Kapitel 17 ∞ Acht Meter

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Die Nacht im Flüchtlingslager war für die Beiden am schlimmsten. Sie teilten sich mit mehr als dreißig Leuten ein Zimmer. Man hatte gerade mal so viel Platz, um aus dem Bett zu kommen und hinauslaufen zu können. Ab zehn Uhr war hier Ruhepause. Alle wurden in ihre Zimmer geschickt. Ob man jetzt nun schlief oder nicht, war jedem das seine, jedoch musste es still sein. Am Abend wurde man am nachdenklichsten. Trauer umhüllte den Körper und je mehr man dachte, desto trauriger wurde man. So ging es den beiden Teenagern. Die Gedanken schwirrten frei umher durch den Kopf und fanden keinen Weg nach draußen.

"Luan?", flüsterte Marigona und schaute zu ihrer Rechten. Sie ertrug die Stille nicht mehr. "Hm?", antwortete er daraufhin. "Bist du wach?", hakte sie dieses mal nach. Es entlockte ihm ein raues Lachen. "Nein, ich schlafe immer noch." Er lachte weiterhin, jedoch so leise,dass es die anderen nicht störte. "Kann ich zu dir? Ich kann nicht schlafen." Ein Hauch von Angst schwang in ihrer Stimme mit. Einladend hob er die Decke an, worunter sich kurze Zeit später die 16 - jährige legte. "Obwohl ich hier bin, habe ich immer noch diese Angst, dass mich jemand einfach so umbringen könnte. Ich traue hier keinem", flüsterte sie.

Sie wurde paranoid. Das hatte Luan schon gemerkt. Bei jedem kleinsten Geräusch zuckte sie zusammen und die Angst, die sie verspürte, war deutlich zu sehen. "Du musst auch keinem trauen, außer mir. Und jetzt genieß endlich die Tatsache, dass wir ein Bett haben und nicht verkrüppelt in einer Ecke schlafen. " Widerwillig schloss sie ihre grauen Augen nach seinen Worten. Nach und nach zogen sie die Träume in eine andere Welt.

Es gab hier einen strikten Plan. Aufstehen um acht Uhr. Essen um neun. Die beiden wurden heute angewiesen, mit einem Sozialarbeiter ein Gespräch zu führen, in dem es darum ging, wie es hier ablaufen würde und wie es für ihre Zukunft stehen würde. Voller Optimismus ging Luan in den kleinen Raum. Das Mädchen hinter ihm versprürte jedoch den Drang, sich zu verstecken oder unsichtbar zu machen. Ihr behagte das Ganze nicht. Eine pummelige Frau mit gefärbten dunkelroten Haaren trat ein. Mit sich trug sie einen großen Ordner. Auf ihrem Gesicht machte sich ein Lächeln breit, was keineswegs echt war. Gemeinsam besprachen sie, wann sie zur Schule gehen sollen. Marigona hatte einen enormen Vorteil und durfte schon in eine normale Schule gehen. Bei Luan hingegen würden sie erst seine Sprachkenntnisse aufbessern, was nicht schwer war. Sie teilten den Beiden mit, dass sie erst eine Weile hier bleiben würden und wenn sie jemanden hatten, der sie aufnehmen könnte, dann würden sie noch eher hier rauskommen. Der Jugendliche teilte der Sozialarbeiterin mit, dass er schon jemanden hier hatte, der Beide aufnehmen würde und nur noch Kontakt aufgenommen werden musste. Nachdem alles abgesprochen wurde, wurden beide hinausgeschickt.

Ein Mann mit kurzgestutzen dunklen Haare, welche von grauen Strähnen geziert wurden und grünen Augen stand geschätzte acht Meter weiter weg. Die Augen des jungen Mannes, der aus dem Zimmer heraus kam, weiteten sich. "B-babi?", seine stimme bebte. Kurz nickte der Mann vor ihm "Mein Sohn", sagte er mit verheulter Stimme. Die acht Meter Entfernung wurden in Kürze überbrückt. Beide schlossen sich in die Arme. Luan schluchzte unaufhörlich. Sein einst geglaubter toter Vater stand nun wahrhaftig vor ihm. Ans Loslassen wurde gar nicht erst gedacht. Der Vater drückte seinen Sohn an sich. Er wurde in die Zeit zurück katapultiert, in der er noch ein kleiner Junge war.
Wo alles noch wunderschön war.
Wo alles noch friedlich war.
Wo der der Krieg noch nicht alles aus den Fugen gerissen hatte.

Auch der 16-jährigen Marigona kamen die Tränen. Minuten vergingen und langsam lösten sich die beiden Männer voneinander. "Komm her, Kleine", sprach der Vater von Luan. Zögerlich schritt sie zu den beiden. Auch sie wurde herzlich umarmt.

"Ich dachte, du wärest tot." Luan hatte sich miterweile beruhigt. Für ihn fühlte es sich immer noch an, als wäre es ein Traum. "Setzt euch, ich erkläre euch, wie es abgelaufen ist." Rasch holte Luan mehrere Stühle und stellte sie an den Tisch. Nun begann er, zu erzählen:"Es war vor Monaten. Wir waren an der Front. Überall war das ohrenbetäubende Geräusch von Bomben, zu hören. Meine Männer und ich waren verwundet und die Einzigen, die noch auf dem Feld waren. Sie waren ohne uns gegangen. Meine Uniform war blutgetränkt. Es war eklig und dieses Gefühl, dass überall Blut an mir klebte, konnte ich nicht ertragen. Ich nahm die Uniform eines anderen leblosen Soldaten und lief umher. Alles war in Schutt und Asche bombadiert. Warscheinlich habe ich mich im Kreis gedreht, denn ich hatte nicht hinausgefunden. Dass ich dehydrierte und vollkommen traumatisiert von den Bildern, die ich Gesehen hatte, war, führte dazu, dass ich ohnmächtig wurde. Irgendjemand hatte mich gefunden und ich wurde zurück ins Lager gebracht. Dadurch, dass ich die Uniform des Anderen anhatte und der Name darauf verzeichnet war, dachten sie, ich sei ein anderer Soldat. Mehrere Tage war ich bewusstlos. Als ich aufwachte, da fehlte mir ein Stück von meinem Bein. Es wurde durch die Bomben abgefetzt. Sie nannten mich die gesamte Zeit über beim falschen Namen und sobald ich ihnen sagte, ich hieße Valon, da behaupteten sie, ich wäre traumatisiert und glaube, ich wäre jemand anders. Es wäre anscheind normal, dass ich so dachte. Was für ein Scheiß, nicht wahr? Jedenfalls gab es mehrere Schwierigkeiten, bis meine wahre Identität geglaubt wurde. Der Brief nach Hause, der beinhaltete, dass ich tot war, wurde schon längst abgeschickt. Und sobald man sich an eine Kontaktaufnahme wagte, wollte ich zu dir, Luan, da hieß es, du seiest nicht da und die Stadt sei zertrümmert worden. Wir beide dachten, der jeweils andere wäre tot. Ich konnte nur hoffen, dass du überlebt hast und meinen Ratschlag, nach Amerika zu gehen, beherzigst. Ich habe auch dafür gesorgt, dass sobald dein Name irgendwo registriert wird, man mich kontaktiert."

Alles ergab Sinn. Nach seiner Erzählung, sprachen sie weiter miteinander. Erzählten davon, was sie erlebt hatten, bis ein grausames Beben alle schockierte und ein Knall die Menschen erschütterte.

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Man merkt echt das ich dieses Buch einfach beenden möchte am schreibstill.

Was haltet ihr von dem Kliffhanger. Oder von den erzählungen von Valon?
Ich wollte es nicht so genau beschreiben da er das ja erzählt und kaum jemand erzählt detaliert, sondern nur ausschlaggebend

Naja ihr hab sicherlich keine lust dieses gelaber zu hören

Sobald ihr was zu meckern habt lasst es mich wissen

Have a nice day

Katty

»Way Through Silence«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt