Der Mann vor dem Container nahm von jedem einzelnden einen gewissen Geldbetrag an sich. Billig war es jedenfalls nicht. Nun waren die beiden Teenager an der Reihe. Sobald sie den Container betraten, kam ihnen der verwesene Gestank entgegen. Menschen wurden auf engstem Raum transportiert. Was erwartete man denn, wenn man illegal in ein Land einreiste? Es war schlimmer als im Lastwagen zuvor. Im Container wurde es stockdunkel. Jemand holte eine Lampe hervor und der Raum wurde schwach beleuchtet. Luan und Marigona waren dicht aneinandergedrückt. Erstens, da es relativ eng war und zweitens, da sie vor Kälte zitterten. Das Schiff setzte sich in Bewegung und ein leichter Ruck ließ die Menschen an die wand rutschen.
Stunden vergingen und kaum einer sprach. Luft war wertvoll, man wollte, sie nicht verschwenden. Die zwei Teenager spendeten sich gegenseitig Trost.
Die Stimmung war erdrückend, sogar fast greifbar. Margona nahm vorsichtig, etwas zu essen in ihrer Tasche zur Hand. Dabei wurde sie von fast jedem beobachtet. Kleine Kinder schauten gierig dabei zu, wie sie ihr Essen aus der Tüte hervorholte. "Kommt, ich geb euch was ab", sprach sie. Obwohl es relativ leise war, hörte man sie bis ans Ende des Containers. Manche Kinder sahen fragend zu ihren Eltern, die nur stumm nickten. Luan fand es bewundernswert, wie selbstlos die Eltern waren und nichts von dem Brot für sich beanspruchen wollten, sondern es den Kindern überließen. Die Frage, ob es seine Eltern auch tun würden, wenn sie hier wären, spuckte in seinem Kopf herum. Und er kam zu dem Entschluss, dass sie es genauso machen würden. Eltern stellten immer das Wohl ihrer kinder vor ihr eigenes. Und genau so wollte er es auch bei seinen eigenen Kindern machen, falls er jemals welche haben würde. Einige Kinder kamen angerannt. Die anderen hingegen liefen eingeschüchtert zu den beiden. Jedem Kind reichte sie jeweils zwei bissen. Bei 15 Kindern war es schon ein ganzes Leib Brot. Gierig aßen die Kinder das geschenkte Brot. Alle bedankten sich bei den beiden. Ein stolzes Lächeln schmückte Marigonas Gesicht. Sie hatte was Gutes getan und das erfüllte sie mit einem Hauch von Freude. Ein etwas älterer Mann rief die Kinder zu sich. Sein ergrauter dreckiger Bart ging fast zur brust. Wie lang er wohl schon auf der Flucht war? Er räusperte sich kurz und begann, zu erzählen. Seine Stimme war kratzig. Während er Grimmsmärchen erzählte, hustete er immer wieder. Die Kinder hörten gespannt zu, ebenso wie die Erwachsenen. Für eine kurze Zeit waren sie abgelenkt von all den Problemen und in einer Welt, in der es Hexen, Prinzen und Prinzessinnen gab. Elfen und Zauberer waren, nicht zu vergessen. Marigona jedoch kannte die Originalversion der Märchen. Die Düstere. Sie hoffte, dass sie auch ein Happyend haben würde, wie in den Märchen, die erzählt wurden. Doch irgendwas nahm ihr diese Vorstellung und vor ihren Augen sah sie ein gausamens Bild. Ihre Leiche lag auf einem Haufen. Der Haufen bestand aus leblosen Körpern, die in Brand gesteckt worden sind. Schnell schüttelte sie sich die Gedanken aus dem Kopf. Sowas würde ihr keineswegs nützen, sondern nur noch mehr verunsichern. Zuversicht war, was half. Und diese Zuversicht wies Luan auf. Denn er war fest davon überzeugt, das Ganze zu schaffen.Tage vergingen. Wie lang sie schon hier saßen, war keinem so richtig bewusst. Viele erzählten ihre Lebensgeschichten, sobald die kinder schliefen. Jede Stunde mehr roch es nach Urin und Verwesung. Hin und wieder schwiegen einfach alle. Niemand traute sich, was zu sagen. Man hätte eine Stecknadeln fallen hören können. Immer mehr und mehr begangen sich die Menschen, voneinander abzuneigen. Streit wäre eigentlich vorprogrammiert, jedoch waren die Menschen so kraftlos, dass sie es erst garnicht meckerten, wenn ihnen was nicht passte.
Der Container wurde mit einem Kran hochgehoben. Schreie ertönten aus dem Inneren und alle wurde wahllos durchgeschüttelt. Arbeiter von Außen bemerkten dies und verständigten die Polizei sofort. Der Container, samt Passagiere, wurde hinuntergelassen. Sobald die Türen geöffnet worden sind, wurde jeder einzelnde Schritt für Schritt hinausgeführt. Kinder schmiegten sich verängstigt an ihre Mütter. Keiner wusste, was ihnen bevorstehen würde, außer der Jugendliche, Luan. Ganz leise, während des Aufstehens, wandte er seinen Kopf an seine Begleiterin:"Wir müssen abhauen, sonst schicken die uns zurück." Seine Stimme war ein Hauchen. Sie nickte leicht und lief voraus. Keiner Traute sich, aufzusehen, alle widmeten sich dem Boden. Die frische Luft sogen sie ein, denn die Luft war stickig im Container. Das grelle Sonnenlicht ließ sie einen Moment lang erblinden. Sie sahen nichts außer weiß. Die Sicht wurde immer klarer und nun war bewusst, was für die beiden zu tun war. Sobald die Polizisten damit beschäftigt waren, irgendwelche Fragen zu stellen, griff Luan nach Marigonas Hand. Flink rannten sie davon, rannten um ihr schreckliches Leben.
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Hey. Mal wieder ein Update.
Hoffe es gefällt euch :)Was haltet ihr von der ganzen Situation?
Habt ihr irgendeine Stellungnahme, beziehungsweise Kritikpunkte, dann lasst es mich wissen.Seit ihr auch der Meinung, dass dieses Buch einen neuen Anstrich braucht? Ein neues Cover sozusagen?
Schönen Abend euch noch
Katty
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»Way Through Silence«
General Fiction"Ich hasse diese verdammte Stille. Sie bringt mich um den Verstand, verstehst du? Sie macht mich ganz wahnsinnig. Ich kann nicht klar denken." "Aber ich rede doch? Oder willst du hier den Poeten spielen?" "Ach du heilige, mit wem habe ich es denn hi...