5. Rückblende - Erster Schultag in Hogwarts

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Mal eine, jetzt noch zusammenhangslose, Rückblende, wird später aber noch bedeutungsvoll sein.
——•——

Sie betrat die große Halle, die nun alles übertraf, was sie auf in den letzten Stunden, ja sogar in ihrem ganzen Leben, erlebt hatte.

Bis vor ein paar Tagen wusste sie nicht einmal, dass all das hier existierte.

Ihre Eltern waren doch nur ganz normale Menschen, und das war sie auch.
Ein Kind war sie, ein Mädchen, ein ganz normales Mädchen.

Sie begriff nicht, was um sie herum geschah.
Die andern Kinder schienen es zu verstehen.
Alle redeten miteinander, alle lachten, freuten sich.

Ihr war nicht nach Lachen zumute.
Viel eher wollte sie weinen.
Sie war so weit weg von ihren Eltern.
Sie war so lange Zug gefahren wie noch nie.
Überhaupt war sie erst das dritte Mal Zug gefahren.
Ihre Eltern hatten nicht besonders viel Geld und reisten deshalb nur sehr selten irgendwo hin.
Sowieso war es sehr schwer, an einen Bahnhof zu gelangen, wenn sie zu Hause war.
Ihre Eltern lebten auf dem Land, weit weg von ihren Freunden aus dem Kindergarten.

Auf dem Spielplatz spielte sie immer ganz alleine, denn keiner ihrer Freunde wollte in den Schlamm, fahren, wie sie es immer sagten.

Noch nie in ihrem Leben hatte sie so viele Kinder gesehen, alle waren in ihrem Alter.

Obwohl so viele Kinder neben ihr, vor ihr und hinter ihr liefen, hatte sie noch keine Freunde gefunden.

»Tretet ein!«, rief ein großer, alter Mann mit langem, langem Bart von einer großen Bühne herunter.
Er stand auf einem Rednerpult, das kannte sie schon, denn ihre Eltern waren oft in einem Theater gewesen.

Sie blickte sich in dem Raum um, als sich die anderen Kinder in Bewegung setzten und so den Blick frei gaben.

Der Raum schien kein Ende zu haben, keine Wände.

Er erinnerte sie etwas an den Raum, von dem sie manchmal träumte.
Der war scheinbar auch endlos gewesen.
Sie wurde in ihrem Traum dazu aufgefordert, durch den Raum zu laufen und eine Tür zu finden, doch es gab natürlich keine Tür.

Und in diesem Raum, dachte sie, gibt es keine Decke. Vielleicht sind sie ja Freunde? Der Raum aus meinem Traum und dieser hier?

Sie blickte noch einmal nach oben und blickte genauer hin. Tausende Sterne waren dort, dort, wo sich eigentlich die Decke befinden sollte.
Nun war sie verwirrt.
Was passiert, wenn es regnet?

Sie wurden an unendlich langen Tischen vorbei geführt, an denen unendlich viele Kinder saßen, manche schon etwas älter als andere.

So viele neue Freunde, dachte sie.

Sie sollten sich in einem Halbkreis aufstellen, sie stand ziemlich am Rand.

»Willkommen!«, sagte eine Frau mit einem komischen Mantel, »Ich werde nun nacheinander die Namen der Liste vorlesen.
Das gerufene Kind wird dann hier her kommen und den sprechenden Hut aufsetzten, der dann euer Haus bestimmen wird.«

Die Frau erzählte noch etwas über die Häuser, doch sie hörte gar nicht mehr zu.

Haus? Sprechender Hut? Sie verstand gar nichts mehr.

Viele Namen wurden aufgerufen, viele Kinder traten vor.

Sie wusste nicht so recht, was sie von dem Hut denken sollte.
Anfangs war sie fürchterlich erschrocken gewesen, als er angefangen hatte zu sprechen, doch mittlerweile fand sie das eher lustig.

»Joella Christin Henderson!«, rief plötzlich eine Frauenstimme.

Sie schreckte auf.
Ihr Herz klopfte.
Sie ging aber artig, wie die anderen Kinder es vorgemacht hatten, zu dem Hut und setzte ihn auf.

»Ahh«, gab der Hut ein nachdenklichen Laut von sich, »Hüte dich, Mädchen. Du bist eine geborene Slytherin. Ich sehe etwas Böses in dir. Etwas ungeahnt Dunkles.
Aber du bist bereit, die Sonne in dein Leben zu lassen - G R Y F F I N D O R.«

Schlangenblut | a Draco Malfoy story [german]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt