Nachtwache mit dem fünften

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Eine ganze Weile saß ich vor dieser Eiche, während ich mein Tränen überströmtes Gesicht in meinen Handflächen verbarg. Als ich beim nächsten mal hinauf zur Krähe schaute, war diese verschwunden. Ich dachte zunächst, ich hätte sie mir nur eingebildet, da ich Itachi so sehr vermisste, aber nachdem ich mich erhoben hatte, fiel mein Blick auf den Boden vor meinen Füßen. Dort lag eine schwarze Feder, von dieser Krähe. Einen Moment starrte ich diese an, drehte mich dann um und beendete schließlich meine Runde ums Lager.

Wieder bei den anderen angekommen, saßen Ino und Chouji auf einem Stein und hielten Nachtwache. Sie schienen mich nicht großartig zu beachten, weshalb ich direkt zu meiner Tasche trabte und mich schlafen legte. Jedoch nicht lange, denn schon drei Stunden später hatten die Blondine und der korpulentere Junge mich geweckt. Nachdem ich meine Augen aufgeschlagen hatte und langsam begann, alles zu realisieren, was um mich herum passierte, bemerkte ich, dass ich die Nachtwache heute wohl mit dem Kazekage halten würde. Zunächst wusste ich nicht so recht, wie ich darauf reagieren sollte, denn er war vorher nie sonderlich gesprächig gewesen. Um ehrlich zu sein, hatte ich sogar Zweifel, dass diese Wache eine Katastrophe für mich werden würde. Ich konnte es nicht leiden, wenn man den ganzen Abend bloß schwieg anstatt sich mit der jeweils anwesenden Person zu unterhalten und instinktiv hoffte ich, dass das Dorfoberhaupt meine Meinung teilen würde.

„Nanashi, kannst du Chakra spüren?", fragte der junge Mann mich schließlich, nachdem unser Dienst schon über eine halbe Stunde ohne einen Ton vom jeweils anderen von statten gegangen war. Etwas verunsichert von seiner plötzlichen Aufmerksamkeit, die er mir nun geschenkt hatte, nickte ich. Ich wusste einfach nicht was ich darauf hätte antworten können, denn immerhin war ich es gewohnt Luft für die anderen zu sein. Nicht nur bei Akatsuki, auch hier vermittelten mir die Geschwister des Rotschopfes dies. Ich ließ mich von ihrer Haltung mir gegenüber aber nicht einfach so unterkriegen, denn dafür verstand ich mich zu gut mit Naruto und Sakura. Die beiden gestalteten meinen Aufenthalt mit den Fremden für mich um einiges angenehmer. Es war ein sehr langes Schweigen was uns durch die Nachtwache begleitete, während ich am überlegen war, worüber ich mit dem Jungen wohl reden könnte. Irgendwann fiel mir auf, dass ich wahrscheinlich bei dieser Unterhaltung viel über den Uzumaki in Erfahrung bringen konnte. Also entschloss ich mich dazu einfach eine Unterhaltung mit meinem verschwiegenen Gegenüber zu beginnen. „Öhm... Wie haben Naruto und du euch eigentlich kennen gelernt?", erkundigte ich mich unsicher. Sein Blick war weiterhin in den Nachthimmel gerichtet, solange er mir die Geschichte des Uzumaki und ihm erzählte. „Meine Geschwister und ich waren auf Besuch in Konoha, wegen der Chunnin Auswahlprüfungen und ich sollte gegen Sasuke kämpfen. Vorher wollte ich Rock Lee umbringen, davon haben mich Shikamaru und Naruto aber abgehalten. Ich habe ihnen zwar ebenfalls gedroht sie zu töten, aber der Sensei dieses Lees hat mich aufgehalten.", erklärte er eiskalt. Er wollte Naruto umbringen und daraus hat sich eine Freundschaft entwickelt? Diese Jungen waren sehr komische Shinobi. Ich traute mich aber zunächst nicht weiter nachzufragen, was eine abrupte Stille betonte die sehr langwierig war. Solange Gaara in die Ferne starrte, erinnerte ich mich an mein etwas entfremdetes Geständnis an die Krähe.

Ich begann zu hinterfragen, wer ich wirklich war, ich mein, ich wusste Konan und die anderen waren nicht meine richtige Familie. Doch sie bildeten für mich eine Art Familie, vielleicht nicht die beste aber dennoch. Diese gegenwärtige Erfahrung zwischen den beiden Ninjas bildete für mich in etwa so etwas wie einen Zusammenhang zu Zuneigung, wofür ich die beiden Jungen beneidete und wonach ich mich sehnte. Akatsuki war sehr kalt zu mir. Bloß Konan und Itachi waren wirklich herzlich zu mir, der Rest scherte sich einen Dreck um mich, Hauptsache sie erreichen alle ihre vorgenommenen Ziele. Tag ein, Tag aus trainierte ich alleine und stellte so fest, dass ich mit meinem Chakra Ketten formen konnte. Also trainierte ich immer weiter und begann nach und nach auch viele Kampftechniken von Itachi zu übernehmen, da er manchmal mit mir trainiert hatte, sofern er im gleichen Versteck war und nicht auf Mission. Er hatte sich wahrscheinlich auch nur so sehr um mich gekümmert weil ich genau so alt war, wie sein Bruder.
"Richtig angefreundet haben Naruto und ich uns erst während der Chunnin Prüfungen. Als Sasuke zu Orochimaru gehen wollte. Es War die Aufgabe meiner Geschwister und mir, den Uchiha einzuholen und möglichst unversehrt wieder zurück zu bringen", riss mich plötzlich die ruhige Stimme des rothaarigen aus meinen Gedanken, "wie du bemerkt hast, haben wir Sasuke nicht mehr eingeholt. Dafür habe ich mich damals in Shukaku verwandelt, hätte beinahe Sakura umgebracht und habe gegen Naruto gekämpft. Schlussendlich hat der Junge mich gerettet.", gab er ein wenig kleinlaut zu, solange ich verständnisvoll seiner Stimme lauschte und in regelmäßigen Abständen nickte. Wollte der Kazekage etwa deswegen diese Mission persönlich in die Hand nehmen? Weil er es damals nicht geschafft hat... je mehr ich über meine Zielpersonen in Erfahrung brachte, umso weniger wurde ich schlau aus ihnen. Denn ihre Freundschaft war definitiv alles andere als normal. Verblüfft von dem was er mir erzählt hatte, entgegnete mir: "Woow, das ist ja mal eine interessante Freundschaft dir ihr beide da habt." Als meine Augen sich zu dem Jungen wendeten, erblickte ich doch tatsächlich ein unsicheres lächeln auf seinen Lippen. Ich konnte nicht anders als ihn ebenfalls anzulächeln.

Unsere Nachtwache wurde wieder durch ein schweigen begleitet, beim nächsten mal war es jedoch nicht ich, die es brach, sondern das Dorfoberhaupt. Er hatte sich erkundigt, wo ich vorhin gewesen war. Nun hatte der junge Mann mich vollends aus der Bahn geworfen. Woher rührte bloß sein plötzliches Interesse an einer Unterhaltung mit mir? "Ich hatte ein wenig Kopfschmerzen. Wollte eine Runde laufen und etwas runter kommen...", wisperte ich kleinlaut in seine Richtung. "Wovon denn runter kommen?", hakte er ruhig nach. " ich habe mir das Training mit Naruto weniger anstrengend vorgestellt.", gab ich grinsend zu während ich etwas verlegen meinen Kopf mit dem linken Arm kratzte. Erneut zierte das Gesicht des fünften ein kurzes lächeln. Langsam taute ich auf und begann, ihm die komplette Geschichte mit Sasuke zu erzählen. "Als ich vor ein paar Tagen das Zusammentreffen mit einem Untergebenen Orochimarus dir gegenüber erwähnt hatte, ließ ich ein Detail aus. Der Untergebene war Sasuke. Er meinte, ich wäre so etwas wie das perfekte Gefäß laut orochimaru.", nun konnte man langsam die totale Verwirrung in seinen immer noch sehr harten Gesichtszügen erkennen. "Wieso? Was wollte er?". Kurz überlegte ich, ob ich ihm ebenfalls von meinem Doūjutsu erzählen sollte. Entschied mich schließlich aber doch dazu. Ich wollte den Jungen die Möglichkeit geben, alle meine Fähigkeiten zu kennen. Also tippte ich den Jungen an und machte ihn darauf aufmerksam, mir auf Augenhöhe in die Augen zu sehen. Dann strich ich meine fransigen Haarsträhnen aus dem Gesicht und offenbarte ihm kurz darauf mein Rin'negan. Daraufhin fügte ich an: "Orochimaru will oder wollte das Rinnegan in seine Gewalt bringen...". Er schien tatsächlich noch verwirrter zu werden. Also machte er bestimmt gerade gedanklich einen Themensprung und lenkte die Unterhaltung wieder auf den Uchiha. "Wieso hast du ihn nicht aufgehalten?", fragte er mit herrischem Unterton in der Stimme. "Ich war total abgelenkt von dem was er mir da erzählt hatte. Und als ich ihn dann abermals getroffen habe, hat er mir gezeigt wie kaltblütig und racheerfüllt er seinen Bruder umgebracht hatte. Verzeiht.", hörte man mit den Tränen kämpfend, von mir. Betroffen brach hier unsere Unterhaltung ab. Denn es wurde Zeit für das nächste Team, aufzustehen, und das waren Sakura und Shikamaru.
Ich erhob mich entschuldigend vor dem jungen Mann und begab mich zu Sakura. Diese schlief in der nähe von Naruto. "Sakura-chan, du musst aufstehen. Die Nachtwache mit Shikamaru steht an.", flüsterte ich in die Richtung ihres Ohrs, solange ich sie mit der linken Hand an ihrer Schulter sanft rüttelte. Einige Sekunden vergingen bis sie ihre Augen verschlafen aufschlug. Sie nickte und stand langsam auf. Als sie gaara erblickt hatte, verbeugte sie sich stumm vor ihm um ihm einen guten morgen zu wünschen. Kurz darauf stand auch Shikamaru auf und gesellte sich zu uns. "Gaara, Nanashi. Ihr müsst nicht wach bleiben. Geht ruhig schlafen.", bot die Kunoichi an.
Der Rotschopf und ich nickten und folgten ihrem Angebot. Schnell schlief ich ein und träumte davon, wie es wäre, wenn Naruto mein Bruder wäre.

Es war ein schöner Traum. Die ganze Welt erschien mir plötzlich hell und strahlend. Die Bäume blühten viel grüner und die Gewässer um uns herum waren klarer. Der blonde Junge grinste mich immerzu an solange wir miteinander spielten und freute sich riesig über seinen Spielgefährten. Außerdem hatten wir viel mit Sakura und Shikamaru zu tun. Es War eine schöne Vorstellung.

Doch als ich wieder aufwachte, wurde mir bewusst, das dies niemals wahr werden würde. "Nanashi wird ab jetzt die Führung übernehmen.", verkündete der kazekage derweil ohne weitere Erklärungen. Rasch begab ich mich an die Spitze unseres Teams und führte sie weiter durch den Wald, bis hin zur Wüste. Ich wusste zwar nicht wieso, aber mich zog es nach Amegakure.

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