Küsse?!
>>Du bist nicht gewöhnlich, Gwendolyn.<< flüsterte ich, während ich anfing, ihr durchs haar zu streichen. >>Du bist ganz und gar ungewöhnlich. Du brauchst keine Magie des Raben, um für mich etwas besonderes zu sein.<<
Mein Gesicht kam ihrem noch näher und dann trafen sich endlich unsere Lippen.
Das war mein erster richtiger Kuss und das mit Gwen.
Mein Gehirn stellte sich aus und ich konnte an nichts anderes denken als >Oh<, >Mhm< und >Mehr<.
Ihre Lippen lagen weich auf meinen und ich wollte sie nie wieder von meinen trennen.
In meinem Bauch machte sich etwas breit. Es war ein Gefühl wie als würden tausende Schmetterlinge in mir rumflattern. Das Gefühl war mehr als nur angenehm und in dieser Situation war ich einfach nur vollkommen entspannt.
Doch dann riss sich Gwen von mir los.
Mir viel auf, dass der Vorhang eine andere Farbe hatte. Wir mussten zurück gesprungen sein und ich hatte es nicht mal bemerkt. Dabei nervte mich das Magenziehen doch sonst immer.
Ich zog mich auf dem Fenster zurück, wobei ich mit dem Kopf gegen die Wand stieß.
>>Mist!<< murmelte ich und rieb mir den Hinterkopf.
>>So schlecht fand ich es nun auch wieder nicht.<< sagte Gwen locker. Sie dachte wohl, dass das mit dem Mist zu dem Kuss zählte. Dabei tat es das gar nicht.
Moment, warum war sie so locker? Ich meine, wir waren fast Hundert Jahre durch die zeit gesprungen und ich hatte es wegen dieses Kusses nicht gemerkt und sie sah das alles ganz locker? Irgendwie unfair.
Um mich ab zu lenken, sah ich am Vorhang vorbei. Wenn sie einfach weiter macht, konnte ich das auch.
>>Niemand zu sehen.<< Ich trat hinaus in die Kirche. >>Gut. Wir nehmen den Bus zurück nach Temple. Komm, sie werden uns schon erwarten.<<
Sie sah mich fassungslos durch den Vorhang an. Was hatte ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht? Sie hatte doch angefangen, so zu tun, als wäre nichts gewesen.
>>In diesem Kleid fahre ich nicht mit dem Bus.<< sagte sie und trat heraus.
Das war also das Problem gewesen. Na ja, ich war auch nicht wirklich wild darauf in den Klamotten mit dem Bus zu fahren. Sonst war ich doch immer der, der sich wegen der Klamotten aufregte. Wow, dieser Kuss hatte mich echt aus der Fassung gebracht.
>>Wir nehmen ein Taxi.<< sagte sie bestimmend.
ich drehte mich zu ihr, widersprach aber nicht. Taxi klang gut.
>>Okay, dann nichts wie raus hier.<< sagte Gwen. >>Mir ist kalt.<< Echt jetzt? War das ihr ernst?
Sie wollte sich an mir vorbeischieben, doch ich hielt sie am Arm fest. Das konnte ich nicht. wir würden jetzt darüber reden, ob sie wollte, oder nicht.
>>Hör mal, wegen eben ...<< ich brach ab, weil ich hoffte, dass sie mir ins Wort viel, wie sonst auch. Doch diesmal gab sie nicht einen Mucks von sich. Hätte ich mir eigentlich auch denken können.
>>Diesen Kuss ... Das hab ich ...<< nicht so gemeint.
Aber das wäre gelogen. Ich hatte es so gemeint. Sie sah mich abwartend an, was mich irgendwie unter druck setzte. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Deshalb schwieg ich.
Ich zupfte ihr eine Haarnadel aus den haaren. Ihr Frisur hatte sich inzwischen komplett aufgelöst. Ich nahm eine ihrer strähnen und wickelte sie mir um den Finger. Mit der anderen Hand begann ich ihre Wange zu streicheln. Und dann beugte ich mich runter und küsste sie erneut. Diesmal ganz vorsichtig. So, als wäre sie eine Porzellanpuppe.
Es geschah das Gleiche, wie zuvor. Mein Hirn ging auf Sendepause, mit den Ausnamen >Oh<, >Mhm< und >Mehr<. Auch die Schmetterlinge setzten wieder ein. genau wie dieses entspannte Gefühl, doch auch diesmal hielt es nicht ansatzweise so lange wie gewünscht.
Gwen gab mir einen Schubs vor die Brust, wodurch ich zurückwich.
Sofort setzte ich eine neutrale Miene auf. Sie sollte nicht wissen, wie sehr sie mich verletzt hatte.
Offenbar hatte sie es doch gemerkt.
>>Ich ... ich dachte, ich hätte etwas gehört.<< sagte sie deshalb. Wer es glaubt?
Doch ich wollte mich nicht mit ihr streiten.
>>Okay.<< sagte ich etwas gedehnt, aber dennoch freundlich.
darauf antwortete sie nicht. Wahrscheinlich, weil sie mir genauso wenig glaubte, wie ich ihr.
>>Wir gehen dann besser mal.<< Ich ging voraus und hielt Gwen die Tür auf.
Sie sah noch einmal über alle Bänke. Vielleicht hatte sie noch etwas gört. Was natürlich schwachsinnig war. Ich hatte immerhin nichts gehört.
Wir traten hinaus und ich stellte mich sofort an die Straße, um ein Taxi an zu halten. Es kam auch sofort ein freies. Sonst hatte ich nicht so ein Glück. Aber wahrscheinlich hatte der Typ uns nur wegen der Klamotten gesehen.
Ich drehte mich zu Gwen.
Diese wiederum sah sich noch einmal die Kirchenfassade an. Interessierte sie sich dafür? Kaum vorstellbar. Na ja, aber sie war ja schon etwas seltsam.
>>Kommst du, Gwendolyn?<< rief ich ihr zu.
Sie kam auch sofort zu mir und wir nahmen im Taxi platz.
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Saphirblau - Gideons Sicht
Fanfictiondas gab es zwar schon oft, aber ich wollte es selber mal versuchen. SAPHIRBLAU aus Gideons Sicht! (abgeschlossen)