∞ Epilog ∞

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∞ neun Jahre später ∞

Langsam schritt sie aus ihrer Wohnung. Seit Tagen kontrolierte sie den Briefkasten. Der Schlüssel in ihrer Hand klimperte verlockend. Sie schloss den Briefkasten und ein Briefumschlag war dabei, auf den boden zu fallen, den konnte sie aber noch schnell auffangen. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals. Einen kurzen Blick erhaschte sie auf den Absender. Das Lächeln, das sich auf ihre Lippen schlich, war voller Freude. Langsam schritt sie wieder in ihre Wohnung. Jede Minute zählte sie, bis ihr Mann von der Arbeit kam. Das Rascheln von Schlüsseln vernahm sie.
"Mummy, Papa ist da!" Ihr Sohn war außer sich vor Freude, wie jeden Tag. "Ganz ruhig, Shpetim." Sie hatten ihrem dreijährigen Jungen den Namen, Shpetim, gegeben. Die Rettung. Überschwänglich warf sich der Blondschopf in die Arme seines Vaters. Dieser ließ seinen Sohn wieder auf den Boden hinunter. Lächelnd ging er auf seine Frau zu. Er drückte ihr einen Kuss auf die Lippen und war ihr so nah, wie es ihr Babybauch noch erlaubte. "Ich hab den Brief. Wollen wir ihn öffnen?" Dabei hielt sie den Umschlag in die Höhe. Ihr Mann nickte kurz und schon riss sie den Brief auf. Ihre Augen huschten übers Blatt Papier und verschlangen jedes Wort. "Wir haben sie! Wir haben die amerikanische Staatsbürgerschaft." Das Grinsen in ihrem Gesicht schien, nicht mehr verschwinden zu wollen. Ihr Gegenüber musterte sie mit seinen bernsteinfarbenden Augen und konnte sein Glück kaum fassen. Es hatte lang gedauert, hierher zu reisen. Sobald sie den Schock von der damaligen Bombenübung des Militärs, was nebenan vom Flüchtlingslager lag, überwunden hatten, waren sie in der Nähe der kanadischen Grenze gezogen. Für Marigona musste noch ein Asylantrag angefordert werden, was aber das kleinste Problem war. Das größere Problem war, ob sie von der Gesellschaft akzeptiert wurden, was sie nach mehreren Jahren der Diskriminierung gemeistert hatten. Irgendwann hatte sich zwischen den Beiden mehr entwickelt. Sie waren nicht Feuer und Flamme oder ein leidenschaftliches Paar, sondern ein Team. Ein Team, das alles überstand, das sich blind verstand und nur einander traute.
"Das müssen wir feiern", rief er erfreut aus. "Yay, feiern! Gibt es Kuchen?", rief Shpetim. Den Grund verstand er nicht wirklich, dennoch freute er sich mit seinen Eltern. "Ja, Kleiner. Ruf mal deinen Opa an, wir gehen alle gemeinsam essen", sagte Luan. Der kleine Junge rannte zum Telefon. Durch den Krieg war die Technik für eine Weile stehen geblieben. Alles auf Null gestellt. Man hatte vor mehreren Jahren noch Bomben benutzt, die eine ganze Stadt lahmlegten mit elektrischen Impulsen. Es hatte Jahre gedauert, bis alles wieder aufgebaut wurde. Die Menschen standen aus der Asche auf und erwachten zum neuen Leben. Die Sichtweise der Bevölkerung hatte sich grundlegend verändert. Sie gaben sich gegenseitig Halt und hofften zusammen auf die Illusion des Friedens. Der Krieg tobte leider Gottes immer noch, jedoch wurden alle Zivilisten in Sicherheit gebracht. Viele Flüchtlinge hatten ihre Heimat verloren, ihre Familie, den Lebenswillen, aber eine Sache hatten sie gewonnen. Stärke. Der Krieg hatte auch gute Seiten. Vielen wurden die Augen geöffnet, man lernte, Hilfe anzubieten und anzunehmen und man lernte, die Menschen zu schätzen die man noch hatte.

Nachdem alle dick angezogen waren und Luans Vater, Valon, vorbeikam, machten sie sich auf den Weg. Es herrschten kühle Temperaturen draußen. In ein Restaurant, das drei Straßen weiter lag, begaben sie sich und setzten sich an einem Tisch. Nachdem bestellt wurde, wurde wild drauf losgeplappert. Die Freude von allen erfüllte den ganzen Raum. Der kleine Shpetim amüsierte sich sehr mit dem kleinen Mädchen am Nachbartisch. Seine Eltern hingegen redeten mit Valon. Hin und wieder sprachen sie über Politik, dann wieder über die Vergangenheit. Aus Neugierde fragte der ehemalige Soldat:"Welchen Namen wollt ihr eigentlich eurer Tochter geben?"

Beide hatten sich da schon abgesprochen und Marigona antwortete, während sie sich über ihren Bauch strich:"Shpresa. Die Hoffnung. Weißt du, die große Rettung war gleichzeitig auch die Hoffnung. Deshalb Shpetim und Shpresa." Verständnisvoll nickte der Mann gegenüber von ihr. Ihr Ehemann fügte noch hinzu:"Ihr zweiter Name wird Aila. Wir haben dir doch schon mal von einem Kleinkind und einer jungen Frau erzählt, die uns begleitet haben. Zu Ehren der Beiden heißt Shpetim mit zweiten Namen Elya und bei der Kleinen hier wollen wir Aila nehmen." Ein schwaches Lächeln schmückte sein Gesicht. Diese Menschen würde er nie vergessen, obwohl er sie nicht wirklich kannte.

Eng umschlungen gingen die Beiden mit ihrem Sohn im Arm, der vor sich hin schlief, nach Hause. Schneeflocken bahnten sich den Weg auf den Boden und nichts hätte diesen friedlichen Moment stören können. Sie hatten gelernt, das Leben zu schätzen. Klar wurde es schwer in manchen Augenblicken. Es gab Tage, da waren sie alle glücklich. Dann gab es Tage wo Marigona ihren Verstand verlor und wie eine Geisteskranke handelte. Doch in solchen Momenten war Luan da und wurde zum Fels in der Brandung. Hin und wieder, da übermannte auch Luan die Trauer, jedoch konnte er sich freuen, dass seine Frau ihm zur Seite stand.
Luan und Marigona, ein Team, das auch den gewaltsamen Krieg durchsteht.
Luan und Marigona, das Team, das sich auch von der Gesellschaft nicht unterkriegen lässt.
Luan und Marigona, das Team, das es geschafft hattte, ein neues Leben aufzubauen.

Und das war die Geschichte von dem Team, Marigona und Luan.

E N D E

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So Das Ende ist endlich da und es ist als wäre eine Last von meiner Schulter gefallen.

Das Marigona Psychische Störungen haben wird war von vorne rein klar.

Dieses mal war ich nicht so grausam und hab den beiden ein einigermaßen Happy End gegeben.
Lasst mich wissen fals euch was nicht gefällt oder wenn euch was gefällt dann spruckt es aus

Have a nice day

Katty

»Way Through Silence«Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt