie ein Schnitt direkt ins Herz.

Ihre Augenbrauen waren wütend zusammen gezogen, ihre Lippen spitz aneinander gepresst. Die Backen errötet. Die Augen strahlten gefährlich.

Ich spürte ein Fingertippen an meiner rechten Schulter. Erst jetzt bemerkte ich wie sehr ich sie anstarrte und dabei leicht grinste. Meinen Blick konnte ich nur schwer von ihr wegzerren. Ich sah widerwillig hoch und blickte einen wütenden Muskelprotz an.

Meine Jungs standen sofort auf, ich gab ihnen zu verstehen sie sollen langsam machen.

Blerim: " Was wollen Sie? "

Halid: " Hör auf meine Freundin so anzugaffen du Lackaffe "

Eine Welt brach in mir zusammen. Ein Pflaster wurde zu schnell abgerissen. Doch ich ließ mir die Enttäuschung nicht anmerken. Die Enttäuschung dass dieses bildhübsche Mädchen einem Nomadem wie diesem gehörte. Die Enttäuschung dass es keine größer Herausforderung als diese 1,70 große ist. Denn was mir nicht gehört, gönne ich den anderen nicht.

Blerim:" Entschuldigen Sie mich doch bitte aber ihre Begleitperson hat mich förmlich ausgezogen mit ihren gierigen Blicken "

Sagte ich entspannt mit meiner rauen Stimme und bemerkte den nun empörten Blick des blonden Engels.

Dragan lachte kurz und schüttelte dabei den Kopf. Bekir zwinkerte der empörten Schönheit zu was sie zum totalen Ausraster brachte. Doch nicht nur sie war innerlich am explodieren sondern auch ihr 1,70 großer Nomaden Freund prustete sich vor mir auf und hüpfte rum wie ein Grashüpfer. Ich schluckte meinen teuren Wein runter und stand schließlich stilvoll auf. Ich blickte zum kleinen Muskelmann runter und strich mir mit meiner Hand lachend durch den Bart.

Blerim: " Wie bereits erwähnt, sie konnte die Blicke nicht von mir lassen mein Freund, oder Jungs?"

Bekir: " So war es, stimmt doch Dragan? "

Dragan stellte sich nun auf meine rechte Seite und verkreutzte nickend die Arme.

Der Nomade wusste nicht mehr was tun oder sagen.

Bekir: " Setz dich einfach wieder auf deinen Platz und zügel deine Freundin "

Bekir lächelte erst ihn an und dann den Engel. Sie saß nur da mit offen stehendem Mund.

Halid: "albanischer Dreck der ihr seid! "

Ich lachte los. Dass hätte er echt nicht tun sollen. Doch man muss den Todeswunsch einiger Menschen akzeptieren.

Mittlerweile sahen uns alle Gäste an. Bekir baute sich vor dem kleinen Mann auf und sah ihm wutentbrannt in die Augen. Dragan genoss die Show, doch blieb stets konzentriert an Bekirs Seite. Ich schritt näher an ihn ran und lächelte ihn immer noch an.

Blerim: " Was hast du gesagt?"

Fragte ich freundlich lächelnd. Nun stand seine wunderschöne Freundin auf und stellte sich vor ihn. Erst sah sie zu Dragan und Bekir. Dann zu mir. Die rechte Augenbraue war hochgezogen. Sie sah wütend aus und zugleich ängstlich. Ihr Blick legte wieder alles in mir still. Jede Wut die in mir brannte, erlosch. Jedes Verlangen, senkte sich. Jedes Adrenalin, verging. Ihr Blickt schaltete mich aus. Er durchbohrte mich. Zerstörte mich. Sie wendete sich ab. Legte ihre zierlichen Hände auf seine Brust und drückte ihn weg.

Layla: " Komm Halid, wir gehen!"

Halid: " Nein Layla, ich bin noch nicht fertig mit de.."

Layla ließ nicht locker. Sie unterbrach ihn mit ihren durchdringendem Blick.

Layla:" Wir gehen jetzt!"

Halid drehte sich um und wandte uns den Rücken zu. Er griff nach Laylas Hand und zog sie wie ein Proll mit sich mit. Sie drehte sich noch ein letztes Mal um und blickte mir in die Augen. Ihr Blick war diesmal undefinierbar. Doch eines war anders. Ihr Strahlen war verschwunden.


Bild: Blerim Murana, 30 Jahre, krimineller Geschäftsmann.

Stich ins LeereWo Geschichten leben. Entdecke jetzt