Kapitel 7 ∞ Smartphone

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Mit dem Handy in der Hand begaben sich beide hinaus. "Dir ist klar, was du alles damit machen kannst?", fragte er sie.

Ihre Mine verzog sich zu einem verwirrten Ausdruck. Kurz seufzte er und rieb sich mit der Handfläche über die Stirn. "Du kannst jemanden anrufen. Familie Freunde, was weiß ich. Die nehmen dich auf!", erklärte er ihr. Das leuchtete ihr ein. Doch sofort kam das hinterher:"Niemand lebt noch von meinen Freunden oder aus meiner Familie." Marigonas Stimme war belegt. Keinerlei Emotionen zu deuten, doch Luan wusste, dass sie so versuchte, ihre eigentliche Trauer zu verbegen.
"Geh nochmal deine Kontaktliste durch! Verlier nie die Hoffnung, ja?", schlug er ihr voller Euphorie vor.

Widerwillig nahm sie das Handy in die Hand und scrollte durch ihre Kontaktliste. Kurz bevor sie am Ende war, stach ihr ein Name ins Auge. Aila. Die Nummer von ihr hielt die grauäugige Luan vor die Nase:"Sie lebt im Nordwesten von Deutschland. Ihre Mutter ist die beste Freundin meiner Mutter gewesen. Sie werden mich sicherlich aufnehmen." Begeisterung schwang in ihren Worten mit.

"Ruf endlich an!" ,befahl er ihr, was sie, ohne zu zögern, auch tat. Das Piepen im Ohr störte sie sehr, denn es dauerte eine Weile, bis jemand abnahm.

"Hallo? Marigona?" Eine helle Stimme ertönte aus dem Hörer. "Ja, ich bin es. Ich muss dich um Hilfe bitten." Ihr Ton nahm einen undefinierbaren Klang ein. Der Junge mit den bernsteinfarbenden Augen ging dem Taxifahrer hinterher, um sich auch ein paar Sachen zu kaufen.

"Ich muss meine Mutter fragen, aber die hat sicherlich nichts dagegen", teilte ihr Aila mit, nachdem ihr die ganze Situation erläutert worden ist. "Sobald ich Neuigkeiten habe, melde ich mich. Bei uns ist es genau so unsicher wie überall auch, vergiss das nicht." Damit legte das Mädchen am anderen Ende der Leitung auf.

Vor Freude sprang sie dem Jungen mit bepackten Tüten um den Hals "Ich bin bald in Sicherheit." Der Junge schob sie sofort von sich weg. "Gona, die Tüten", war seine Ausrede, um Abstand zu gewinnen. Eilig stieg er ins Auto hinein und sagte zum Taxifahrer, er solle losfahren. Das junge Mädchen stieg auch in das Auto und weiter ging es auf der Straße.
Es war wieder bedrückend still. Genau so, wie es zuvor auch war. Nur der Motor des Autos war zu hören. "Ich hasse diese verdammte Stille. Sie bringt mich um den Verstand, verstehst du? Sie macht mich ganz wahnsinnig. Ich kann nicht klar denken", flüsterte sie zu ihm. Es musste einfach ein menschlicher Geräuschpegel vorhanden sein.
"Aber ich rede doch? Oder willst du hier den Poeten spielen?" Sichtlich amüsiert von ihren Worten beschloss er, sie etwas zu necken.
"Ach du Heiliger, mit wem habe ich es denn hier den ganzen weiten Weg zu tun?" Vollkommen frustriert lehnte sie sich zurück. "Mit mir, Luan Bujupi, dem weltbesten Camper der Welt!" Ein kleines Lachen entfloh ihm und ihr ein heißeres Lachen. "Korrigiere, dem weltbesten Idioten."
Bevor Luan auch nur was dazu sagen konnte, klingelte das Handy von Marigona. Rasch fischte sie es aus der Tasche. Ohne zu schauen, wer dran ist, drückte sie sich den Hörer ans Ohr. "Hallo. Aila?", fragte sie. Vor Ungewissheit konnte sie nicht still sitzen. "Nein, hier ist Tamara. Du erinnerst dich sicherlich noch an mich?", sprach die Frau am anderen Ende Deutschlands. "Ja, du warst Mums beste Freundin. Okay, ich bin auf deine Hilfe angewiesen. In ein paar Tagen werde ich spätestens bei euch ankommen", haspelte sie vor sich hin, "von da an sehen wir weiter. Wir sprechen uns, sobald du vor Ort bist, um Unklarheiten zu klären."

Luan verfolgte das gesamte Gespräch gespannt mit. Sobald das Gespräch beendet war, teilte er dem Taxifahrer die neue Route mit.

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Ein neues Kapitel ist da. Ich bin echt produktiv geworden. Gewöhnt euch ja nicht daran.

Rezension gerne erwünscht.
Katty

»Way Through Silence«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt