Kapitel 31

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"Fass mich nicht an", zischte ich, ohne mich gar umzudrehen und schlug die Hand von meiner Schulter weg.
Ignorant ging ich weiter nach vorn und hörte im Treppenhaus die Schritte hinter mir.
"Raus", fauchte ich, als er durch meine Tür wollte, doch er kam herein.
"Wenn du jetzt nicht gehst, dann schrei ich."
Plötzlich hielt er seine Hand auf meinem Mund und schloss die Tür hinter sich. Obwohl ich mich wehrte, schaffte er es mich ins Schlafzimmer zu zerren und schloss diese Tür mit dem Schlüssel, den er dann in seine Jackentasche steckte. Jetzt kann ich keine Flucht mehr ergreifen, toll.
"Wenn du noch ein bisschen Respekt hast, dann nutz ihn und verschwinde. Du machst dich lächerlich."
"Mach ich nicht."
"Du solltest dich echt schämen, mir unter die Augen zu treten."
"Wir müssen reden."
"Nein, eigentlich nicht Tarik. Eins erwarte ich jedoch von dir. Beweg deinen Arsch, die Scheidung läuft seit einem halben Jahr. Ich erwarte mehr Schnelligkeit, weil ich mich ekelhaft fühle, mit Frau al-Sayed angesprochen zu werden."
"Willst du wirklich alles einfach so beenden?"
"Natürlich, nichts wäre besser als das. Verschwinde."
"Nein."
Zehn Minuten vergingen. Niemand sagte was.
"Ich bin durcheinander, aber ich habe eine neue Frau kennengelernt."
"Das weiß ich und interessiert mich nicht Tarik."
Als ich vor ihm stand, ging ich ihm so nah ans Gesicht, dass drei Centimeter zwischen unseren Lippen waren. Er geriet in Panik und wurde nervös, doch ich sah selbstbewusst auf seine Lippen. Erwartet hatte er, dass ich ihn küsste und alles wieder beim Alten wäre, doch ich packte ihn am Arm.
"Deine arme Freundin weiß garnicht, wie sehr ihr Mann noch an mir hängt", flüsterte ich gefährlich.
"Ich hab Hass für dich entwickelt Tarik al-Sayed", hauchte ich gegen seine Lippen und machte einen Schritt nach hinten.
"Und jetzt zisch ab. Ruinier nicht mein sorgenfreies Leben. Ich bin glücklich ohne dich. Hass, Tarik. Ich hasse dich bis zum geht nicht mehr."
"Die Eifersuchtsszene kannst du dir sparen. Deine Schlampe sieht wie mein Zeh aus", lachte ich.
"Mein Chef hat mir frei gegeben, also lass mich schlafen."
Fest knallte er die Außentür zu und ich setzte mich auf mein Bett. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Er war noch hübscher geworden. Schnell schüttelte ich die Gedanken bei Seite und legte mich schlafen, nachdem ich meinen Pyjama angezogen hatte. Was ein schrecklicher Tag.
[...]
Tariks Sicht:
Drei Wochen, in denen ich mir beschlossen hatte, sie zurück zu gewinnen. Doch umso schmerzhafter waren diese drei Wochen, denn sie hat mir jedes Mal eine fette Ansage verpasst. Mich beleidigt, erniedrigt und mich mit meinen eigenen Waffen geschlagen. Doch sie hatte Recht. Ohne mich war ihr Leben schön, keine Sorge, kein Stress und kein mulmiges Gefühl. Sie vertraute mir nicht. Doch seit unserer Trennung verhielt sie sich seltsam und das war mir in diesen drei Wochen am meisten aufgefallen. Harun und Abed unterstützten mich, wo sie konnten. Auch sie waren davon überzeugt, dass wir zusammen gehörten. Ich hatte echt verkackt bei ihr, aber ich hatte es satt, mich von ihr fernzuhalten. Diese 7 Monate haben mir die Augen geöffnet und meine Kinder sind mir am Wichtigsten. An jenem Abend war ich betrunken, als ich ihr diese Worte aus Wut an den Kopf geworfen hatte, die Null an Bedeutung trugen. Null. Wegen ihrem Stolz gab sie es nicht zu, dass sie mich liebte, doch gegenüber Abed sprach sie offen und das war ein Vorteil für mich. Er verriet mir nicht viel, doch meine Frage, ob sie mich liebte, hatte sich bestätigt. Angefangen hat es damit, dass sie einen Brief nach Hause bekommen hatte, indem deutlich stand, dass ich ein Recht darauf hatte, meine Kinder zu sehen. Was mich wunderte war, dass sie alles verschwiegen hatte. All meine schlechten Taten, die Grund für die Trennung waren. Jedesmal haben wir uns gestritten, waren der Trennung nah, doch mir wurden die Augen geöffnet. Sie war meins. Und ich ihrs.
Zweimal in der Woche, meistens am Wochenende, durfte ich die zwei Engel sehen und vorallem das Mädchen, dessen kleines Herz ich Hund gebrochen hatte. Ich könnte mich freiwillig in die Hölle schicken, einer jungen Frau so schreckliche Ereignisse angetan zu haben. Sie so schlecht behandelt hatte, obwohl sie es nicht verdient hatte.
Und heute war wieder der Tag gekommen, andem ich zu ihr fuhr und klingelte. Gestern war ich da und hatte versucht, mit ihr über die Ehe zu sprechen, doch wie immer hatte sie abgestritten, doch ich musste es immer wieder probieren.
Sie öffnete mir die Türe und ich folgte ihrem Parfum Richtung Küche. Ihre Hände zitterten, während sie die Gurken klein schnitt und kein Wort sprach.
"Alles okay?", fragte ich sicherheitshalber und sie nickte.
"Wo sind die Kinder?"
"Lisa bringt sie jeden Moment, weil Yavuz am schlafen war und sie ihn nicht wecken wollte."
Wissend nickte ich und spürte, dass sie bedrückt war. Wegen was wohl?
"Ich habe heute einen Brief bekommen. Du willst das komplette Sorgerecht auf dich haben? Willst du ernsthaft, dass ich die Kinder garnicht sehe?"
"Zwar wachsen die Kinder schon ohne Vater auf, aber sie sollen nicht an dich denken. Mag es egoistisch klingen, aber du tust uns Dreien nicht gut, vorallem mir."
"Hayat was ist passiert? Du zitterst richtig", stand ich auf. Irgendwas war faul.
"Ich hab es satt. Ich halte mein Leben nicht mehr aus. Ist nichts Neues", zischte sie mit schmerzhafter Stimme.
"Du hast mir alles genommen. Wegen dir bin ich so am Ende. Ich bin auf Null gestellt und muss alleine für drei Personen sorgen. Ich schaffe nichts mehr, nichts."
Dann erst drehte sie sich um und ich bemerkte, dass sie weinte.
"Und ja du hast Recht. Ich bin wirklich schwach, dass ich wegen jedem Mist so sensibel reagiere. Ich hab versucht das Jahr zu überstehen, aber langsam gebe ich mich selbst auf."
"Was meinst du?", fragte ich verwundert, denn sie weinte zum ersten Mal in meiner Nähe. Und zum ersten Mal äußerte sie sich vor mir so offen über ihr Leben.
"Ich werde die größte Sünde meines Lebens begehen."
"Wie meinst du das?!", wurde ich lauter.
Kurz schloss sie ihre Augen. Alles geschieht so schnell. Mit ihrer rechten Hand stach sie vor meinen Augen das Messer in ihre linke Brust und fiel vor mir auf die Knie. Blut. Ich sah Blut.
"HAYAT!", schrie ich um mein Leben und ging auf die Knie.
Sie bewegte sich kein Stück. Das Blut wurde doppelt und dann verdreifacht. So viel Blut hatte ich im Leben nicht gesehen.
"Bitte steh auf. Es tut mir Leid. Alles tut mir Leid. Hayat", flüsterte ich und bekam Tränen in den Augen.
Es klingelte und ich rannte zur Tür.
"Harun!", schrie ich und fiel auf die Knie.
Schwach zeigte ich zur Küche und er fing an panisch zu werden. Er alarmierte den Krankenwagen, während ich Hayats Kopf auf meinen Schoß legte und weinte. Ich weinte, als würde es um mein Leben gehen.
"Fuuck!", brüllte ich laut und schlug auf den Boden.
"Wach auf mein Engel. Wach auf verdammt!", schrie ich und hielt mein Shirt gegen ihre Wunde, die ununterbrochen blutete.
Die Sirenen wurden lauter und schon platzten zwei Männer gefolgt von Harun herein. Sofort zog mich Harun von ihr und sie heilten ihre Wunde, ehe sie auf die Liege gelegt wurde und ich mitkam, während Harun mit dem Auto uns folgen würde. Tränenüberströmt war mein Gesicht, aber ich lies ihre Hand während der Fahrt nicht los. Angekommen nahmen sie sie mit und baten mich, im Wartezimmer zu warten.
"Ich hab verkackt Harun", legte ich mein Gesicht verzweifelt in meine Hände und sah zu Boden.
"Was kommst du auch nach Monaten nach Köln Junge? Ihr ging es gut, sie kann ohne dich. Du hast sie bedrängt. Du bist ein Bastard Tarik."
"Wenn du vor ihr mit Elif ankommst, um sie eifersüchtig zu machen, was denkst du dir dann eigentlich dabei? Sie ekelt sich vor dir. Sie hasst dich. Vergiss sie endlich, wenn sie dich vergessen hat. Ich als Freund sage die Wahrheit. Die Wahrheit ist, dass du sie in euren Jahren scheiße behandelt hast und sie es satt hat. Komm klar, dass sie Kontakt zu anderen Jungs haben darf."
Eine Träne entwich mir. Wie konnte ich sie nur wie Scheiße behandeln? Sie nicht wertschätzen, obwohl ich es doch innerlich getan habe?
"Damals hat sie um dich nach eurer Trennung geweint, heute bist du dran."
Seine Worte entsprachen der Wahrheit, obwohl ich wütend dadurch wurde.
"Entschuldigen Sie, ich wollte ihnen Bescheid geben, dass ihre Frau bereits in ein Patientenzimmer verlegt wurde. Wenn Sie möchten, bring ich Sie dahin."
"Ja, bitte."
Wir folgten ihr und Harun hielt mich auf, als ich die Türklinke runterdrücken wollte.
Er nahm aus der Vase, die zur Deko auf dem Tisch lag, den Rosenstraus heraus und gab den mir.
"Du gehst da rein und ziehst einen Schlussstrich. Entweder machst du den Hauptgewinn oder einen Nebengewinn. Du entscheidest dich jetzt. Ich wünsch dir das Beste und hoffe, ihr kommt zusammen, aber du musst dir das echt verdienen."
Nickend schluckte ich und er klopfte mir auf die Schulter.
Nervös drückte ich die Klinke herunter und betrat den Raum, der übelste nach Desinfiktionsmittel roch. Eine Krankenschwester stand neben ihr und wechselte die Blutinfusionsflasche aus."
"Wenn was sein sollte, einfach melden."
Schon war sie weg und es entstand eine peinliche Stille. Ein Räuspern kam über meine Lippen und ich setzte mich an den Rand des Bettes. Wo sollte ich beginnen?
"Wo sind meine Kinder?," sprach sie so heiser, dass ich ihre Stimme garnicht erkannte und in ihre dunklen Augen sah.
"Deine Kinder..Harun kümmert sich um alles."
Schnell zuckte ich mein Handy heraus und schrieb Harun, das er sich um alles kümmern solle.
"Gehts dir besser?", fragte ich, doch sie antwortete nicht.
"Hayat."
"Was Tarik, was?", sprach sie genervt und man merkte, dass sie Schmerzen hatte. Und trotz den Schmerzen versuchte sie alles zu unterdrücken.
"Ob es dir-
"Was erwartest du für eine Antwort?", fragte sie.
"Wieso hast du dir das angetan? Das war Suizid!"
"Sprich nicht darüber!", wurde sie wütend und ihr flossen Tränen in den Augen.
"Du hast es so kommen lassen Tarik. Wäre ich gestorben, solltest du dein Leben lang an Schuldgefühlen sterben!"
"Vergessen wir es erstmal. Dir geht es nicht gut und du solltest dich jetzt nicht anstrengen."
Ungewollt musste ich an die Erinnerungen denken, als sie ihre Periode hatte und meine Nerven strapaziert hatte.
"Ich hab dir die gebracht", sprach ich nun und streckte ihr die Blumen aus.
"Leg sie auf den Tisch, danke."
Wieso sah sie nicht in meine Augen? Das machte mich so fertig. Das Mädchen hat mich echt zur Pussy gemacht.
"Weißt du Hayat."
Kurz räusperte ich mich und nahm ihre Hand, die sie wegzog und ein Seufzer aus mir herausrutschte.
"Wäre ich ein Arschloch, dann würde ich dir nicht hinterherlaufen, wie ich es jetzt tue."
"Du machst das alles umsonst. Ich will dich nicht mehr sehen."
"Die letzten Worte hatten wir garnicht gesprochen."
"Das will ich auch nicht. Was passiert ist, ist passiert."
Ich wollte sprechen, doch sie unterbrach mich.
"Wenn das so weiter geht, verzeihe ich dir aus Naivität und das will ich vermeiden. Du hast Scheiße gebaut, dann rechne auch mit den Konsequenzen. Wie oft hab ich dir mit einer Scheidung schon gedroht? Und wie oft hast du meine Drohungen nicht ernst genommen hm?", wurde sie wütend und ich senkte meinen Kopf.
Kurz lachte sie, weswegen ich sie fragend ansah.
"Wärst du ein Arschloch, dann würde ich dich nicht mit einer Neuen sehen du widerlicher Mistkerl."
Der saß. Man bemerkte deutlich, wie angespannt sie war und ihre Faust am zittern war.
"All die Jahre Tarik. All die Jahre hast du mich verarscht. Nichts Ernstes. Dann zeugst du noch ein Kind mit mir und erschwerst mir alles. Als würde es mir nicht reichen, dass mein erstes Kind von einem Fremden entstand, muss ich auch noch einen Sohn bei mir tragen, dessen Vater ich verfluche."
"Hayat-
"Wieso hast du mir sowas angetan verdammt? Wieso hast du mich auf diese Art und Weise gefoltert? Du hast mir Monate genommen. Als würde das nicht reichen, hatte ich wegen dir Suizidgedanken. Du hast meiner Psyche genug geschadet. Geh zu deiner Neuen-
"Ich-
"Mein Herz ist nämlich an einem anderen vergeben!", schrie sie und ich sah sie stumm an.
"Ich habe einen Chef und wir stehen uns nah. Also akzeptier es und geh. Leb dein Leben ohne mich."
Mein Herz hörte auf zu schlagen. Ihr Herz ist vergeben? An ihrem Chef, mit dem sie was am laufen hat? War das ein Traum oder sagt mir die Frau vor mir, dass sie mich ersetzt hat? Mein Körper bebte und ich spürte meine linke Brust nicht mehr.
"Das kannst du nicht machen Hayat."
Ihr entwich eine Träne und ich wurde weich bei dem Anblick.
Auch mir stiegen die Tränen, doch wegen meinem Stolz konnte ich es nicht wagen, nocheinmal vor ihr in Tränen auszubrechen. Vorsichtig legte ich meinen Kopf auf ihren Bauch und umarmte sie wie ein Kind. Ihre Hand legte sie auf meinem Kopf und sie schluchzte.
"Geh Tarik. Es ist soviel passiert. Es geht nicht mehr weiter", schluchzte sie und ich schüttelte meinen Kopf.
Eine Träne von mir tropfte auf ihrem OP-Hemd und sie bermerkte dies.
"Sag mir nur eins Tarik. Wieso hast du mich so Scheiße behandelt?", flüsterte sie.
"Ich bin kein perfekter Ehemann, aber ich weiß nicht. Ich kam in den letzten Monaten unserer Ehe garnicht mehr zurecht Hayat. Alles war so anders nach der Ehe und nach Yavuz. Mein Verstand war nicht mehr bei sich."
Laut schlug ihr Herz bis zu ihrem Bauch, das ich es laut mithörte und wir so blieben.
"Ich bin ein Hund, ein Bastard und du hast das Recht mich zu verabscheuen, aber verlass mich nicht. Du bist mittlerweile mein Atem geworden."
Tief schluchzte sie und wusch sich nebenbei ihre wertvollen Tränen weg.
"Und wein ja nicht wegen mir schon wieder. Dein Herz gehört niemandem und das weiß ich. Ich kenne dich und eine Sache, die ich an dir weiß ist, dass du mich liebst genau so wie ich es tue. Ich gebe es zu, das Mädchen. Das Mädchen war nur eine Show, um Eifersucht in dir zu erzeugen. Ich war sauer, als ich dich gesehen hatte, weil ich so leide und du klar kommst. Aber mir ist klar geworden, dass es so nicht geht und du meine Frau bist, meins. Du bist meins, nur meins Hayatim."
Fest küsste ich öfters ihre Hand und erhob meinen Kopf, nachdem meine Träne ausgetrocknet war.
"Sechs Monate waren das Hayat. Sechs. Ich frag mich, wie ich die ohne dich überstehen konnte. Ich gebe zu, dass ich sogar die Tage vermisse, an denen du Stimmungsschwankungen hattest und deine Wut immer bei mir rausgelassen hast."
"Du kriegst mich nicht weich Tarik. Nicht wieder. So naiv ich auch bin, wirst du das nicht schaffen, diese auszunutzen."
"Können wir später reden? Ich hab Schmerzen."
"Wo? Soll ich dir was bringen?"
"Nein, danke. Ich will mich einfach nur ausruhen. Tu mir den Gefallen und sorg dafür, dass meine Kinder sicher sind. Mehr verlange ich nicht."
"Tamam."
Voller Wut verließ ich das Zimmer und ignorierte Haruns scheiß Stimme, denn ich meine ganze Mühe war umsonst. Wenigstens vertraut sie mir noch unsere Kinder an, wenigstens etwas. Mindestens das könnte ich tun. In Sekundenschnelle verließ ich das große Gebäude und fuhr nach Hause.
"Scheiß Dreck!", schrie ich und schlug fest auf das Lenkrad. Sie ist so kalt geworden.
Zuhause angekommen lief ich rein und klingelte stürmisch. Wer ist überhaupt für unsere Kinder zuständig, wenn sie arbeiten ist?
Eine blonde junge Frau öffnete mir die Türe.
"Ich glaub ich hab falsch geklingelt-
"Nein, nein. Sie müssen Tarik sein?", sah sie mich fragend an und ich hörte von hinten Kaders Stimme.
Ohne auf ihr Acht zu geben, ging ich rein und nahm Kader in meine Arme, die mich auch mit ihren kleinen Armen umarmte. Wie ich ihren Duft vermisst hatte.
"Wo ist Yavuz?", fragte ich die Blondine.
"Er schläft im Nebenzimmer."
Kurz nickte ich und setzte Kader auf mein Schoß, nachdem ich mich auf dem Sofa gesetzt hatte.
"Wo warst du so lange Baba?", fragte Kader und ich bekam einen dicken Kloß im Hals. Ich war so egoistisch, dass ich keine Acht auf meine Kinder mehr gegeben hatte.
"Ich musste arbeiten, um einer kleinen Prinzessin viele Geschenke zu kaufen."
Mit viel Spucke küsste sie meine Wange und ich sah in ihre dunklen Augen, die glänzten.
"Echt?", fragte sie unglaubwürdig und ich nickte.
Nickend umarmte ich sie und sah zur Blondine, die mit ihren Fingern spielte.
"Lisa", lächelte sie und ich bemusterte sie. Sie kam mir verdammt bekannt vor.
"Du arbeitest also als eine Art Dorfmutter?", fragte ich sie und sie lachte kurz.
"Du kommst mir bekannt vor Tarik al-Sayed", sprach sie und ich sah sie entgeistert an. Sie war einer meiner One-Night Stands. Heilige Scheiße. Ich erinnerte mich an sie, weil sie einer der Verrückten war.
"Lisa", murmelte ich.
"Keine Sorge, ich liebe dich nicht mehr. Das war Jugendliebe. Ich bin verlobt", sprach sie und hielt ihre Hand mit einem Ring in die Höhe.
"Sorry, wenn das jetzt scheiße rüberkommt, aber mich wundert es, dass du zwei Kinder hast und auch mit Hayat verheiratet warst."
"Wir sind es immernoch."
"Ihr scheidet euch."
"Wieso? Nur, weil du von mir verarscht wurdest, muss es nicht heißen, dass ich die ganze Welt ausnutze."
Unecht lachte sie.
"Du redest immernoch wie ein Stück Scheiße."
"Du bist immernoch die selbe Nutte."
Entsetzt stand sie auf und ich hörte nur noch die Tür zu schlagen. Kurz seufzte ich erleichtert und lehnte mich nach hinten. Kader war eingeschlafen. Sanft strich ich über ihren Rücken und nahm ihre kleine Hand und küsste diese.
Mir tat alles so ungemein Leid, aber ich konnte nichts mehr rückgängig machen. Wenn ich nur diesen einen Wunsch hätte, dann das, dass sich die Zeit bis auf den Zeitpunk zurückdreht, andem ich Hayat zum ersten Mal begegnet war.
Wenn das Hayat erfährt, bin ich komplett durch bei ihr. Aber innerlich hoffte ich auf Lisa, das sie kein Wort über unsere nächtliche Affäre über ihre Zunge bringen würde.
Mein Handy klingelte und ich nahm es ab.
"Du hast es nicht geschafft."
"Doch, aber sie wird nicht so leicht nachgeben. Ich muss ihr das schon beweisen."
"Pass auf die Kleinen auf."
"Junge man. Das Kindermädchen war meine damalige Nutte."
"Als ob?", fragte Harun laut und geschockt.
"Jaman. Was, wenn das rauskommt?"
"Deine Schuld. Hoffen wir, die hält ihren Mund."
"Bist du bei Hayat?"
"Nein, nicht mehr. Sie ist eingeschlafen, weil sie starke Schmerzen an ihrer Wunde hatte."
"Hast du der Schwester Bescheid gegeben?"
"Ja, die kümmern sich um die. Ruf mich an, wenn du Hilfe brauchst. Fahre in die Shishabar."
"Ok."
Ich hörte Yavuz schreien, legte Kader mit Vorsicht auf dem Sofa, deckte sie mit meiner Jacke zu und lief in das Nebenzimmer. Er schrie am Spieß mit der typischer Babyheulerei, doch wurde ruhiger, als er mich sah und ich ihn hob und schaukelte.
Immer mehr Schuldgefühle plagten mich. Sie musste sich ein halbes Jahr um zwei kleine Kinder kümmern. Wieso musste ich so ein Bastard sein?

Verliebt in ein VerbrecherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt