Vier

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Nach dem mein Retter das Zimmer verlassen hatte, saß ich noch einen Moment still auf der Trage. Mein Kopf brauchte noch einige Zeit um das, was vorgefallen war zu verarbeiten. 

Beim Anziehen lies ich mir ebenfalls ausgiebig Zeit, ich hatte es wirklich nicht eilig wieder zurück in den Unterricht zu gehen. Ich wollte mir nicht ausmalen, wie sich meine Mitschüler die Mäuler über mich zerrissen hatten in der Zeit in der mich mein Retter versorgt hat. 

Mit der Realisation, dass wahrscheinlich jeder auf der Schule von meinem kleinen Streit mit Ashley gehört haben musste, sank meine Laune wieder auf den Tiefpunkt. Ich war mit meinen Gedanken so vertieft, dass ich die Schritte in meine Richtung nicht hörte und aufschrecke, als er auf einmal wieder vor mir stand und mir einen kleinen Becher mit Tabletten in die Hand drückte. 

"Das ist ein Schmerzmittel. Sie sollten das lieber einnehmen, damit sie den heutigen Schultag überstehen. Sollten Sie die Tage weiterhin beschwerden haben, melden Sie sich bitte bei Schwester Fatima." 

Immer noch völlig verloren in meinem kleinen Schock, nickte ich wieder nur und hätte mich am liebsten direkt wieder dafür Ohrfeigen können. Warum konnte ich ihm nicht einfach antworten? Mit einer schnellen Bewegung kippte ich mir den Inhalt des Bechers in den Mund und schluckte die Tabletten trocken runter. 

"Sind Sie dann soweit?" fragte er mich und sah mich erwartungsvoll an. Irgendwas in seinem Blick jedoch verunsicherte mich.

"Ne, ich bin noch total nackt. Gott , du siehtst mich doch, ich bin fertig. " patzte ich ihn and und hüpfte von der Trage. Noch im selben moment merkte ich selber wie absolut unpassend reagierte. Woher der plötzliche Stimmungswechsel? Mit weit aufgerissenen Augen sah ich ihn an.

"Für Sie ist es immer noch Mr. Payne, ich kann mich nicht daran erinnern Ihnen das 'Du' angeboten zu haben" Die Worte trieften nur vor Abneigung und ich musste mich zusammen reißen nicht auch noch in Tränen auszubrechen. 

Was war denn los mit mir? 

Ohne noch ein Wort zu sagen, drehte er sich von mir weg und ging auf die Tür zu um die aufzumachen. Dabei hielt er sie offen und sah mich erwartungsvoll an. Mit gesenkten Kopf ging ich an ihm vorbei auf den Flur und hielt mich davon ab mich umzudrehen. Er hatte ja gesagt er begleitet mich zurück.

Als ich meinen Blick über den Flur schweifen lies, bemerkte ich ersteinmal wo genau wir uns innerhalb des Schulgebäudes befanden. Er muss mich durch die halbe Schule getragen haben, kam mir der Gedanke und ich wurde von Schuldgefühlen übermannt. 

Unsicher drehte ich mich zur Seite wo Mr. Payne, nach dem er mich mit schnellen Schritten aufgeholt hatte, eingereiht hatte. 

"Sie haben mich ja durch die halbe Schule getragen!" entfuhr es mir und ich sah nur wie er darauf leise lachte. 

"Mir blieb nichts anderes übrig, ich wusste ja nicht was genau mit Ihnen war." 

Stillschweigend nickte ich nur und wir verfielen beide in ein angenehmes Schweigen und beschritten den Weg in Richtung meines Klassenraums. 

Auf der Hälfte der Strecke, begann er jedoch die Stille zu brechen.

"Sie sprechen nicht viel oder?" 

Verwundert sah ich ihn an. Ich hatte nicht das Gefühl, dass er jemand war der sich über solche Sachen gedanken macht. Schließlich war das eine Situation die, zu mindestens für mich, absolut neu war. Mal abgesehen von der Tatsache, dass ich sowie so nicht gut im Umgang mit neuen Menschen war. Zudem er mich vor wenigen Minuten noch halbnackt vor sich hatte. 

"Doch eigentlich schon." Erwiederte ich leise, obwohl das glatt gelogen war. Aber er musste ja auch nicht wissen was ich für ein Loser war. 

"Den Eindruck habe ich nicht." 

"Sie kennen mich ja auch nicht." schoss ich direkt zurück und biss mir danach auf die Zunge, es gab keinen Grund ihn so anzukeifen und dennoch tat ich genau das. 

"Vielleich würde ich Sie aber gerne kennenlernen." als seine Worte seine Lippen verlassen hatten, konnte ich ihn nur geschockt ansehen. Doch er wusste geschickt abzulenken, denn in dem Moment klopfte er an die Tür meines Klassenraums und öffnete diese. 

Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass wir schon angekommen waren. Verwundert und auch immer noch schockiert über die Aussage, folgte ich ihm in den Klassenraum.

"Mr.Payne!" rief meine Lehrerin freudig aus. "Schön Sie heute schon zu begrüßen-"

Sie kannten sich? 

Verwirrt schlich ich mich an den Beiden vorbei und ging ich zu meinem Platz und versuchte mich nicht von den Blicken meiner Mitschülerinnen beirren zu lassen. An meinem Platz angekommen, richtete ich meinen Blick wieder auf Mr. Payne und Mrs. Edwards.

"Aber wollten sie nicht erst am Montag ihre Stelle als Sport- und Englischlehrer antreten?"

LEHRER?

Entsetzt klappte mein Kiefer nach unten und in meinem Kopf schwirrte immer wieder ein Gedanken herum. Ohne wirklich was dagegentun zukönnen, knallte ich mit meinem Kopf auf meine Tischplatte.

Mein neuer Lehrer hat mich halb Nackt gesehen und mit mir geflirtet.

Teacher » l.p.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt