23 Kapitel

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Kirche


In der Eingangshalle wartete schon Rakoczy auf uns. Er führte uns gleich nach draußen. Hatte der jetzt die ganze Zeit hier warten müssen? Der Arme!

Während wir gingen, legte ich Gwen noch ihren Schal um. Ich hätte ihn beinahe vergessen, da ich so mit Gwens getaumel beschäftigt war.

>>Verdammt, Gwendolyn – das ist doch keine Party bei deinen Schulfreunden! Wie konntest du nur!<< sagte ich.

>>Es tut mir leid.<< meinte sie nur.

Doch es hörte sich kein wenig so an, als würde es ihr leidtun. Es klang eher so, als würde sie innerlich die Augen verdrehen. Also entweder fand sie mich nervig, oder ich wurde langsam echt paranoid..

>>Lord Alastair ist nur in Begleitung eines Pagen und seines Kutschers hier.<< raunte Rakoczy, der wieder aufgetaucht war, nachdem er kurz geschaut hatte, ob irgendjemand hier war. >>Der Weg und die Kirche sind gesichert. Alle Eingänge der Kirche sind bewacht.<<

Wenigstens war ich jetzt nicht mehr der einzige Nüchterne. Rakoczy schaffte es immerhin, seinen Job zu machen.

>>Dann komm.<< Ich griff dabei nach Gwens Hand und zog sie mehr hinter mir hier, als sonst was.

>>Ich könnte die junge Dame auch tragen.<< schlug Rakoczy vor, als er sah, wie ich Gwen zog. >>Sie scheint nicht mehr so sicher auf den Beinen zu sein.<<

Ach bitte. Ihr ging es gut. Naja, nein, ihr ging es nicht gut. Aber soweit kommt es noch! Gwen in Rakoczys Armen. Ich würde kotzen. Außerdem könnte ich Gwen locker tragen. Wie viel wiegte sie 45 Kilo. Höchstens 50 Kilo. Nicht schwer!

>>Eine reizvolle Idee, aber – nein danke. Die paar Meter schafft sie alleine, oder?<<

Anstatt zu antworteten nickte Gwendolyn nur mit dem Kopf.

Na, ging doch. Man musste nur etwas hart durchgreifen.

In zwischen war der Regen noch stärker geworden und ich ging noch schneller. Mir war es trotz Rakoczys Männer nicht geheuer. Und außerdem hatte ich keine Lust ewig im Regen zu stehen. Durchnässt zu sein, zerstörte meine Haare.

Als wir endlich die Kirche erreichten, drückte ich Gwendolyn auf eine Bank vor dem Altar. Da es ihr anscheinend nicht so gut ging, würde sie wahrscheinlich auch nicht so schnell aufstehen.

Dann ging ich zu Rakoczy zurück, der noch bei der Tür stand.

>>Wir bewachen die Kirche von außen. Es kann keiner reinkommen ohne von uns entdeckt zu werden. Ihr könnt sicher zurückspringen.<< meinte Rakoczy zu mir.

>>Gut. Und danke. Sagte dem Grafen noch einen schönen Gruß von mir und das mir Gwendolyns Verhalten leid tut.<<

>>Ich werde es ausrichten.<< damit drehte sich Rakoczy um und ging aus der Kirche. Ging doch. Ein sehr effektiver Mann.

Ich ging weder zu Gwen, die zu meinem Glück noch auf der Bank saß.

>>Hier drin ist es genauso gruselig wie draußen. Warum bleibt er nicht bei uns?<< wollte Gwen wissen.

>>Aus Höflichkeit.<< Wobei das nicht mal stimmte. Er war einfach nicht der Mensch, für warme Lagerfäuer. >>Er möchte nicht mit anhören, wie ich dich anschreie. Aber keine Sorge, wir sind alleine. Rakoczys Leute haben jeden Winkel abgesucht.<<

In so Sachen konnte man sich wirklich auf diesen Typen verlassen. Auch wenn er sonst nicht so vertrauenswürdig aussah, er machte seine Arbeit mit Gewissen. Aber vielleicht hatte er auch einfach Angst vor dem Grafen?

Saphirblau - Gideons SichtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt