Kapitel 6 ∞ Gelbes Taxi

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Schweißgebadet wachte Luan auf. Seine Brust hob und senkte sich unkontrolliert. Er japste nach Luft. Das Erste, was er in solchen Situationen machte, war, seine Gedanken zu sortieren. Erst nach einer Weile, bemerkte er, dass er beobachtet wurde. Der leere Blick von dem Mädchen mit den stahlgrauen Augen umhüllte seinen Körper die Gänsehaut.

"Du bist mit der Wache dran." Ihre Stimme war genau so kalt wie die Brise, die wehte. Ungeduldigt wartete sie, bis der noch verstörte Junge aus dem Schlafsack kroch. Mühsam rappelt er sich auf. Dabei verklemmte sich der Stoff vom Hosenbein an dem Reißverschluss, sodass er es mitschliff.

Gereizt nahm sie sich den Schlafsack und ließ ihn mit seiner kleinen Lappalie. Die Hände legte sie unter ihren Kopf und versuchte vergeblichst, eine Runde zu schlafen. Luan stand einfach da, völlig aufgelöst und konnte keinen einzigen klaren Gedanken fassen.

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Mittlerweile waren beide kurz davor, in einer anderen Stadt einzutreffen. Ihre Füße fühlten sich schwer wie Blei an. Eine Hülle von Schmerz umrang sie. Es war keine Leichtigkeit, die Sachen zu tragen, doch bald würden sie erlöst werden.

Vor ihnen stand ein etwas abgekratztes und ausgerostetes Schild mit dem Namen der Stadt. Jubelschrei. Das war es, was Marigona tat. Sie ließ einen Jubelschrei von sich. Nun fühlte sich der Schmerz nicht mehr so schlimm an, denn die Erleichterung übermannte sie. Laufen müsste sie auch nicht mehr lang, denn der monatliche ungünstige Besuch von Frau Erdbeere erschwerte ihr das ganze.

Luan quittierte das ganze nur mit einem Kopfschütteln und widmete sich wieder der Straße.

Bald würde die Erlösung da sein. Ein gelbes Taxi. Im Zentrum der Stadt waren wenig Menschen. Die meisten waren von der Furcht des Todes so verängstigt, dass sie sich wie kleine Mäuse in ihren Löchern verkrochen.

Luan ließ sich müde seufzend auf einer Bank nieder. Neben ihm setzte sich das Mädchen mit den brünnetten Haarschopf. Ihren Kopf ließ sie auf seiner Schulter ab. "Wann denkst du, kommt ein Taxi vorbei?", hackte sie nach.

"Das Taxi kommt nicht zu uns, wir müssen zum Taxi",sprach er belegt. Er hatte alles durchgeplant. Wie sonst auch.

Die Verschnaufpause tat beiden gut. Mehr als das. Ihre ausgelaugten und schwerfühlenden Muskeln wurden für eine Weile nicht eingesetzt. Doch nun machte sich der Schmerz noch mehr bemerkbar.

"Los wir laufen jetzt weiter. Wir können uns keinen Luxus wie 'ne lange Pause leisten!" Mit Motivation versuchte er, die sehr gereizte Marigona zum Aufstehen aufzufordern. Diese hielt sich nur quälend den Bauch. Sichtlich verwirrt von ihrem Verhalten setzte er sich wieder. "Alles okay?" fragte er behutsam nach. "Ja, alles okay. Nur mein Bauch bringt mich noch um. Unterleibschmerzen", gab sie ihm zu wissen. Mit den Worten beendete sie das Gespräch, indem sie aufstand und weiterlief.

"Gona! Falsche Richtung", wies er sie auf ihren Fehler hin und lachte. Ein Murren kam ihrerseits und sie hielt Luan die Hand hin. Dankend nahm er sie an, bis sie sich auf den Weg in die Innenstadt machten. Den Schildern folgte der dunkelhaarige, um sich ja nicht zu verlaufen.

Beide eilten zum gelben Wagen, der auf der anderen Straßenseite stand. Marigona stieg ein, während Luan mit dem Taxifahrer redete. Ihren Rücken lehnte sie entspannt zurück. Ihre Augen sahen kein Licht, da sie geschlossen waren. Neben ihr machte es sich Luan gemütlich.

Ershöpft lehnte sie den kopf an ihn. "Ich vermisse sie", flüstert sie leise. Luan hörte dies, hatte jedoch nichts dazu zu sagen. Er blieb still und ging seiner Lieblingsbeschäftigung nach. Dem Denken.

Stunden vergingen und hin und wieder schliefen sie ein. Der bärtige Taxifaher drehte sich kurz nach hinten und sprach:"Ich muss kurz an einer Tankstelle halten. Ihr könnt raus, aber die sachen bleiben drinnen! Nicht, dass ihr mir noch abhaut."

Marigona drückte den Kopf von dem Jungen hoch, der an ihrem schoß eingeschlafen war. "Luan kannst du mir vielleicht etwas aus der Tasche holen?", fragte sie ihn ,ohne Rücksicht darauf zu nehmen, dass er noch just vor dem Moment ein Nickerchen gehalten hatte. Müde rieb er sich über die Augen und wühlte in ihrer Tasche. "Was genau denn?", harkte er nach. "Denk! Das tust du doch die ganze Zeit. Was braucht eine Frau, wenn sie Unterleibschmerzen hat?", giftete sie ihn an. Er nickte nur und wühlt weiter. Etwas schweres machte sich bemerkbar. Ein Handy?, dachte er sich. Um seiner Vermutung nachzugehen, zog er es hervor und bestaunte es. "Du hast ein Handy und rufst niemanden damit an?"

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So Leute Update nach ewigkeiten. Eigentlich wollte ich aufhören kann aber nicht ohne. Jedenfalls hoffe ich euch gefällt dieser Bullshit da oben. Danke an Selin die es auch verbessert hat.

Kritik und Verbesserung gerne erwünscht

»Way Through Silence«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt