Kapitel 10 ∞ Daydreams

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Der Morgen verlief ruhig. Nachdem sie alle gemeinsam frühstückten und die kurzen Momente von annähernder Normalität genossen, wurde ausgiebig geduscht. Der Dreck floss ab und sowohl Marigona als auch Luan fühlten sich wie neue Menschen.

Im Moment saßen beide schweigend nebeneinander. Marigona tippte immer wieder mit den Füßen auf den Boden in einen ungleichmäßigen Rhythmus. Still sitzen konnte sie nie.
Der Junge unterbrach das schweigen:"Ich werde weiterziehen. Ich will nicht hier bleiben." Er musterte sie von der seite. Marigona dachte nach. Gründlich sogar. "Ich komm mit",sagte sie voller Entschlossenheit. Ungläubig schaute Luan sie an. Es wäre wie, als hätte man ihm gesagt, dass Steine federleicht wären. "Ich bin hier nicht sicher, verstehst du? Nichts hält mich hier. Einfach weg gehen. Das ist es, was ich will. Mich endlich halbwegs sicher fühlen." Ihre Stimme brach kurz ab. Mitfühlend legte er den Arm um sie. "Hey, alles okay. Ich gehe nach Amerika und nehme dich jetzt einfach mit. Ein Leben mehr, das ich rette." Still nickte sie nur und warf sich auf die Matratze zurück. "Irgendwie schade, das hier zurückzulassen. Obwohl wir eine Wahl haben,  entscheiden wir uns dagegen." Luan erhob sich. "Mach dir darum keine Gedanken. Am besten würde ich an deiner Stelle versuchen, Tamara dein Vorhaben zu erzählen und dann ein paar Sachen zu packen. Einkaufen müssen wir auch." Er streckte ihr die Hand aus, damit sie aufstehen konnte.

Marigona hatte Tamara alles erzählt. Sowohl, wo sie hin wollte, als auch, was ihre Motive zu dieser Handlung waren. Die Frau reagierte zum Erstaunen des gräuäugigen Mädchen sehr verständisvoll bei ihrem Vorhaben. Tamara brachte immer mehr und mehr Wunder mit sich.
Luan hatte in der Zwischenzeit alles gepackt und war nun dabei,  mit Aila, der älteren Tochter, und Marigona in einen kleinen Laden zu gehen, der dem Bruder von Tamara gehörte. Sowohl Luan als auch Marigona konnten sich nicht an den Anblick der einst schönen Stadt gewöhnen, weshalb beide Blicke zu Boden gingen. Im Laden packten sie zügig alles in einen Korb und bezahlten. Je länger man draußen blieb, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, zu sterben.
Es gab Menschen, die alles tun würden, um zu überleben, andere hingegen blieben in ihrem Land und hofften, dass es wieder so wurde, wie zuvor und manche, die hatten die Lage schon längst begriffen und blieben, aber lebten als sei nichts, doch Menschen dieser Art gab es wenige.

Man sah hin und wieder einige Leute rumlaufen. Hurtig liefen sie wieder in ihre Stadtviertel. Gekreische und quälende Laute waren zu hören. Luan zog beide Damen weg und rannte in eine Gasse. "Versteckt euch!", befahl er ihnen. Sie stiegen alle in einen Müllcontainer. Durch einen kleinen Schlitz sah man schwarz maskierte Menschen mit großen Gewähren vorbeilaufen. Sobald das Trampeln verklungen war, stiegen sie mühsam aus dem Container.

Sowohl dem dunkelhaarigen jungen, als auch der 16-jährigin war klar, was passiert war. Die Eingangstür von Ailas Familie war eingetretten. Die Hand der 20-jährigin zitterte stark. Ihr war bewusst, was los war, dennoch wollte sie es nicht wahr haben. In der Wohnung waren überall Blutlachen. Leichen lagen auf dem Boden, welche Schrammen und Blutergüsse aufwiesen. Die Personen lagen reglos da. Sofort packte Marigona Aila und zog die Junge Dame hinaus. Tränen strömten über das gebräunte Gesicht von Aila. Wortlos wurde sie in den Arm genommen. Luan hatte währenddessen ein paar Sachen gepackt und das restliche Geld der Familie entnommen.

Er stürmte hinaus und sah in die grauen Augen des Mädchens vor ihm. Beide spiegelten sich wieder, denn beide hatten pure Angst in solch einem Moment. Marigona hatte während Ailas schlimmen Zustand immer wieder etwas zugeflüstert. "Aila, sei mir nicht böse, aber wir müssen weiter. Hier ist es auf keinen Fall sicher." Die junge Dame war nicht in der Lage, zu sprechen. Marigona zog sie sozusagen Wort wörtlich mit. Sie wollte nicht, dass allen anderen noch etwas zustößt. Luan folgte den beiden einfach. Aprupt hörten sie auf, zu laufen. Ein kleines Kind lief weinend umher. Ohne zu zögern, rannte Luan auf das Kind zu, hob es hoch und lief weiter. Immer wieder rief das Kleinkind nach seinen Eltern und strampelte in Luans Armen.  Instinktiv nahm das Mädchen mit der blassen Haut Luan das Kind aus der Hand und wiegte es in den Schlaf. Das kleine Kind schlief ruhig und wurde in eine Welt katapultiert, jenseits von Terror und Krieg.

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Es ist echt schade wie wenige das noch lesen. In gewisser weise auch meine Schuld dennoch geht es hier weiter

Nun steht fest das es eine Kurzgeschichte wird

Lasst mir Rezension da. Oder hauptsache etwas. Ich freu mich bei jedem read und jedem Kommentar. Sagt eure Meinung dazu (abgesehen von meiner grausamen Rechtschreibung)

Katty

»Way Through Silence«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt