02 Der Friedhof

774 42 5
                                    

Ich würde mich echt über Feedback freuen! :-)

Viel Spaß mit dem zweiten Teil! :-) 

Liza kam nach wenigen Minuten wieder zu sich und kniff ein paar Mal ihre Augen wieder zusammen, da sie sich an die Helligkeit gewöhnen musste.

"Liz! Was machst du für Sachen?", fragte Caro Liza. "I- ich weiß nicht. Es war wegen meinen Eltern." - "Heute ist deren Todestag, oder?", fragte sie. Liza nickte leicht und wollte sich wieder aufrichten, aber ihr fiel auf, dass sie immer noch in ihrem Zimmer auf dem Boden lag. Liza's Kopf lag immer noch auf Caros Schoss und um ihrer Wunde wickelte Caro vorsichtig ein Verband um.

Selena war auch gerade ins Zimmer gekommen und war total geschockt.

"Süße! Was hast du gemacht? Ist die Wunde sehr tief?", fragte sie Caro. "Die Wunde ist nicht tief. Sie hatte wahrscheinlich einen psychischen Zusammenbruch gehabt", erklärte Caro ihr.

Danke Caro! - Hab wirklich keine Lust, davon zu erzählen.

Liza richtete sich langsam wieder auf und setzte sich auf ihr Bett.

"Ich möchte gerne zu meinen Eltern ans Grab", gab sie ausgelaugt von sich.

Seit deren Tod war Liza nicht einmal bei ihnen. Sie konnte es bisher nicht, da sie sich immer noch die Schuld an allem gab.

"Ich begleite dich, wenn das okay für dich ist", sagte Caro und bekam von Liza nur ein leichtes Nicken. Caro gab Liza ihren Rucksack und gemeinsam gingen die aus dem Zimmer.

"Darf ich mitkommen?", fragte Selena. Liza jedoch wollte ungerne, dass sie mitkam, da sie Selena nicht so viel mit in ihr Familiendrama reinziehen wollte. Auch wenn Freunde dafür da waren, aber Liza ging lieber mit Caro zum Grab, also schüttelte Liza leicht dem Kopf und ging mit Caro nach draußen.

Auf dem Weg dorthin schwiegen beide und ehrlich gesagt hatte Liza auch nicht viel Lust zu reden. Sie wollte einfach eine Weile beim Grab ihrer Eltern sitzen und nachdenken. Nachdenken über die Zeit mit ihren Eltern. Über die positiven Dinge, die die drei gemeinsam verbracht haben. Über deren seltenen, aber schönen, Abende und über Liza's Kindheit.

Liza's Eltern führten ein erfolgreiches Hotel. Ein Fünf-Sterne-Hotel hier in Hamburg.

Sie hatten es Liz vererbt, jedoch war sie noch nicht bereit dazu, es zu leiten, weil sie noch nicht volljährig war. Bis sie das Hotel übernehmen konnte, wurde es von ihrer Tante Lee geführt. Sie versprach Liz vor einem Jahr, es ordentlich zu leiten und es ihr zu übergeben, sobald Liz ihren Abschluss in der Tasche hatte. Wenn sie es übernahm, dann würde sie von ihrer Tante unterstützt werden. Sie würde ihr alles gut zeigen und beibringen, da sie in der Branche kaum Erfahrungen hatte. Sie war sich sicher, dass Liz es schaffen würde, aber Liz wollte erstmal ihren Abschluss auf dem Gymnasium machen und dann würde sie das Hotel übernehmen. Das schuldete sie ihren Eltern. Sie schuldete es ihnen, deren Werk und deren Leben weiterzuführen. Und ja, sie wollte es sogar. In die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten und zu wissen, dass sie stolz auf ihrer Tochter sein würden. Trotz ihrer Schwierigkeiten, die die drei jedes Mal miteinander hatten. Trotz dessen, dass die kaum Zeit für ihre Tochter hatten und sie ein Leben lang immer ein Kindermädchen hatte. Aber Liz musste endlich erwachsen werden und Verantwortung übernehmen. Sie war sich sicher, sie würde es schaffen.

"Wo ist das Grab?", holte Caro Liza aus ihren Gedanken. "Komm mit, ich weiß wo es ist", sagte Liz und nahm Caros Hand, als eine kleine Stütze für sich. Caro zuckte kurz zusammen und Liz spürte ihren fragenden Blick auf sich ruhen, doch dann ließ Caro es zu und lief neben Liz her.

Als sie ankamen, lehnte Liz ihren Kopf an Caros Schulter. Sie standen nebeneinander und hielten immer noch Händchen. Liz fühlte sich bei Caro wohl und geborgen. Sie fühlte sich verstanden und wahrgenommen.

"Ich lass dich mal kurz alleine. Wenn ich wiederkommen soll, dann ruf nach mir", sagte Caro nach einigen Minuten, ließ sanft Liza's Hand los und ging.

Liza guckte auf den weißen Grabstein ihrer Eltern, auf denen in schwarz die Namen eingemeißelt waren.

'Falk Adney, geboren am 14.05.1966, gestorben am 14.07.2015.

Sandra Adney, geborene Randall, geboren am 10.02.1967, gestorben am 14.07.2015.', las sie in Gedanken.

Augenblicklich spürte Liza die Tränen in die Augen schießen und fiel kraftlos auf die Knie. Ihre Arme und Hände ruhten auf ihren Oberschenkeln und sofort ließ sie den Tränen freien Lauf, den verschleierten Blick starr auf den Grabstein gerichtet.

"Ach man. Was habe ich nur getan? Ich wollte das alles nicht, wisst ihr. Ich wollte euch nicht schwierig werden und euch auch keine Vorwürfe machen. Es tut mir alles so Leid! Ihr fehlt mir und es tut mir Leid, dass ich heute das erste Mal zu euch komme. Ich konnte es nicht früher. Ich konnte nicht sehen, dass ihr nicht mehr da seid. Ich vermisse euch so sehr und ich vermisse die Gespräche mit euch, euer Lachen und euer Duft. Ich vermisse euch, mein Zuhause und ich will am liebsten alles wieder rückgängig machen!

Nur leider kann ich das nicht. Ich will wieder bei euch sein. Eure Liebe und Wärme spüren. Ich weiß, dass ihr mich geliebt habt und liebt, auch wenn ihr das nie wirklich gezeigt hattet. Ich liebe euch. Mein Halt habe ich verloren. Ich habe euch verloren und ich bin Schuld daran...", redete Liz leise und merkte erst jetzt, dass sie fürchterlich am weinen war. Sie bedeckte ihr Gesicht mit beiden Händen und schluchzte laut. Sie weinte mehr, als sie das eigentlich wollte. Als würden ihre Eltern Liz ein Zeichen geben wollen, dass sie sie verstanden hatten, wurde der Himmel grau und es fing stark an zu regnen.

Liz blieb trotzdem auf dem Sand sitzen, denn ihr war der Regen egal. Sie hob ihren Kopf und schaute nach oben. Sofort musste sie leicht lächeln und erblickte dann Caro, die neben Liz stand. Beide waren von dem Regen klatschnass und Caro hielt Liz ihre Hand hin. Liza nahm sie dankend an und wurde sofort von Caro hochgezogen.

Sie nahm Liza sanft in die Arme und schnell vergrub sie ihr Gesicht in Caro's Halsbeuge. Bei ihr fühlte Liz sich einfach wohl und sie glaubte, ihr ging es genauso.

Es war komisch, denn zum ersten Mal nach langer Zeit fühlte sie sich willkommen. Ja, sie fühlte sich bei ihrer Bezugsbetreuerin wohl und willkommen.

"Komm, lass uns gehen", flüsterte Caro Liz zu und löste sich sanft von ihr.

"Danke Caro", bedankte sich Liz bei ihr und nahm wieder Caros Hand, was sie zum zweiten Mal zuließ.

Am Tor angekommen, hörte es plötzlich auf zu regnen und der Himmel wurde wieder klarer. Wieder musste Liz lächeln und glaubte, dass es ein Zeichen ihrer Eltern war.

Nass aber auch irgendwie befreit kamen beide schließlich wieder zu Hause an und sofort führte Liza's Weg ins Zimmer. Caro hatte heute Nachtschicht, also würde Liz vor dem Schlafengehen noch einmal zu ihr ins Büro gehen und sich bedanken.

Liza zog sich ihre Schlafsachen schnell an und ging anschließend mit ihrem Waschzeug ins Badezimmer. Sie putzte sich in Ruhe die Zähne, schminkte sich ab und betrachtete sich noch einmal im Spiegel. Ihre langen, schwarzen Haare fielen ihr über die Schultern und reichten ihr bis knapp unter die Brust und ihre braunen Augen waren gefüllt von Befreiung.

"Hey. Wie geht es dir jetzt, Liz?", fragte ihre Bezugsbetreuerin als Liz sich ins Büro setzte. "Etwas besser als heute Vormittag. Du, ich wollte mich nochmal bei dir dafür bedanken, dass du mitgekommen bist und mich zum Grab meiner Eltern begleitet hast. Du warst mir eine große Stütze", gab sie leise von sich. Caro aber stand auf, schloss die Bürotür und setzte sich neben Liz. Sie legte eine Hand auf Liza's Oberschenkel und streichelte leicht mit dem Daumen darüber.

"Hey, ist doch kein Problem. Ich weiß wie es ist, wenn man einen geliebten Menschen verliert und ich kann deinen Schmerz sehr gut nachvollziehen", sagte sie, "Meine Mutter ist vor fünf Jahren verstorben. Sie hatte Krebs und sie hatte es leider nicht bekämpfen können." - "Aber das Leben muss weitergehen, Caro.", Caro nickte und die beiden unterhielten sich noch ein wenig.

Nach dem Gespräch war Liz sehr befreit und ihr fiel auf, dass sie schon viel früher mit ihr hätte reden sollen. Caro zeigte einfach so viel Verständnis und hatte Liza nach dem heutigen Tag sehr gestärkt.

Liza lag im Bett und hatte ihre Musik leise laufen. Der Sleep - Timer der Musikanlage war gestellt, also deckte Liz sich zu und fiel nach wenigen Minuten in einen unruhigen Schlaf...

I want your arms around me!(abgebrochen!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt