I want your arms around me!(abgebrochen!)

05 Verwirrung

Was löst dieser Mensch eigentlich in mir aus? Ich bekomme Gänsehaut, wenn sie mich berührt und sie scheint es zu merken. Ich bekomme weiche Knie wenn ich in ihre Augen sehe und meine Stimme bleibt mir fast weg, wenn sie mit mir redet. Hat sie mein Verband am linken Arm bemerkt? Ja hat sie, da ihr Blick auf meinem linken Arm länger haften blieb und ihre Augen größer wurden.

Ihre Klassenkameraden sollten die Narben und das Verband eigentlich nicht sehen, aber Liz war es egal, also trug sie einen Top. Sie bekam zwar nur erschrockene Blicke, die sie aber erfolgreich ignorierte. Und ja, es wurde auch über sie gelästert, aber sie tat so, als würde sie es nicht mitbekommen.

Nachdem Frau Ley sie hier abgesetzt hatte, war Liz von ihrer Umarmung so verwirrt, dass sie gleich auf ihr Zimmer gegangen war und keinem einen Blick würdigte. Caro hatte anscheinend schon Feierabend und hatte erst Übermorgen wieder Dienst, wie sie Liz heute Morgen erzählte.

Wütend über sich selbst, starrte sie vom Bett aus an die weiße Decke. Wie konnte sie nur so dämlich sein und jeden ihre Narben zeigen lassen? Wie konnte sie nur so dämlich sein und einfach ein Top anziehen?!

Verdammte Scheiße!, fluchte sie und stand auf, um ihre Musikanlage, mit Musik aus der Richtung Metal, aufzudrehen. Nachdem sie die Anlage wieder auf Maximum drehte, tanzte sie wild dazu und versuchte so ihre Wut irgendwie loszuwerden, statt wieder zur Klinge zu greifen. In ihrem Kopf spielten sich wieder die Bilder mit Frau Ley ab und leider konnte sie diese nicht loswerden - so sehr sie es auch wollte.

Sie hatte Miranda zu nah an sich heran gelassen, was sie nicht wollte. Sie hatte ihr einen Einblick in ihrer Vergangenheit geschenkt, die nicht einmal ihre Mitschüler wussten. Die wussten nicht, was mit ihr und ihren Eltern passiert war. Wie denn auch?

Der Unfall ereignete sich am Ende der Sommerferien und ihr ehemaliger Klassenlehrer meinte nur zu den Mitschülern, sie hätte einen Unfall gehabt und würde für ein paar Wochen nicht in die Schule kommen und damit war das Thema für die Klasse beendet. Die hatten auch nicht weiter nachgefragt, meinte Selena.

Wahrscheinlich weil sie denen zu unwichtig war. Ja, sie war denen nicht wichtig. Sie war nur das kleine und schüchterne Mädchen in der Klasse, das ihre Eltern verloren hatte und trotzdem einigermaßen gute Noten schrieb. Ein kleiner Klugscheißer, was versuchte ihr Leben in den Griff zu bekommen. Ein Mädchen von sehr reichen und erfolgreichen Eltern, die jetzt tot waren.

Und das nur wegen dir, Liz!, schrie eine innere Stimme sie an.

Und da waren die schon wieder! Die Gedanken an ihre Eltern und die Gedanken an das, was sie versaut hatte. Was sie angestellt hatte.

Und nun war es wieder da. Dieses komische Gefühl in der Magengegend. Dieses Gefühl, dass ihr schlecht war. Bevor Liz sich in ihrem Zimmer übergab, rannte sie schnell zum Klo, schloss die Tür und brach alles heraus, was ihr Magen noch hergab.

Es war für sie ein befreiendes Gefühl. Es war ein befreiendes Gefühl was sich danach in ihrem Körper ausbreitete.

Dann fiel ihr ein, dass sie in ihrem Zimmer noch eine Waage stehen hatte, also spülte sie das Erbrochene herunter, spülte sich den Mund aus und ging aus dem Badezimmer. Selena lief an Liz vorbei, als sie auf dem Weg ins Bad war. Sie fragte Liz, ob alles okay sei und schnell nickte Liz, um so schnell wie möglich ins Zimmer zu gelangen. Sie spürte Selena's Blick auf sich ruhen, aber Liz drehte sich nicht um und war auch im nächsten Moment im Zimmer angekommen.

Schnell stellte Liz sich auf die Waage und musste wenige Sekunden warten, bis sie das Ergebnis hatte. Mit Schuhen, Hotpans und Top wog sie insgesamt 56 Kilo.

Noch zu viel!, schrie eine innere Stimme.

Sie bestrafte sich und konnte sich dagegen nicht wehren. Aber vielleicht wollte sie sich dagegen auch nicht wehren? Vielleicht wollte sie sich ja so herunter hungern, bis sie starb und diesen Scheiß nicht mehr ertragen musste? Sie wollte dünn werden. Sie wollte schön werden.