»Du musst mir helfen.«, sagte ich, als ich durch die Haustür seines kleinen, schäbigen Hauses gekommen war.
Mit Schwung stellte ich meine Tasche auf Remus' Esstisch. Der Tisch ächzte laut auf.
Er war schon lange einer meiner engsten Vertrauten gewesen, ein Bekannter meiner Eltern. Als ich klein war, hatte er mich oft besucht und mit mir gespielt.
»Immer langsam«, beruhigte er mich, »Setz' dich erstmal.«
Er bot mir eine Tasse mit Tee an, die ich dankend annahm. Ich war eine Stunde durch den strömenden Regen geflogen, um sein Haus zu erreichen, dementsprechend kalt war mir jetzt.
Remus sah müde aus, ausgelaugt, trotzdem lächelte er leicht, als er mich anschaute.»Was gibt es denn?«, erkundigte er sich besorgt und setzte sich mir gegenüber.
»Du musst mir zeigen, wie man ein Animagus wird«, gab ich knapp zurück, etwas unfreundlicher als gedacht, deshalb fügte ich noch ein »Bitte« hinzu.
»Du spinnst«, sagte er und schüttelte den Kopf, »Unmöglich. Völlig ausgeschlossen. Wie kommst du denn überhaupt darauf?«
»Ich muss wissen, was meine Animagusgestalt ist. Ich muss es wissen.«Er blickte mir in die Augen. »Es erfordert jahrelange Übung, sich in einen Animagus zu verwandeln, und sehr viel Körperbeherrschung und Willenskraft. Du wirst nicht von jetzt auf gleich erfahren, in welche Gestalt du dich verwandelst, obwohl du dir das eigentlich schon denken könntest, denn der Animagus spiegelt den Charakter eines Menschen wider.«
Ich ließ mich gegen die Stuhllehne fallen und stieß einen Seufzer aus.
»Ich habe keine Ahnung, was ich glauben und darüber denken kann«, meinte ich, meine Stimme klang verzweifelter als gewollt.»Wie meinst du das?«, wollte Remus wissen.
»Es ist alles komisch zur Zeit«, fing ich an und erzählte ihm all das, was mich bedrückte:
Von meinem Patronus, von Draco und dem was er mir erzählt hatte, von meinem Stress mit den ZAG's, ja sogar von Fred.Er hörte mir geduldig und aufmerksam zu, ließ mich aussprechen und wartete, bis ich verstummte, um dann seine Hand beschützend auf meine zu legen, die ich kurz zuvor verzweifelt auf den Tisch gehauen hatte, und mit dem Sprechen anzufangen:
»All das, was du mir erzählt hast, mag zwar in deinen Augen ziemlich beunruhigend klingen, aber es gibt eine Erklärung dafür.« - »Und die wäre?«Er schüttelte den Kopf. »Das kann ich dir noch nicht sagen, du... du wärst noch nicht bereit dafür.«
Ich blickte ihn entgeistert an. »Remus, du bist meine Hoffnung, meine einzige Hoffnung!«, rief ich empört. Ich war verletzt darüber, dass er mir so wenig zutraute.
»Lass mich dir etwas sagen«, antwortete er, ohne auf meinen Ausruf einzugehen, »Ob jemand gut ist, oder böse, entscheidet jeder für sich selbst. Und nur du allein kannst entscheiden, auf welcher Seite du stehst und wie du handeln möchtest.«
Ich nickte. Warum sagte er das?
Ich trank noch den letzten Schluck Tee und räumte die leere Tasse auf seine Spüle, dort wo bereits ein großer Stapel Geschirr stand.
»Auxilio«, flüsterte ich und richtete meinen Zauberstab auf das Geschirr. [1]
Prompt lief Wasser aus dem Wasserhahn und das Geschirr wusch sich von selbst ab.Er lächelte. »Auf dich ist immer Verlass.«
Vor der Tür drehte ich mich noch einmal um.
»Also gut, dann...«, fing ich an und blickte traurig. Ich hatte mir mehr von dem Gespräch erhofft.
»Hör zu«, sagte er, »Ich mache das sehr, sehr ungern. Aber da ich weiß, wie wichtig dir das ist: Komm einfach zu mir, wenn du Zeit hast. Wir kriegen das schon hin, das mit dem Animagus werden, okay? Aber denk' daran: Schule ist wichtiger. Also wehe, ich höre irgendetwas von wegen: ›Joella schwänzt Schule‹. Ihr schreibt doch bald die ZAG's, richtig?«Ich nickte.
»Ich hoffe, ich war ein guter Lehrer.«, sagte Remus und lächelte matt.
»Der Beste«, antwortete ich lachend und nahm ihn in den Arm.
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[1] - Das ist kein originaler Zauberspruch aus Harry Potter, das ist ein von mir erfundener Spruch, der dazu benutzt wird, Arbeit allein zu verrichten, quasi zu "helfen".
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Schlangenblut | a Draco Malfoy story [german]
Fanfic»Ich bin der Typ der ich sein will, wenn ich bei dir bin. Ich bin so viel mehr ich selbst.«, sagte er und schaute sie an. Stolz war er. Stolz, seine Gefühle in Worte gebracht zu haben. - Als die muggelstämmige Joella mit elf Jahren einen Brief bekom...