32 Aufeinandertreffen

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Miranda schien wohl eingeschlafen zu sein, denn ihre Atmung war ruhig und entspannt. Es sah schon komisch aus, wie sie auf dem Stuhl saß und ihr halber Oberkörper auf dem Bett lag.

Liz hatte es endlich geschafft ihre Augen zu öffnen und dadurch Miranda beobachten zu können. Es war mittlerweile der nächste Tag und Liz hatte es nicht mitbekommen, dass Pietro gestern noch da war. Pietro hielt es jedoch nicht lang in dem Krankenhaus aus, da immer wieder die Gefahr bestand, er würde Liz alles erzählen, aber Miranda hatte ihn immer rechtzeitig daran gehindert. Zum Glück, denn für Liz wäre dann die Welt untergegangen. Miranda wollte sie schützen wo es nur ging.

Liz musste hier noch ungefähr eine Woche bleiben und sie hatte darauf gar keine Lust. Sie wollte wieder nach Hause. Zu Miranda und Pietro. Sie hasste Krankenhäuser so sehr und hatte es satt dort zu bleiben. Am liebsten würde sie abhauen, aber ihr Körper schmerzte ihr zu sehr. Sie fragte sich immer wieder was ihr alles passiert war und ob Jannes überhaupt noch lebte, oder sie ihn umgebracht hatte. Sie hatte ein schlechtes Gewissen ihn wahrscheinlich umgebracht und dort liegen gelassen zu haben. Aber warum fühlte sie sich so schlecht? Warum konnte sie ihn nicht einfach vergessen? Was war passiert, dass sie ihm sowas nur antat? Sie war unter Schock, als sie ihm das Messer in den Bauch rammte und danach abgehauen war. Eigentlich war sie doch kein böser Mensch. Es war Notwehr! Du hast richtig gehandelt, Liz!, rief ihre innere Stimme. Wahrscheinlich war dies auch so. Wahrscheinlich musste sie so handeln. Aber konnte sie nicht die Polizei rufen? Apropos Polizei rufen...wo war ihr Handy? Hatte Jannes es?

Ihr Gedankengang wurde unterbrochen, als die Tür aufgerissen wurde und eine, im Bett liegende, Patientin ins Zimmer geschoben wurde.

"Sie haben eine neue Bettnachbarin.", meinte die Krankenschwester und deutete mit ihrem Gesicht auf die junge Patientin neben ihr. Das Mädchen hatte braune, schulterlange Haare und schien noch zu schlafen.

"Wie heißt sie?", fragte Liz leise. "Rahel heißt das Mädchen.", antwortete die Schwester. Rahel. Schöner Name.

Miranda bewegte sich und kaum hatte sie ihre Augen geöffnet, schaute sie zu Liz hoch. "Hey, du bist ja wach! Wie gehts dir?", fragte Miranda besorgt und aufgeregt. "Es geht schon. Hab nun auch Gesellschaft, falls du mal nicht da bist.", erklärte Liz lächelnd und deutete mit ihrer Hand zur Bettnachbarin.

Miranda sah nicht richtig, als sie das Mädchen sah. Rahel? War es Wirklichkeit? Rahel, ihre ehemalige Schülerin, mit der sie sich stritt?

"Was ist los?", fragte Liz, als sie Miranda's weit aufgerissene Augen sah.

Miranda war sich unsicher, ob sie Liz das mit Rahel erzählen sollte. Sollte sie ihr erzählen, dass sie mal was mit Rahel hatte? Würde das ihrer Beziehung gut tun?

"Ach, gar nichts. Soll ich dir einen Kräutertee holen?", fragte Miranda fürsorglich und versuchte das Thema 'Rahel' zu beseitigen. "Nja, gern.", gab Liz verwirrt von sich und schon stand Miranda auch schon auf und verschwand aus dem Zimmer.

Miranda ging den Flur entlang und suchte die Patientenküche, allerdings fand sie diese nicht sofort. Dieses Krankenhaus war komplett anders. Es war hier auch ziemlich groß. Aber hier waren viele Läden. Bäcker, Friseur, ein kleiner Kiosk und eine große Mensa.

Nachdem Miranda eine Krankenschwester nach dem Weg fragte, fand sie die Küche auch schnell. Sie war dort zweimal daran vorbeigelaufen und sie fragte sich, was denn nun mit ihr los war? War es Rahel, die gerade ihren Kopf verdrehte? Ihr kamen die Erinnerungen hoch, als sie den Kräutertee für Liz zubereitete. Sie hatte mit Rahel abgeschlossen, ja, aber trotzdem waren die Erinnerungen da. Noch dazu: Warum lag sie im Krankenhaus? Ausgerechnet in dem Zimmer, wo Liz lag. Na super, dachte sie sich, nahm die Teetasse und ging mit schweren Beinen wieder zu Liz ins Zimmer.

"Hey Babe.", Miranda trat leise in das Patientenzimmer ein, stelle die Teetasse auf den Nachtschrank ab und gab Liz einen Kuss auf ihrer Stirn.

"Schläft sie noch?", fragte Miranda Liz und Liz bestätigte dies mit einem Nicken.

"Babe, was ist los?", fragte Liz neugierig, denn sie bemerkte Miranda's Unruhe. "Es ist wirklich nichts, mein Engel.", erwiderte Miranda.

"Ich möchte nach draußen. Ich brauche frische Luft.", murmelte Liz nach einer Weile.

"Ich rufe mal die Krankenschwester her, ob das auch okay ist und ob du das darfst."

Die Krankenschwester hatte noch kurz Rücksprache mit dem Arzt gehalten und als er sein Okay gab, holte Miranda einen Rollstuhl, damit Liz sich nicht zu sehr anstrengen musste. Sie war noch zu schwach und hatte kaum Kraft sich in den Rollstuhl zu setzen, weshalb Miranda ihr helfen musste.

Die frische Luft tat Liz sehr gut, sie genoß es draußen sein zu dürfen und nach ein paar Metern fanden die Beiden auch eine Bank, worauf Miranda sich setzte und Liz im Rollstuhl sitzen blieb.

"Und jetzt mal im Ernst, Schatz. Du kennst das Mädchen." - "Welches Mädchen?", fragte Miranda. "Die vorhin ins Zimmer geschoben wurde. Meine Bettnachbarin. Woher kennst du sie? Ich meine, ich sehe es dir doch an. Du kannst doch mit mir über alles reden.", erwiderte Liz. Miranda war sich nicht sicher, ob sie dies Liz erzählen sollte, denn sie wollte sie schonen. Rahel gehörte zu ihrer Vergangenheit und sie wusste, dass sie damals Mist gebaut und somit fast die Beziehung zwischen Mira und Rahel zerstört hatte. Nachdem Liz weiterhin nicht aufhörte Miranda nach dem Mädchen zu fragen, entschied Miranda sich dazu ihr von Rahel zu erzählen.

"Das heißt, du hattest vor mir schon ein Verhältnis mit einer Schülerin?" - "Ehemalige Schülerin.", erwiderte Miranda leise. "Aber das ist doch nicht schlimm, ich meine...jeder hat seine Vergangenheit.", sprach Liz leise und nahm Miranda's Hand in ihre. "Ich weiß und ich weiß echt nicht, warum ich mich davor gedrückt hatte...vielleicht hatte ich einfach nur Angst davor, dich zu verlieren und ich wollte dich schonen, da ich Angst hatte, du würdest dich aufregen darüber.", erklärte Miranda ihr leise. "Mich deswegen verlieren? Ich bitte dich."

Miranda beugte sich langsam zu Liz vor und legte sanft ihre Lippen auf die von Liz'. Sie hatte es so vermisst ihre Verlobte zu küssen, ihre Nähe zu spüren..

Gänsehaut machte sich auf Liz' Haut breit und sie grinste in den Kuss hinein. "Was ist?", fragte Miranda sie zwischen den Küssen.

"Es ist nichts..naja...eigentlich schon..", sie ließ von Miranda ab und schaute sie nun eindringlich an. "Ich habe dich nur so sehr vermisst und hätte anfangs nie gedacht, dass ich noch einigermaßen heile aus der Hölle rauskomme und frage mich die ganze Zeit, was mir dort passiert ist. Ist es wirklich so schlimm, dass ich das vergessen habe? Dass mein Unterbewusstsein das verdrängt, aus Schutz? Ich bin dir so unendlich dankbar, dass du bei mir bist und dich um mich sorgst, Baby. Es bedeutet mir so unglaublich viel.", erzählte sie leise und schaute anschließend traurig auf den Boden. "Babe, es ist doch selbstverständlich, dass ich für dich da bin und dass ich mich um dich sorge. Ich liebe dich und werde dich immer lieben, egal was noch kommen mag. Wir bekommen das auch noch hin!", erwiderte Miranda und riss ihre Augen weit auf, als Liz laut aufschrie und anschließend in sich zusammensackte...

I want your arms around me!(abgebrochen!)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt