6.

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»Ich habe keine Lust, mich rechtfertigen zu müssen!«, rief ich, als ich mich von Malfoy losgerissen hatte und den Gang entlang eilte.

»Jetzt renn' doch nicht weg!«, rief er und lief mir nach.

Er hielt mich am Arm fest und ich war gezwungen, mich umzudrehen und ihn anzuschauen.

»Hör zu, ich habe nicht ewig Zeit, diese blöde Ausarbeitung zu machen, aber ich nehme mir wenigstens etwas Zeit und kann es deshalb nicht akzeptieren, dass du dir die Zeit nicht nimmst und dich stattdessen mit irgendwelchen Typen triffst!«
Er redete sich ziemlich in Rage und ich kniff die Augen zusammen, voller Mühe, ihm zu folgen.
Schließlich gab ich es auf und ließ ihn vor sich hin schimpfen.

Als er eine kurze Sprechpause einlegte -um Luft zu holen- unterbrach ich ihn.
»Ich verstehe nicht, was dein Problem ist!«, sagte ich energisch, »Dir war die Schule doch nie so wichtig! Und das ist nur eine Ausarbeitung, und die wird nicht benotet!«

Er fuhr sich durch die Haare.
Er ließ sein Blick durch den Gang gleiten.
Ich blickte ihm nur starr in die Augen.

»Darum geht es doch gar nicht!«, gab er schließlich beleidigt zurück.

Was?

»Wie meinst du das denn jetzt?«, fragte ich hektisch.

»Ach», schnaubte er, »egal.«

Er stieß mich mit seiner Schulter leicht zur Seite und ging in die Richtung, aus der er er gekommen war.

——•——

Wir, das waren Ginny, Ron, Hermine, Harry, Fred und ich, saßen auf der Terasse einer Kneipe in Hogsmeade.

Heute war einer dieser sonnigen, freundlichen Tage im Oktober, mittlerweile eine Rarität.

Wir hatten uns Butterbier bestellt und unterhielten uns angeregt.
Wir hatten uns viel zu erzählen, denn in letzter Zeit war unsere freie Zeit aufgrund der ZAG's ziemlich beschränkt gewesen.

Ich blickte mich verträumt um.
Die Terrasse wurde von hölzernen Säulen gestützt, um die sich zahlreiche Weinpflanzen schlängelten.

Der Garten der Kneipe war zwar ziemlich klein,  aber unheimlich gemütlich.
Viele Pflanzen, die hier wuchsen, kannte ich von zuhause, andere hätte ich noch nie zuvor gesehen.

»Weiß jemand, wie spät es ist?«, erkundigte ich mich.

Hermine blickte auf ihre Uhr und antwortete mir. »Kurz vor 3.«

»Oh«, sagte ich und griff nach meiner Tasche, »dann muss ich jetzt langsam los.«

»Wohin?«, wollte Fred wissen.

»Zu Dra- ...Malfoy.«

Als ich bemerkte, wie Fred mich überaus kritisch begutachtete, fügte ich noch hinzu:
»Wegen dieser Strafarbeit.«

——•——

Die Tür zum Klassenzimmer für die Zaubertrankbrauerei war einen Spalt geöffnet, breit genug für mich, um zu beobachten, wie Draco kleine Lichtfunken mit seinem Zauberstab produzierte und diese um sich herum schweben ließ.

»Schick, schick«, stellte ich fest, als ich den Raum betrat.

Er versteckte seinen Zauberstab sofort hinter seinem Rücken, als er mich erblickte, die Lichtfunken verschwanden.

»Hallo«, murmelte er.

»Hey«, gab ich gut gelaunt zurück.

Heute war ein wunderschöner Tag gewesen - den konnte mir niemand vermiesen.

»Ich war in der Bibliothek«, sagte ich, »Und habe mich erkundigt.«

Ich zog die ausgeliehenen Bücher aus meiner Tasche und legte sie auf den Tisch.

»Ich habe schon die Zutaten besorgt«, gab er zurück und trat einen Schritt zur Seite, um den Blick auf eine Ansammlung wild zusammengewürfelter Dinge freizugeben.

»Wirklich?«, fragte ich erstaunt; so viel Engagement seinerseits hatte ich nicht erwartet.

»Ja«, zickte er, »Wirklich.«

Wir brauten den Trank mit seinen Zutaten nach meinem Rezept, was in einem Buch stand, welches ich mir zuvor aus der Bibliothek ausgeliehen hatte und Ron hatte Recht: Er war wirklich nicht schwer zu brauen.

Als es jedoch um das Probieren ging - wir hatten uns entschieden, den Trank vorsichtshalber zu probieren, um sicherzugehen, dass mein Rezept auch das Richtige sei (er vertraue mir und meinen Kompetenzen da nicht so ganz, so hatte er es formuliert) - erinnerte ich mich wieder an das, was Hermine gesagt hatte: „Ein kleines Bisschen zu viel einer Zutat und es könnte gefährlich enden!"

Wir schauten uns an. Tief blickten wir uns in die Augen, lange zögerten wir.

    »Du probierst aus!«, rief er dann schnell und grinste siegessicher.

Schlangenblut | a Draco Malfoy story [german]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt