Das konnte doch jetzt nicht sein Ernst sein, wir hatten uns gerade erst vertragen und dann bringt er so ein dummes Kommentar raus. Ja klar Ryan ich schlafe mit meinem Austauschschüler, den ich gerade mal einen Tag kenne und wo ich nebenbei noch einen Freund habe.
Mit Tränen in den Augen starrte ich ihn an, drehte mich um und ging wieder zurück ins Schulgebäude, wo ich herkam und anscheinend auch hätte bleiben sollen um mir dies hier alles zu ersparen.
"Rosé!", hörte ich noch eine Stimme nach mir rufen, als ich bereits die Schule betreten hatte, doch ich ging meinen Weg, er konnte mich jetzt nicht aufhalten, ich war einfach zu enttäuscht, das er sowas von mir denkt.
"Hast du ihn gefunden?", fragte mich Jacob nach einer Weile Unterricht. "Ja habe ich." "Und?" Ja was und, er denkt, dass wir miteinander geschlafen haben und ich ihn mit dir betrüge. "Nichts alles ist gut.", log ich. Verwirrt richtete er seine Aufmerksamkeit wieder dem Unterricht.
Am Ende des Schultages redete er mal wieder nicht mit mir, sein zu groes Ego zerstörte seinen Charakter, doch ich liebte ihn.
Schweigend fuhren Jacob und ich zu mir nach Hause. Es war wie in einem schlechten Film, wo man das Ende immer vorher sagen konnte, doch es war kein schlechter Film, das hier war mein Leben!
"Hörst du das?" Es war nicht überhörbar, denn als wir uns langsam unserem Haus näherten, konnte man einer lautstarken Konversation in der Küche lauschen.
Vor unserem Haus parkte ein großer schwarzer Van, den ich noch nie vorher gesehen hatte. Jacob und ich schlichen uns wie Ninjas unter den Fenstern entlang und lauschten dem Gespräch.
"Du weißt genau, dass es nicht geht!", sagte meine Mutter aufgelöst. "Das ist alles so lange her. Jeder hat eine zweite Chance verdient, Melanie, das hast du immer gesagt.", sagte nun eine andere Frauenstimme, die ich immernoch nicht enziffern konnte.
Auf einmal zog mich Jacob am Handgelenk hinein in einen nahestehenden Busch. Ich wollte mich wehren und mich aus seinem Griff befreien, doch er hielt mich fest und drückte seinen Finger auf meine Lippen.
Jetzt deutete er auf den Parkplatz vor unserem Haus und ich konnte erkennen, das mein Vater vor ein paar Sekunden vorgefahren war.
Dann öffnete sich die Hintertür und eine Frau mit rotem gelockten Haar kam heraus, sie rannte zu ihrem Auto und fuhr so schnell sie konnte davon, als wollte sie nicht das mein Vater sie sieht. Komisch. Ich konnte das Gesicht der Frau nicht sehen, doch anhand ihrer Haare und der Stimme konnte ich nicht entziffern wer sie war.
Jacob sah mich fragend an, doch ich konnte ihm nur den selben fragwürdigen Blick zurückgeben, den er mir gegeben hatte. Wir rappelten uns auf und gingen ins Haus.
Meine Eltern begrüßten uns ganz normal als wär nichts gewesen. Sie fragten und wie der Tag war und ob wir Hunger hätten. Synchron schüttelten Jacob und ich den Kopf, der Appetit war mir nach der Aktion vergangen. Wir verabschiedeten uns von meinen Eltern und gingen hoch auf mein Zimmer.
Er sah sich meine Tumblr Bilder an und nickte immer verständnisvoll, wenn er ein Zitat las. Mein Zimmer war mit vielen Bildern beklebt, Erinnerungen, Fotos mit Freunden, aber hauptsächlich mit Tumblr Fotos. Ich liebte es Räume zu dekorieren und sie zu gestalten.
Nach einer Weile setzte sich Jacob zu mir auf Bett und betrachtete mich. Irgendwann wurde mir unwohl und ich stieß ihn um. "Für was war das?" "Dafür, das du mich die ganze Zeit so pädophil anstarrt du Spanner.", entgegnete ich und streckte ihm meine Zunge entgegen.
"Rosé Lorring, ich werde nicht schlau aus dir." "Wie sollst du auch, du kennst mich gerade mal zwei Tage?" "Ich glaube das reicht schon um sich ein Anfangsbild von einer Person zu machen, doch bei dir schaffe ich es nicht du bist so vielseitig." Ich wusste nicht was ich antworten sollte, also legte ich mich um und lies mich in mein weiches Federkissen sinken.
Jacob stand auf, doch ich bemühte mich nicht ihm zu folgen. Drei Minuten später kam er wieder zurück und hielt sein Handy und die Kopfhörer in der Hand. "Musik?" Ich nickte.
Er legte sich zu mir, schloss die Kopfhörer an seinem Handy an und stöpselte mir die Stecker in die Ohren. Schon brachte der Bass meinen ganzen Körper zum Beben.
Ich schloss die Augen und lauschte nur den Klängen der Musik und ich musste sagen, Jacob hat einen faszinierenden Musikgeschmack. Es war eine Mischung aus Rap, Pop, House und ruhigen Balladen. Ich genoss es und lies mich von den Tönen in einen angenehmen und tiefen Schlaf tragen.
Eine Stunde später wachte ich alleine im Bett auf. Die Kopfhörer lagen neben mir und Jacob hatte einen Zettel hinterlassen auf dem stand: Bin nochmal unterwegs. Bis zum Essen bin ich wieder da. -J
Ich hab keine Ahnung wo Jacob hin war, ich machte mir aber auch keine weiteren Sorgen. Schließlich klingelte mein Handy und ich sah, dass Amy mich anrief.
"Hey, ich muss unbedingt mit dir reden." "Was gibt's", fragte ich sie. "Du kennst doch diesen Typen von der letzten Party, Tom." "Ja?" "Der hat mich gefragt ob wir nächste Woche zusammen zu unserem Stadtfest gehen wollen !", schrie sie durchs Telefon. "Schön das freut mich für dich.", antwortete ich. "Alles in Ordnung?" "Mir geht's gut, ich muss jetzt aber auch los." , antwortete ich knapp und legte auf.
Ein paar Stunden später versammelte sich die ganze Familie am Abendbrottisch, Jacob war mittlerweile auch wieder da. Die Stimmung war irgendwie gesenkt.
Meine Mutter blickte mit einem leblosen Blick auf ihren Teller, wo das zubereitete Essen meines Vaters lag. Mein Vater war damit beschäftigt die Zeitung den Wörtern herauszunehmen, mittlerweile las er den Artikel schon zum 4. Mal.
Ich blickte nur starr an die Wand und interpretierte in meinem Kopf den Spruch, den meine Mutter bei unserer Renovierung unbedingt in die Küche malen lassen hat.
"Home sweet Home"
Ja schönes süßes Zu Hause. Was auch immer heute vorgefallen war, es war nicht normal für meine Familie.
Nach dem Abendbrot flüchtete ich mich in mein Zimmer, kroch unter die Decke und kramte mein Handy heraus. Irgendwie hatte ich schon ein schlechtes Gewissen Ryan gegenüber. Wenn ich einfach hingegangen wäre und mit ihm geredet hätte, dann wär jetzt nicht schon wieder diese Stimmung zwischen uns.
Ich werde glaube nie verstehen warum es Streit und Ignoranz gibt und warum manche Menschen so denken, überlegen und handeln wie sie es eben machen. Warum kann man nicht einfach wie gesteuert seine Handlungen ausführen, die man in Gedanken vor hat, ohne sich von Umwelteinflüssen wie anderen Menschen beeinflussen zu lassen?
Diese Gedanken verfolgten mich den ganzen Abend. Immer wieder schaute ich auf mein Handy ob er mir geschrieben hatte, ob er seinen Fehler einsah, doch keine Nachricht.
Meine Uhr zeigte 23:38. Mal wieder eine Nacht, wo ich nicht schlafen konnte, doch mir ging es anscheinend nicht alleine so, denn nebenan in Jacobs Zimmee hörte ich noch leise den Fernseher laufen.
Auf einmal piepte mein Handy und ich sah, dass Ryan mir endlich geschrieben hatte: Ich weiß nicht was das von dir soll, mir eiskalt den Rücken zuzudrehen und abzuhauen anstatt sich deiner Tat zu stellen, ist mir auch egal, aber ich will morgen mit dir reden.
Bei jedem einzelnen Wort, stiegen mir immer mehr Tränen in den Augen, bis ich schließlich vor lauter Schluzen ausbrach.
Die Tränen strömten mir übers ganze Gesicht und ich kommte den angestauten Frust über ihn nicht mehr aufstauen. Ich liebte ihn zu sehr um ihm böse über diese Nachricht zu sein. Vielleicht war ich blind vor Liebe, vielleicht aber auch nur bedingungslos verliebt in ein Arschloch.
Ich versuchte mein Handy wegzulegen und die Worte auszublenden, doch nichts half, die Tränen fanden immer wieder einen Weg nach draußen. Jacob hatte mittlerweile den Fernseher ausgeschaltet und ich musste mich zusammenreißen, dass er das Schluchzen nicht bis in sein Zimme hört, ich wollte nicht, dass er mich in diesem Zustand sah.
So zog ich mir die Bettdecke über den Kopf und versuchte alles um mich herum auszublenden, was auch zu klappen schien, wenn mich nicht das Öffnen meiner Zimmertür unterbrochen hätte.
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Fallin'
Teen FictionRosé Leben ist ziemlich unkompliziert. Eine langanhaltende Beziehung, eine halbwegs intakte Familie und einen festen Freundeskreis. Doch dann kommt er, Jacob. Er ist unberechenbar, kalt und doch so herzlich. Wie ein Rätsel, was nicht gelöst werden k...