41 Ängste

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Die Sonne strahlte in das Schlafzimmer und holte Miranda sanft aus dem Schlaf. Sie rieb sich die Augen und streckte sich einmal, bevor sie einen Blick auf Liz warf, die dick unter der Decke eingekuschelt noch im Tiefschlaf war. "Guten Morgen, Baby.", flüsterte Miranda trotzdem und setzte sich dann vorsichtig auf.

Miranda strich einmal sanft über Liz' schwarzes Haar und gab ihr dann einen Kuss auf die Stirn, bevor sie vom Bett aufstand und sich ihren schwarzen Morgenmantel überwarf. Sie blickte noch einmal kurz zu Liz, um sicherzugehen, dass sie auch wirklich schlief und ging anschließend leise aus dem Zimmer.

Auf dem Weg in die Küche lächelte sie bei dem Gedanken daran, heute gemeinsam mit Liz ihre Tochter zu holen. Sie hatte ihre Kleine sehr vermisst und freute sich schon darauf sie wieder bei sich zu haben. Wie Zoey wohl auf Liz reagieren würde? So wie Liz sich in den letzten Wochen körperlich veränderte, würde es Zoey locker auffallen, dass irgendwas nicht stimmte.

Miranda schüttelte den Kopf, um aus ihren Gedanken zu erwachen und machte sich einen Kaffee. Ihr nächster Griff ging zu ihrem Handy, dass auf dem Küchentisch lag und sie sah, dass letzte Nacht zwei Nachrichten von Klara eingegangen waren. Hastig, aus Sorge zu ihrer Tochter, dass etwas Schlimmes passiert sein musste, öffnete sie diese und atmete dann aber erleichtert auf.

>Wann möchtest du Zoey heute abholen?<, war ihre erste Nachricht.

>Sie freut sich schon so auf euch! Sorry, aber ich konnte einfach nicht meine Klappe halten...<, war die Zweite. Miranda lachte bei der letzten Nachricht auf. Sie kannte Klara ganz gut und ahnte schon, dass sie Zoey was sagen würde.

Da es erst mittags zwölf Uhr war, müsste Klara schon wach sein und Miranda beschloss sie anzurufen.

"Hey Miranda! Wie gehts dir?", kam es aus dem anderen Ende der Leitung. "Hey, gut eigentlich und selbst?", war Miranda's Antwort.

"Mir auch! Deine Tochter sitzt schon fertig angezogen hier und hat auch schon gut gegessen.", freute sich Klara und Miranda setzt sich mit dem Kaffee an den Küchentisch. "Ich würde vorschlagen, dass wir so in ca zwei Stunden bei dir wären, okay?", fragte Miranda und trank von ihrem Kaffee. "Geht klar. Dann packe ich schon mal ihre Sachen zusammen." - "Okay, dann bis später.", sagte Miranda und legte nach Klara's "Bis später." auf.

Sie zitterte, aus Angst und Kälte. Alles war schwarz um sie herum, ihre Augen waren verbunden und sie war unfähig sich zu bewegen. Ihre Hände und Füße waren am Metal vom Bett befestigt und sie wimmerte immer wieder leise auf, als er mit einem Gürtel auf sie einschlug. Ihr Mund war mit etwas gestopft, sodass sie keinen Mux von sich geben konnte und ihre Tränen rollten ihre Wangen herunter. Sie sollte jeden Schlag für sich in Gedanken mitzählen und jeder Schlag wurde von Mal zu Mal immer härter. - Wenn sie am Ende eine falsche Anzahl an Schlägen mitgezählt hatte, so wurde sie noch härter bestraft. Sie versuchte zu schreien, sich zu wehren, jedoch blieben ihre Schreie stumm.

"Sei still. Versuch es gar nicht erst!", wurde ihr gesagt. Der erste Schlag landete auf ihrem Bauch, der zweite Schlag auf ihrer Brust und der dritte Schlag, landete auf ihren Oberschenkeln. Jeder Weitere wurde schlimmer. Liz spürte nur noch Schmerzen, kniff ihre Augen zusammen und wimmerte immer wieder auf.

Sie biss die Zähne zusammen und zuckte immer wieder zusammen.

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis er endlich damit aufhörte. "Wie viele.", fragte er sie und schaute Liz wütend an, nachdem er ihr die Augen und den Mund befreite. "Neunundvierzig?", stotterte Liz ängstlich. "Falsch.", kam es noch von ihm, ehe er ihr ein Tuch auf den Mund drückte und sie langsam immer müder wurde.

Liz schreckte aus dem Schlaf hoch und setzte sich schnell auf. "Fuck.", fluchte sie leise vor sich hin und schaute neben sich, doch Miranda lag dort nicht mehr. Sie bekam eine leichte Panik und hob schnell ihre Sachen vom Fußboden auf, um sich die anzuziehen.
"Schatz?", rief sie, als sie oben im Flur stand. "Ich bin in der Küche! Komm runter, es gibt Frühstück!", kam ihre Antwort von unten. Liz setzte ein leichtes Lächeln auf, erleichtert darüber, dass Miranda sie nicht allein gelassen hatte und ging dann langsam die Treppen herunter.

Du Idiot! Warum sollte sich dich alleine lassen? Sie liebt dich!, rief ihre innere Stimme. "Außerdem ist es doch ihr Haus, warum sollte sie mich also hier alleine lassen?", antwortete sie leise. - Jetzt sei mal nicht so negativ, Liz!, antwortete ihre innere Stimme verärgert. Sie ging in die Küche und auf dem Küchentisch erwartete sie ein liebevoller gedeckter Tisch mit Pfannkuchen und heißem Kaffee. "Du bist ja süß!", freute sich Liz, als sie an ihrem Platz noch einen Zettel fand.

Du bist alles für mich und ich werde immer bei dir bleiben! WIR bleiben immer bei dir, mein Prinz. Ich liebe dich so sehr, meine Frau und ich will dich nie wieder verlieren, okay?
Love, M., las sie auf dem Zettel und sich wischte sich eine Träne weg. Sie hatte mit so einer Überraschung überhaupt nicht gerechnet und hoffte so sehr, dass sie wenigstens einen Pfannkuchen essen konnte, ohne dass es oben wieder herauskam. Sie wollte Miranda stolz machen. "Danke, mein Engel.", war alles, was Liz herausbringen konnte. Sie ging auf Miranda zu, küsste sie kurz, aber intensiv als Dankeschön und setzte sich dann auf ihren Platz. Miranda tat es ihr gleich und schaute Liz nachdenklich an. Liz begann vorsichtig damit einen Pfannkuchen zu essen und es dauerte, bis sie die Hälfte geschafft hatte und vorsichtig das Besteck auf den Teller legte. "Es ist sehr lecker, aber mehr schaffe ich nicht. Mir ist schlecht.", flüsterte Liz leise und schaute hoch zu Miranda. Miranda hatte ihre beiden Pfannkuchen gegessen und blickte Liz tief in die Augen. "Mein Engel. Entschuldige dich nicht. Ich bin selbst dann stolz, wenn du nur ein Apfel essen würdest. Egal wie viel du isst, es macht mich unglaublich glücklich, weil ich so sehe, dass du kämpfen willst.", Liz kniff die Augen zusammen, drückte ihre Tränen weg und trank einen Schluck ihres Kamillentees. "Ich habe übrigens schon mit Klara telefoniert, als du noch am schlafen warst. Wir können unsere Tochter in eineinhalb Stunden abholen.", erzählte Miranda freudig und sah für einen kurzen Moment auch Freude in Liz' Gesicht. "Endlich sehe ich die Kleine wieder.", kam es leise von Liz. "Wir machen uns aber gleich in aller Ruhe fertig und holen sie dann.", erwiderte Miranda und lächelte bei dem Gedanken daran, gleich ihre beiden Lieblingsmenschen bei sich zu haben.

Miranda saß mit Liz in ihrem schwarzen Audi, sie konzentrierte sich auf den Verkehr, während Liz immer nervöser wurde. Diese Angst, wie Zoey auf sie reagieren würde, wurde von Zeit zu Zeit immer größer und als Miranda merkte, dass mit Liz etwas nicht stimmte, legte sie ihre Hand auf Liz' Oberschenkel ab und strich beruhigend mit dem Daumen darüber. "Beruhig dich. Es wird alles gut gehen.", versuchte Miranda sie zu beruhigen, während im Hintergrund Musik lief. Liz spielte aufgeregt mal mit ihren Fingern und mal mit dem Ärmel ihrer Jacke. "Schatz. Wirklich. Ich kenne unsere Tochter.", versuchte Miranda es weiter. "Ich hoffe es.", erwiderte Liz leise und Miranda parkte an einem leeren Rastplatz, neben der Autobahn.

Sie drehte sich zu Liz, blickte ihr tief in die Augen und nahm Liz' Hand in ihre.

"Schatz, vertrau mir. Wir schaffen das. Auch Klara steht hinter uns. Genauso wie Selena und Pietro. Wir schaffen das. Versprochen.", versuchte Miranda es weiter.

Liz blieb ruhig. Sie konnte nichts rausbringen. Miranda merkte Liz' Unsicherheit und sie beugte sich kurz entschlossen zu ihr, um sie sanft zu küssen und ihr so das Gefühl von Sicherheit zu übermitteln.

"Wir schaffen das.", flüsterte Miranda ihr noch einmal zu, ehe sie sich von ihr löst und den Wagen wieder in Bewegung setzte.

Nach etwa zehn Minuten kamen beide vor dem Wohnblock, in dem Klara wohnt, an und stiegen aus dem Wagen. Miranda ging um den Wagen herum zu Liz, um sie beim laufen zu stützen. Liz nahm Miranda's Hand in ihre, verknotete ihre Finger mit denen von Miranda und atmete tief durch. Wie lange hatte sie Zoey nicht gesehen? Wie oft musste Zoey sich gefragt haben, wo Liz blieb und warum sie zu Klara musste? 

I want your arms around me!(abgebrochen!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt