Ich versuchte mich zu sammeln, doch es gelang mir einfach nicht. Der Schock saß tief in mir drin. Mein Magen zog ich wie in einem schwarzen Loch zusammen und mein Herz hämmerte laut gegen meine Brust, als würde es rauswollen.
"Nein, nein", flüsterte ich hilflos und ließ mich auf dem Boden nieder.
"Nein", hielt ich meinen Kopf fest und verlor eine Träne.
"Verdammt nein!", kreischte ich so laut ich konnte. All die ganze Kraft ließ ich an diesem Schrei heraus. Er hat mich geschwängert, das stand fest. Es war eindeutig. Ich war schwanger. Ich kannte den Vater des Kindes nicht, ich kannte den Vater des Kindes nicht. Meine Zukunft ist im Eimer und jeder würde mich hänseln. Mein inneres brodelte. Allah,lass mich auf der Stelle hier und jetzt sterben. Ich flehe dich an, lasse mich sterben. Ich werde es nicht schaffen, nicht aushalten. Das Kind meines Vergewaltigers in die Arme zu tragen. Noch einmal realisierte ich, was diese Vergewaltigung für Nachteile hat.
"Hayat, ist was passiert?", fragte Selma lachend und hämmerte gegen meine Tür.
Schweigend sah ich zur Tür, gegen die gehämmert wurde. Ich bin schwanger Selma. Das ist los.
Meine Tränen nahmen ihren Lauf. Schluchzend legte ich meinen Kopf auf meine Knie und weinte. Ich weinte, als würde es das Ende geben. Ich weinte mir die Seele aus dem Leib. Wie konnte das nur passieren verdammt? Wieso bin ich nicht sofort nach Hause gegangen? Wieso?
Mein Handy neben mir vibrierte. Semra.
Nein ich würde nicht rangehen. Wieso auch? Sie hatte angefangen Abstand von mir zu nehmen. Sie mochte es nicht, dass ich mit einer Prostituierten befreundet war. Doch eins stellte ich fest. Ich vertraute diesem Mädchen am meisten und vermissen tat ich sie ebenfalls.
Mitten im Weinen war ich eingenickt.
[...]
"Was wird das?", fragte ich im Halbschlaf, als ich Arme um mich bemerkte, die mich irgendwo hintrugen.
"Pscht", flüsterte derjenige und ich wusste sofort, wer es war. Tarik.
Sofort öffnete ich meine Augen und mein Herz schlug schneller. Er war so eine Schönheit. Kein Vergleich zu Adonis. Schnell kletterte ich herunter.
Die Decke zog ich über mir, da ich nur eine Shorts mit einem lockeren Shirt trug.
"Was ist passiert?", fragte er sanft und setzte sich ebenfalls auf das Bett.
"Nichts", lächelte ich falsch.
"Du hast rote Augen. Du willst mir sagen, es ist nichts passiert?"
"Wenn eine Frau Nichts sagt, dann lügt sie", ergänzte er.
Plötzlich nahm er meine Hand und küsste die Oberfläche mit seinen Lippen. Ich schmelzte dahin.
Seine Arme legte er um meinen Bauch, sodass er mich von der Seite umarmte und unsere Gesichter uns wieder so nah waren. Ich wollte aufstehen, doch er drückte mich mit voller Vorsicht wieder zu sich. Mit seiner Hand strich er durch meine Haare und massierte meinen Ansatz, sodass ich mich entspannte und meinen Kopf an seine Schulter lehnte.
"Du gehst nie an dein Handy dran."
"Ich wollte mich mit dir treffen."
"Ich hab dich vermisst Hayat."
Er beeinflusste mich. Ich glaubte ihm.
Unerwartet spürte ich seine Lippen an meinem Mundwinkel. Hauchend küsste er meinen Mundwinkel und anschließend meine Wange. Diese Atmosphäre war nicht auszuhalten. Er brachte mich aus dem Konzept.
Seine Hand rutschte unter meinem Shirt. Nein, nein. Sofort hielt ich Abstand und schaltete den Fernseher an, um dieses Thema zu vergessen.
"Lass es Tarik", sprach ich.
Es fühlte sich so falsch an. Wieder kamen mir die Bilder hoch, wie ich gewaltig vergewaltigt wurde. Angst vor jede Berührung. Ich hielt es nicht mehr auf und stand auf.
"Was hast du?", fragte er besorgt und legte seine Arme um mich.
Eine heiße brennende Träne floss meiner Wange herunter. Ich schluchzte.
"Ich kann nicht mehr", flüsterte ich.
Es ging mir grottenschlecht. Doch ich dürfte es Tarik niemals erzählen. Trotzdem umarmte ich ihn gerade. Trotzdem weinte ich in seiner Brust. Trotzdem beeinflusste er mich mit seinen Berührungen.
"Ich bin bei dir", hauchte er.
Wie naiv ich doch war. Wieso glaubte ich ihm alles, obwohl mich mein Inneres beleidigte, dass ich mich von ihm fernhalten soll. Dass selbst sein bester Freund Abed mich davon abhält, mich nicht mehr mit ihm zu treffen?
Er war eine Gefahr und jedesmal warnte mich jemand davor. Er verletzte. Mit Worten und Aktionen. Ein herzloses Arschloch.
Seine Hand umhüllte meine und bat mich, mit sich ziehen zu lassen. Doch davor zog ich mich um.
In seinem Auto gab er mir seine Bomberjacke und fuhr irgendwo hin.
"Ich muss kurz was erledigen. Du bleibst im Auto und dann gehen wir essen?"
Nickend sah ich nur gerade aus aus dem Fenster. Es war dunkel. Er wollte nur eben kurz seine Drogen verkaufen. Das war es, was er erledigen musste. Er müsste mit gefährlichen Waffen zu einer gefährlichen Stelle gehen. Es könnte ihm alles passieren.
"Was musst du denn erledigen?", platzte aus mir.
"Muss jemandem was geben."
"Und was?"
"Frag nicht immer so viel Hayat."
Entsetzt lehnte ich mich nach hinten.
Er parkte am Straßenrand und stieg stillschweigend aus seinem überteuerten Wagen. Kurz überlegte ich, ob ich mit soll, weil ich so große Angst bekam, doch ich kämpfte mit der Angst und blieb im Auto.
Es vergingen fünf Minuten. Danach zehn.
Aussteigen konnte ich sowieso nicht, weil er das Auto abgeschlossen hatte.
Nachdem ich wirklich die Schnauze voll hatte und gleichzeitig Panik bekam, tauchte er auf. Er roch eindeutig nach Gras, eindeutig.
"Du hast gekifft", sagte ich, doch sah mit hochgezogener Augenbraue gerade aus.
Er öffnete seinen Mund, wollte mir etwas beichten, doch schloss ihn wieder. Arschloch.
"Ich hab vertickt, nicht selbst gekifft."
"Wie kann man nur so perfekt lügen?", lachte ich und sah zu ihn.
"Halt die Fresse Hayat."
"Gratis und rezeptfrei bring ich dir Respekt bei", sagte ich leicht gereizt.
"Das war nicht so gemeint."
"Fahr einfach du respektloses Geschöpf."
Plötzlich klopfte ein Unbekannter an unserem Fenster. Tarik stieg in nullkommanichts aus und ging auf ihn ein. Einfach so, grundlos, so brutal und unmenschlich. Plötzlich nahm er ein Messer aus der Tasche.
"Tarik!", kreischte ich und ging dazwischen, doch er zog mich hinter sich und packte den Mann gegen die Wand.
"Du Hurensohn, verstehst du nicht, was ich dir gesagt hab? Halt dich fern du Missgeburt", sagte er drohend zu ihm.
"Süße Schnecke hast du da", provozierte er ihn jedoch.
Tarik ließ es sich nicht gefallen und stach ihm das Messer in den Bauch. Vor meinen Augen, einfach so. Ruckartig drehte ich mich um und schloss meine Augen, so fest ich konnte. Meine Migräne tauchte auf und ich verlor Tränen vor Angst. Er war so gefährlich.
Er legte seine Arme von hinten um mich und legte seinen Kinn auf meinem Kopf.
"Ist vorbei. Wein nicht", hauchte er und säuberte meine Tränen, nachdem er sich vor mich stellte.
"Wieso tust du sowas?", fragte ich heiser, flüsternd und entsetzt.
"Du bist so herzlos. Du hast- du", ich stoppte und sah zu dem Mann.
"Du kennst ihn nicht. Er hat das verdient."
"Ruf wenigstens einen Krankenwagen", weinte ich und sah wieder herunter zu ihm. Sein Bauch blutete. Verdammt der Arme.
Er packte mich und setzte mich in den Wagen.
Ich war traumatisiert.
"Fahr mich einfach nach Hause", sagte ich rasch.
"Ich will nicht ohne dich."
Wieder diese Schmetterlinge im Bauch.
"Ich hab Migräne, bitte Tarik."
"Guckmal in der rechten Tasche", zeigte er auf seine Bomberjacke, die ich trug.
Ich griff dahin und sah exakt die Tabletten, die ich für meine Migräne nahm.
"Hast du Migräne oder wieso trägst du sie mit dir mit?"
"Wegen dir, falls du die vergisst, weil du sie so gut wie immer vergisst."
Er hielt mir eine Wasserflasche vor die Nase.
"Tzz lieber sterbe ich, als von deiner Flasche zu trinken. Ich will nicht meine Zunge beschmutzen."
"Ich muss dich enttäuschen Hayat. Du hast mir bei dem Kuss beinahe meine Zunge rausgerissen."
"Hab ich garnicht", lief ich rot an, mit verkreuzten Armen über die Brust und sank tiefer in den Sitz.
"Hast du. Yallah trink."
Mit meinem Shirt putze ich den Flaschenhals, ehe ich die Tablette mit dem Wasser einnahm.
"Danke", sagte ich. Ausnahmsweise.
Wir fuhren zu ihm nach Hause und mitten im Gespräch zwischen uns schlief ich ein, denn ich war nurnoch erschöpft.
Aufgewacht war ich in seinen Armen, am späten Morgen. Ich fühlte mich schrecklich. Ich war so verliebt, dass ich vor Naivität alles mitmachte. Schnell nahm ich meine Sachen und verschwand aus diesen Teufelskreis. Er ließ mich garnicht in Ruhe. Das Szenario von gestern erschien in meinem Kopf. Wie er den Mann verprügelt und erstochen hatte. Er war jedesmal bewaffnet, dunkel gekleidet und allein seine Gesichtszüge machten Angst.
Ich müsste eine halbe Stunde auf den beschissenen Bus warten.
Genervt setzte ich mich dahin und sah, dass sich jemand neben mir setzte. Irgendein Fremder, schieb keine Panik Hayat.
Plötzlich parkte ein schwarzer Benzer vor mir, an einer Bushaltestelle.
Zweimal blinzelte ich. Das war doch dieser Bilal?
Als er sah, dass ich ihn nur dumm ansah, stieg er aus, sah zu dem Jungen und gab mir zur Begrüßung die Hand.
"Mit welchem Bus musst du fahren?"
"Mit der E67."
"Komm ich fahr dich."
Seine Blicke sahen zum Jungen und dann zu mir. Er machte eine Art Zeichen. Kurz atmete ich ein, nahm meine Tasche und stieg stumm ein, nachdem er mir die Tür öffnete.
"Der sah nicht grad freundlich aus", lächelte er und sah von der Seite zu mir.
Mir blieb die Spucke weg, kurz gesagt, ich war zu schüchtern.
"Du kannst ja weiter so ruhig sein, aber kriege ich wenigstens deine Addresse?", bückte er sich leicht zu mir, um mir ins Gesicht zu schauen. Sein.Aftershave.oh.mein.Gott.
"Ich ehm- ja Kalsenstraße 2."
Er drückte aufs Gaspedal und fuhr. Wieso war jeder so reich und hatte so ein hammer Auto, während ich hungern musste? Wie unfair das Leben doch nur war. Ich wollte raus. Er kannte mein Geheimnis. Er wusste es und ich saß ernsthaft freiwillig hier mit ihm im engen Raum in seinem Schlitten? Ich könnte mir eine klatschen.
"Danke", sagte ich und flüchtete, als er anhielt.
"Hayat", sprach seine tiefe und erwachsene raue Stimme, die mich augenblicklich zum Stehen brachte.
"Ja?", piepste ich.
"Willst du deine Tasche nicht mitnehmen."
Ein Lächeln schlich um seine Lippen.
"Oh, ja Danke."
Schnell nahm ich meine Tasche und ging flüchtig zur Haustür. Er jedoch fuhr erst dann los.
"Hayat?"
"Ja?"
"Hast du Hunger? Ich hab Spaghetti gemacht", kam sie in den Flur und scannte mich ab.
"Ich komme gleich."
Nachdem ich mich umgezogen hatte, sah ich Harun auch am Tisch sitzen.
"Wo warst du überhaupt die Nacht?"
"Bei Tarik."
Obwohl Selma und ich redeten, hob Harun seine Augenbraue und schien nachzudenken.
"Ist was?", fragte ich ihn gereizt.
"Seid ihr zusammen?"
"Wie kommst du drauf?"
"Du hast bei dem gepennt."
"Bin bei ihm eingeschlafen und er hat mich nicht geweckt. Wir sind nichteinmal Freunde, ich bitte dich Harun."
"Gut, dass ich Bescheid weiß."
Was war mit diesem Satz wohl gemeint?
"Was meinst du?"
"Ich sag jetzt nichts mehr."
Tief sah ich ihm in die Augen.
"Spuck aus", sagte ich trocken.
"Hayat es ist sinnlos, egal jetzt", lenkte er vom Thema und widmete sich Selma.
"Ach und Hayat."
"Ja?"
"Semra war heute hier."
"Sie hat sich Sorgen gemacht. Hast dich wohl nicht bei ihr gemeldet mh?"
"Joa."
Selma ließ es sein mit mir zu reden. Ich stand auf und latschte in mein Zimmer. Als aller erstes machte ich mich nochmal frisch und beschloss mir sofort ein Test von der Apotheke zu holen.
Als ich mir noch meine Lederjacke über den Cardigan anzog und Adidasschuhe dazu kombinierte, war ich nun fertig und marschierte los. Die Apotheke war in der Nähe. Angekommen fragte ich danach und zahlte.
"Viel Glück", lächelte sie, doch ich konnte es einfach nicht erwidern. Zitternd packte ich den Test ein und machte mich auf dem Nachhauseweg. Den ganzen Weg betete ich, dass ich nicht schwanger sei, doch es war einfach unrealistisch. Selma wäre jetzt gleich sowieso mit Harun unterwegs, von daher.
Im Bad pinkelte ich auf den Streifen und setzte mich an die Kante der Badewanne.
"Bitte nicht", flüsterte ich und hielt den Test so fest in der Hand, das er gleich in Teile zerplittern würde. Aufgeregt wartete ich auf das Ergebnis.
"Bitte nicht", flüsterte ich erneut. Bitte ich bin nicht schwanger. Allahim ich flehe dich an.
Noch eine Minute verstrich. Mein Gesicht glühte vor Hitze. Schweißtropfen bildeten sich auf meiner Stirn. Plötzlich piepte der Test, der meine Zukunft bestimmen würde.
Ich sah nicht hin, doch irgendwie müsste ich mich jetzt zusammenreißen. Kurz huschte mein Blick zum Display und ich legte mir die Hand vor dem Mund. Fest schloss ich meine Augen und schluchze so laut ich nur konnte. So heftig, dass mein Hals wehtat und ich einen Schwindelanfall erlitt.
"Nein, nein, nein", schüttelte ich meinen Kopf. Ich werde ein Kind bekommen, das Kind meines Vergewaltigers. Völlig zerstört ließ ich mich auf dem Boden nieder und weinte. Ich weinte den ganzen Stress heraus, so laut und schlimm. Es fühlte sich verdammt frei an, doch diese Freiheit würde mir dieses Lebewesen in meinem Bauch rauben. Ich wollte kein Kind, nicht das Kind meines Vergewaltigers, obwohl es zwei waren. Doch das Kind ist sicherlich vom ersten entstanden. Von einem ekelhaften Kerl, der mir fremd war. Mein Kopf piepte. Das Weinen tat mir weh. Ich werde noch verrückt.
Mühevoll sammelte ich mich, stand auf und wusch mein vom Weinen zerstörtes Gesicht. Doch es gab eine Überproduktion von meinen Tränen, die ich literweise vergoss. Übermüdet ging ich auf mein kleines Zimmer, wo ich mein Handy zur Hand nahm. Ich brauche einen Job. Ich brauche eine eigene kleine Wohnung. Obwohl Abed und ich uns beworben hatten, habe ich keine Rückmeldung von irgendjemanden bekommen. In Google sah ich mir leere Wohnungen in meiner Nähe an, doch diese waren verdammt teuer. Plötzlich stieß ich auf eine Zweizimmerwohnung. Neugierig klickte ich drauf und las mir jedes Detail durch.
"650 Euro", las ich mir konzentriert durch und speicherte die Nummer. Es war grad mal Nachmittag, also nahm auch eine alte Dame ab.
"Ja, die Wohnung ist noch da."
Mein Herz machte Freudessprünge.
"Ich würde sie mir gern anschauen", sagte ich und sie machte sofort ein Termin aus.
Nachdem wir uns verabschiedeten, stand ich auf, um mein Geld zu suchen, was ich seit Monaten zusammenbekommen hatte, zu einem Zweck wie diesen hier.
Die kleine Kiste nahm ich und schloss sie mit dem Schlüssel auf. 3070 Euro hatte ich zusammen. Das würde fürs erste Mal reichen.
Schnell steckte ich dies in meine Tasche und machte mich weiterhin fündig, denn irgendwo hätte ich Geld versteckt, so mein Verstand. Ich erhielt noch paar Euro und packte meine Tasche. Danach wartete ich auf Selma und erzählte es ihr. Sie war natürlich nicht ganz erfreut, denn ich war wie ihre Schwester und diesen Umzug wollte sie nicht. Ich konnte sie voll und ganz verstehen, doch ich brauchte von jedem eine Pause. Ich müsste Wochen nachdenken und eine Wohnung allein würde gut tun, denn ich hatte es so richtig nötig. Ich brauchte ein Ziel. Mein Leben war völlig orientierungslos. Nachdem wir beide zusammen kochten und aßen, setzte ich mich wieder auf mein Bett und starrte ungelogen eine ganze Stunde meinen Bauch an. Ein Lebewesen wächst in mir. Es war unglaublich, unglaublich schlimm und inakzeptabel. Wie sollte ich es ernähren, wenn ich nicht einmal für meinen Hunger Essen habe? Kleidung, Windel, Brei, Milch, alles. Alles müsste ich kaufen. Wie sollte ich es überhaupt aufziehen? Ich wäre eine schlechte Mutter. Das Kind würde mir aus der Kontrolle rutschen und dann ganz wie die Mutter sein, so unselbstständig und unerzogen. Schnell schüttelte ich meine Gedanken weg und machte mich für morgen fertig.
Der nächste Morgen bestand darin, mich so schnell wie möglich fertig zu machen, da ich so spät dran war. Den Bus schaffte ich rechtzeitig und kam auch an. Eine schöne Gegend, nicht so asozial wie in unserem Viertel. Zügig suchte ich die Nummer, doch empfang die Dame schon an der Tür.
"Frau Ates", lächelte sie und gab mir höflich die Hand zur Begrüßung.
"Am Besten folgen Sie mir einfach und sehen sich die Wohnung an."
Lächelnd nickte ich und folgte ihr. Es war der zweite Stock. Ziemlich sauber. Drinnen angekommen sah es schon von der Baustruktur super aus. Zwei große Zimmer und eine Küche, die jedoch auch nicht all zu groß, aber auch nicht zu klein war. Perfekt. Ein Bad, was auch nicht zu klein, nicht zu groß war. Sie erklärte mir irgendwelchen unnötigen Krims Krams, den ich jedoch nicht beachtete und mir stattdessen die Wohnung ansah.
"Ich nehme sie", sagte ich.
Wir schlossen den Vertrag sofort ab, da ich meine Papiere und alldem Drum und Dran mitgenommen hatte. Schon ab nächste Woche dürfte ich einziehen, wenn alles geklärt wird. Nach diesen zwei Stunden ging ich mit einem Grinsen nach Hause und wartete ungeduldig auf Selma, die dann aus dem Bad kam.
"Ich werde umziehen", grinste ich.
"Was? Wann?"
"Nächste Woche."
Geschockt hielt sie sich die Hand vor dem Mund.
"Nächste Woche? So früh?"
"Als ob", fügte sie entsetzt hin zu und ich sah das Schimmern in ihren Augen.
Sofort legte ich meine Arme um sie und lehnte meinen Kopf an ihre Schulter.
"Es sind nur paar Straßen weiter und da ist die Wohnung", versuchte ich sie aufzumuntern.
"Wie soll ich allein die Miete zahlen?", fragte sie frustriert.
"Lass doch jemanden bei dich wohnen."
Sie schwieg.
"Egal jetzt. Lass uns einfach was zusammen machen", schlug ich vor.
"Lass feiern."
Mein Gädachtnis zeigte Achtung. Auf der letzten Nacht wäre ich beinahe mit Tarik in die Kiste gesprungen, also nein.
"Nein."
"Shishabar?"
"Nein."
"Schwimmbad?"
Heimlich sah ich zu meinem Bauch. Ich hatte nichts zugenommen, doch vielleicht war doch eine Wölbung zu sehen, nein ich glaube nicht.
"Okay", stimmte ich mit ein.
"Ich lade unsere Jungs ein."
"Nein", motzte ich. Nicht Tarik schon wieder.
"Das macht unnormal Spaß mit denen."
Ich sagte nichts mehr, sondern packte meine Tasche fürs Schwimmen. Das Geld versteckte ich unter meiner Matratze, da ich es nicht in einer Umkleidekabine lassen könnte. Mit der Bahn fuhren wir statt zum Schwimmbad, zum Freibad, na super. Das Mädchen ändert ihre Pläne schnelller als ich überhaupt realisieren kann. Am Freibad angekommen warteten wir auf die Jungs, die schon drinnen waren und wir uns also zehn Minuten verspäteten. In der Umkleidekabine betrachtete ich noch flüchtig meinen Bauch, der keine Anscheinungen auf eine Schwangerschaft machte und ich problemlos heraustrat und mich sicher fühlte.
"Da sind sie ja", zeigte sie mit den Fingern auf die versammelte Menge, die aus Harun, Tarik, Abed, irgendwelchen Mädels und fremden Jungs bestand. Tariks Blicke durchbohrten erst meinen Körper, dann mich. So ein Mistkerl. Mit Anlauf sprangen wir ins Wasser und nachdem ich zum Rand schwamm, sah ich Tarik in der Nähe von mir. Sofort rutschte mir mein Herz in der Hose.
Selma erlaubte sich einen Scherz und packte mich am Fuß, indem sie tauchte, und drückte mich nach unten.
"Hoe", lachte ich und wir spielten sozusagen Fangen.
"Lasst alle spielen", sagte Harun.
"Hayat muss", schrie Tarik und alle schwammen weg. Ich war ganz okay im Schwimmen, doch nach circa dreißig Sekunden hatte ich jemanden gefangen und war zum Glück dann nicht dran. Es war einer dieser Fremden, ein gutaussehender 0815 Türke.
Plötzlich war Tarik und ich war seine Beute.
"Idiot", versuchte ich so schnell wie möglich von ihm zu schwimmen, doch er war zu schnell und ich musste aus irgendeinen Grund lachen.
Seine Arme schlang er von hinten um mich und zog mich zu sich. Sein Arm berührte meine Brust und mein Herz schlug wild.
"Du bist", hauchte er und hinterließ flüchtig einen warmen Kuss auf meiner Wange. Ich erstarrte und fing an leicht zu zittern. Dieser Mann steuerte mich.
"Achtung Leute, heute gibt es ein Porno mittem im Wasser", schrie jemand lachend.
"Halt die Fresse Amo", sagte Tarik lachend und ich löste mich von ihm.
Nachdem wir alle erschöpft waren, alberten wir am Rand des Beckens rum und machten sinnfreie Wetten, die mich jedoch zum Lachen brachten und ich mich am Bauch festhalten musste.
Nach fast vier Stunden machten wir uns so langsam auf dem Weg zur Kabine. Tarik hatte mich die ganze, ganze, verdammt ganze Zeit angeschaut und geflirtet. Ich ging nicht darauf an, doch dagegen tat ich nichts, als er mich um die hundertmale umarmt hatte. Nachdem Schwimmen spazierten Tarik und ich eine Runde, wer weiß Gott wieso, aber es tat gut. Er war nett, nicht so aufdringlich und ich vergaß für diesen Moment all meine Probleme.
Spät am Abend fuhr er mich nach Hause.
[...]
Tarik legte den letzten Karton im Wohnzimmer ab und strich sich über seine Stirn.
"Danke", grinste ich und gab ihm selbstgemachten kalten Ayran. Er hatte mir beim Umzug geholfen, obwohl es kaum Sachen waren, doch in den letzten Tagen hatte ich mir neue Möbel besorgt. Auch Tapeten hatte ich mir welche geholt. Nachdem er ging, beschloss ich ein wenig rauszugehen, da ich mir Kleinigkeiten anschaffen wollte, um meine eigene Wohnung zu dekorieren.
"Hayat", hörte ich hinter mir.
Augenverdrehend drehte ich mich um.
"Was?", fragte ich absichtlich genervt.
Ein Grinsen spielte sich um seine Lippen.
"Ich geh mal mit dir mit", beschloss er und ging mit mir nebeneinander mit.
"Ich hab da was gehört."
Nachdem wir aus der Innenstadt an einem ruhigen Platz waren, blieb ich stehen und sah ihn an.
"Was hat der Cem denn wieder für Gerüchte gehört?", fragte ich mit hoher Stimme und blieb ernst.
"Dass du eine Nutte bist", lachte er kurz.
Ich würde ihm es niemals verzeihen, wenn er sich eines Tages entschuldigen würde.
"Falsch gehört", lachte ich ebenfalls.
"Hab gehört, wurdest durchgenommen, eine Art Gangbang."
Stirnrunzelnd sah ich ihn an. Mein Herzschlag gab in dem Moment auf.
Er nahm zwei Fotos aus seiner Tasche und ich musste zweimal hinsehen, da die Qualität schlecht war. Meine Vergewaltigung wurde auf Fotos festgehalten.
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Verliebt in ein Verbrecher
RomanceHayat und Tarik, auch Bonnie und Clyde genannt. Hayat ist ein beneidenswertes und hübsches Mädchen, Tarik ein Krimineller, ein Player. Zwischen ihrer Liebe liegt ein Geheimnis. Ein Geheimnis, was einen enormen Effekt in die Beziehung bringt. Hayat i...